Cover des Buches Abschied für immer und nie (ISBN: 9783959670104)
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Rezension zu Abschied für immer und nie von Amy Reed

Am Boden zerstört, schockiert- nicht wegen dem Buch!

von Julyie vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Nur wenige Bücher haben mich so aufgewühlt wie dieses.

Rezension

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Julyievor 8 Jahren

"Es gibt zu viele Bücher über Trauer und Verlust, über den Abschied von geliebten Menschen. Aber es gibt kein Buch darüber, wie man ihn zurücknimmt, diesen Abschied."

Ich bin gerade wirklich vollkommen darüber entsetzt, was manche Leser hier in ihren Rezensionen schreiben. Haben wir wirklich dasselbe Buch gelesen?


Vorerst zum Buch:

Erschienen ist das wundervolle Buch am 10.11.2015 mit 304 aufwühlenden Seien in 34 Kapiteln, im HarperCollins Verlag.

Das Cover ist schön, schlicht, ruhig. Es sagt einfach nichts aus, genau wie es bei diesem Inhalt sein sollte.


Klappentext:

Ein Leben außer Kontrolle. „Mal im Ernst, Evie, was haben wir schon zu verlieren?“ Was die krebskranke Evie noch will, ist eine letzte Reise. Noch einmal das Adrenalin in den Adern spüren. Noch einmal auf den Rat ihrer Freundin Stella hören: Lebe wagemutig. Aber die Flucht aus der Klinik wird alles verändern … Evie fällt es unsagbar schwer, in die Welt der Gesunden zurückzufinden. Bis sie Marcus trifft. In seiner Nähe fühlt sie sich lebendig. In seinen Exzessen, seinen fantastischen Höhenflügen. Nur ahnt sie nicht, dass sie nur einen Schritt vor dem Abgrund steht …


Worums geht´s?

Ich glaube dazu muss ich nicht mehr viel sagen, wie man unschwer aus dem Klappentext lesen kann, geht es um Evie, die eine schwere Zeit des Krankheitsprozesses erlebt. Wie schwer ihr das Leben, der Umgang mit ihrer Familie und Freunden und vorallem mit sich selbst ist.
Wir begleiten Evie nicht nur im Krankenhaus, sondern auch wie sie sagt in ihrem "alten Leben" in dem sie bereits gestorben ist. Ich finde ein Satz im Klappentext beschreibt das Buch und somit Evie ziemlich gut: Ein Leben außer Kontrolle.


Um wen geht´s?

Unsere Protagonstin ist Evie Whinsett, die mit ihren jungen Teenagerjahren einiges durchmachen muss. Bei ihr wurde ein Ewing-Sarkom in ihrer Hüfte festgestellt (für alle die sich damit nicht auskennen: Es ist ein seltener, bösartiger Tumor, der meist Knochen befällt).
An ihrer Seite sind abgesehen von ihren Eltern, ihre Schwester Jenica, ihr Freund Will, ihre beste Freundin Kasey und ihre Onkologiestation-Freunde Stella und Caleb.

Evie ist Cheerleaderin gewesen, gemeinsam mit Kasey und Will gehörten sie zu den beliebtesten Leuten auf ihrer Schule.

Außerdem lernen wir im Krankenhaus ihren Arzt Dr. Jacobs (der meiner Meinung nach ziemlich komisch rüber kommt) und Schwester Moskowitz kennen.

Ein anderer wichtiger Protagonist stößt es ungefährt bei der Hälfte des Buches dazu: Markus Lyon, in dem Evie sich Hals über Kopf verliebt.

Erster Satz, erstes Kapitel:

"Kommt wir gehen in die Cafeteria", sagt Stella.


Meine Meinung:

Also, wie oben bereits erwähnt, war ich wirklich schockiert, als ich die Rezensionen eben gelesen habe. Entweder sind Meinungen wirklich so unendlich verschieden, wir haben nicht dasselbe Buch gelesen oder irgendwas mit dem IQ von irgendjemanden stimmt nicht. Sei es meiner oder der eines anderen. Das lasse ich euch nun offen.

Für mich ist dieses Buch ganz klar eine Fünf-Sterne-Bewertung. Ich verstehe die negativen Kritken so gar nicht.

Vorallem verstehe ich nicht, wie man ständig ein Buch nur wegen seiner Storyline mit einem anderen vergleichen muss. Das hier ist mit Sicherheit NICHT "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", wenn überhaupt würde es mich eher an "Die unwahrscheinlichkeit von Liebe erinnern".
Man kann ein Buch nicht danach beurteilen wie sehr es einem anderen ähnelt- oder abweicht, sondern eher danach wie seine eigene Geschichte ist. Wenn man dies kritisieren würde, könnte ich das ja noch nachvollziehen, wenn es einem nicht gefällt, aber es zu kritisieren weil man einen guten Bestseller wie John Green´s Buch es ist damit vergleicht, verstehe ich den Sinn der Rezension nicht.

Ja "Abschied für immer und nie" ist ein trauriges Krebsbuch, eines das den Leser vielleicht ein unschönes Gefühl im Bauch hinterlässt, aber es gibt verdammt viele Bücher über diese Thematik.
Und wenn dies jemand als blöden, langweiligen Abklatsch beschreibt, fällt mir als Kranenschwester nur eines ein: geht auf eine Kinderonkologie und schaut in die Augen der Kids, dann denkt über dieses Buch nach, und über die traurigen Worte in eurer Rezension.

Mir hat diesees Buch jedenfalls sehr gefallen, ich habe an vielen Stellen nicht recht gewusst, ob ich Lachen soll oder weinen. Manchmal war mir in ein und demselben Satz danach aufeinmal beides gleichzeitig zu tun. So verrückt es auch klingen mag, dieses Buch hat mich dermaßen aufgwühlt, dass ich kurz nicht mehr wusste wo oben und unten war. Vielleicht haben mich die negativen Kritiken deshalb so aufgeregt, weil mich das Buch emotional zu mitgerissen hat.
Ich selber arbeite auch im Krankenhaus, ich sehe jeden Tag dieses Leid was all die Leute durchleben.

Und Evie und vorallem Stella schienen ein bisschen Farbe in die grauen Krankenhauswände zu bringen.

Ich kann nach vollziehen, dass einige Probleme mit Evie´s Persönlichkeit hatten. Doch wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, kann man es nachvollziehen.

Das der plötzliche Wandel der Heilung wie in dem Buch genannt "ein Wunder" viele überrascht hat ist auch nicht verwerflich. Dennoch sollten wir uns alle mal die Frage stellen, ob wir nicht genau an solche Wunder glauben und hoffen sollten.

Und warum es aus vielen Gründen für Evie so schwer fiel, ein normales Leben weiter zuführen.

Dazu fallen mir zwei der gefühlten 1000 Zitate aus diesem poetisch geschrieben Buch ein:

"Worüber redet man, wenn das Leben der einen Person stehen bleibt und das der anderen weiter geht?"

"Die Sache ist nur: Sie verstehen nicht, dass dies kein Leben ist, sondern ein schwacher, grausamer Schatten davon. Ich bin bereit, auch wenn sie es nicht sind. Ich bereit mich zu verabschieden."

Genau das ist eines ihrer größten Probleme, versuch euch in die Lage zu versetzen, sie musste mit ihren jungen Jahren schon so viel über Krankheit und Leid nachdenken, dass sie irgendwann absolut und vollkommen damit abgeschlossen hatte zu sterben. Und ihr Leben war da schon lange nicht mehr das, was es vorher war. Sie beschreibt das ganz gut als ihre "gesunde Evie" und die "kranke Evie", und nun soll sie als keines davon wieder zurück in ihr eigentlich abgeschlossendes Leben finden?

Immer mit den mitfühlenden Gesichtern geplagt, die eher die kranke Evie anstatt die gesunde Evie sehen?

Ich glaube nicht das es leicht ist. Und ich finde die Autorin hat es genau richtig gemacht, auch der plötzliche Drogenkonsum, der Evie das Gefühl gibt, ein bisschen heilere Welt zu haben.

Wenn ich aber lese, dass Evie im Buch undankbar, egoistisch, naiv und extrem nervend rüber kommt, frage ich mich wirklich was da in einem vor geht, sowas zu empfinden?!

Verdammt sie ist krank und was bitte ist daran ist EGOISTISCH? Das ihre Familie leidet, ihre Freunde? Das sie alle Evie einengen, dass sie fast erstickt an Mitleid? Natürlich ist es hart für ihre angehörigen, aber Evie ist alles andere als egoistisch und undankbar. Sie ist es einfach Leid als ein Mädchen das weder krank, noch gesund ist angesehen zu werden. Immer diesen verdammten Krebs-Bonus ausgesetzt zu sein.

Vielleicht sehe ich die ganze Thematik auch anders, vielleicht weil ich das beruflich jeden Tag im Krankenhaus miterlebe.

Ich muss zum Schluss auch leider nochmal auf Das Schicksal ist ein mieser Verräter zurückgreifen, denn wie anscheinend alle es kennen (auch ich liebe dieses Buch), erzählt dort Hazel genau wie "Ein herschaftliches Leiden" endet, nämlich mitten im Satz. Und genau so endet hier dieses Buch, mitten im Satz. Und alle die meinen, Abschied für imme rund nie hätte ein offendes Ende, die sollten sich klar werden, was genau dieser Satzabbruch aussagt.


Fazit:

Für mich war es ein wunderschönes, sehr poetisch geschriebenes Buch, in dem ich wahrscheinlich 100 Zitate entnommen und aufgeschrieben habe. Amy Reed hat einen sehr wundervollen, mitreißendes Schreibstil in diesem Buch hervorgebacht.

Für mich ist es ein Buch, welches nicht über ein Mädchen mit Krebs erzählt, sondern darüber wie schwer es ist zu Leben, obwohl man eigentlich schon längst aufgegeben hat.

Bisher das beste Buch, welches ich 2016 gelesen habe.


Zitate:

- Manchmal vergesse ich, wie unbehaglich sich normale Leute fühlen, wenn wir Witze übers Kranksein machen. Sie verstehen nicht, dass es manchmal nur zu ertragen ist, wenn man es mit Humor nimmt.

- Damals als das Glück so einfach einzufangen war, weil es einfach die ganze Zeit da war, in der Luft rings um uns herum schwebte und darauf wartete wie Obst gepflückt zu werden.

- Mein Todschlagargument. Nimand kann mit einen Krebskind streiten, das behauptet, müde zu sein.

- Vieleicht ist es manchmal ganz gut, verwirrt zu sein.

- Ich glaube nicht, dass Wunder ansteckend sind.

- Ausdrucksstark ist nicht dasselbe wie aggressiv.


und mein absolutes Favorite-Zitat:

"Es gibt zu viele Bücher über Trauer und Verlust, über den Abschied von geliebten Menschen. Aber es gibt kein Buch darüber, wie man ihn zurücknimmt, diesen Abschied."

Und das sagt meiner Meinung wohl alles über das Buch, über Evie, über den Handlungsverlauf und über ihr Leben aus.

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