Rezension
Vyannevor 13 Jahren
Camus' Novelle spielt in Algerien und handelt vom Protagonisten Meursault, dessen Charakter ziemlich auffällig ist. Er ist ernüchternd ehrlich und relativ gefühlsarm und widersetzt sich dadurch mancher gesellschaftlichen Norm. Die Handlung wächst sich nach der Vorstellung des Protagonisten parabelartig zu einer Konfrontation dieser gewissermaßen gesellschaftsuntauglichen Persönlichkeit mit der Gesellschaft aus, als Meursault ein Verbrechen begeht und letztlich mehr dafür verurteilt wird, wie er ist, als dafür, was er getan hat. Die Sprache ist, analog zur Persönlichkeitsstruktur Meursaults, weitgehend sachlich-nüchtern und einfach gehalten. Im Laufe der Erzählung findet eine Verschiebung der äußeren Handlung zur inneren und des sachlichen zum emotionalen und komplexen Sprachstil statt, die das Geschehen unterstreicht. Spannend ist die Novelle wohl nicht und auch auf eine Identifikation mit den Figuren darf man wohl nicht hoffen. Darum geht es aber m.E. nicht, viel mehr geht es - wenn man es abstrakt betrachten möchte - um den Umgang der Gesellschaft mit dem Eigentümlichen. Auf dieser Ebene regt die Erzählung sehr zum Nachdenken an.