Cover des Buches Der Einbruch (ISBN: 9783940879219)
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Rezension zu Der Einbruch von Andreas Wollbold

Rezension zu "Der Einbruch" von Andreas Wollbold

von SiCollier vor 11 Jahren

Rezension

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SiColliervor 11 Jahren
In jedem Leben kommt einmal die Stelle, da kannst du nichts mehr tun. (Seite 76) Meine Meinung Ein Zufall machte mich auf dieses Buch aufmerksam. Es ist, um mit dem Kritikpunkt anzufangen, sehr schön ausgestattet (Hardcover, Lesebändchen), nur der Satzspiegel dürfte etwas kleiner sein. Die Seiten sind so voll bedruckt, daß man es beim Lesen die Finger auf der Schrift hat. Das ist etwas, was mich persönlich stört und den ansonsten sehr guten Gesamteindruck trübt. Das Büchlein selbst habe ich gerne gelesen, wenngleich ich nicht verhehlen möchte, daß ich auch mit dem Text ein paar kleinere Schwierigkeiten hatte. Das fängt damit an, daß ich mir die Namen nur schlecht einprägen konnte. „Erzählung“ wird es betitelt, ob der Kürze von nicht mal hundert Seiten sicherlich richtig, aber es bedingt eben auch eine gewisse Kürze des Textes. Von den Figuren, soweit sie länger auftauchten, hatte ich zwar so meine Vorstellung, doch eine etwas ausführlichere Einführung derselben wäre sicherlich hilfreich gewesen, beispielsweise um mir die Namen besser merken zu können. (Was allerdings auch ein eigenes Problem sein könnte, da ich ein ausnehmend schlechtes Namensgedächtnis habe.) Die Handlung selbst, von der der Autor im Nachwort schreibt, daß sie (die Unterschlagung) in der Realität so wie im Buch beschrieben nie stattfinden könnte, entwickelt sich langsam und umfaßt zeitlich gesehen „nur“ einen Tag. Dieser Tag wird jedoch für Heinz Thiesen wesentlich. Morgens der Besuch beim Arzt, der ihn zu beruhigen sucht. Dann der Auftrag vom Generalvikar, den Dechanten, der Gelder unterschlagen hat, zur Rede zu stellen. Er kennt ihn, der aus reichen Verhältnissen stammt, von früher, sie haben gemeinsam studiert. Der Weg zu ihm gibt Thiesen Gelegenheit, oder besser ist Anlaß, über sein eigenes Leben nachzudenken; über seine Wünsche, seine Ziele. Die er einmal hatte, was daraus geworden ist - und was in den paar Jahren, die ihm noch bleiben, vielleicht daraus werden könnte. Wollbold sieht diese Geschichte, die er bereits 1993 konzipiert hat, auch etwas als eine Art „Spiegel“ für die Kirche, denn Thiesen denkt an diesem Tag über seinen eigenen Werdegang innerhalb dieser Kirche und die Veränderungen nach. Eine Kirche, die vielleicht zu sehr in der Welt angekommen ist, obwohl das Reich Jesu doch gerade nicht von dieser Welt ist. Den Text selbst empfand ich über eine gewisse Strecke hin als eher sachlich und nüchtern, was bei den bisherigen Veröffentlichungen des Autors sicherlich angebracht war. Hier hätte ich mir mehr „Farbe“, mehr Emotion gewünscht. Diese Sachlichkeit hat mit etwas das Lesetempo gebremst, was andererseits so verkehrt auch nicht war. Im Laufe des Fortgangs schien es mir, als ob der Autor sich „eingeschrieben“ hatte, oder hatte ich mich an den Stil gewöhnt? Die Szene auf dem Friedhof (Seite 67), so kurz sie ist, ist jedenfalls von einer beeindruckenden Eindringlichkeit. Am Ende müssen beide - Thiesen wie der Dechant - zu einer Entscheidung kommen. Und vielleicht auch der Leser, der durch die Lektüre angeregt wird, über sein eigenes Leben nachzudenken. Kurzfassung Die Fahrt zu einem alten Studienkollegen gibt Thiesen Gelegenheit, über sein eigenes Leben nachzudenken. Ein kleines Büchlein, das es wert ist, mehrfach gelesen zu werden.
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