Cover des Buches Würde (ISBN: 9783442752782)
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Rezension zu Würde von Andrew Brown

Rezension zu "Würde" von Andrew Brown

von LibriHolly vor 12 Jahren

Rezension

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LibriHollyvor 12 Jahren
This is Africa. Richard Calloway, Rechtsanwalt in der "Midlife-Crisis", lebt mit seiner Frau Amanda abgeschottet in einer Luxus-Wohnanlage in einem Vorort von Kapstadt. Die Ehe besteht nur noch aus Gewohnheit, die beiden Eheleute haben sich längst nichts mehr zu sagen. Sie liebt Dinnerpartys, er hasst sie und auch der neu gekaufte SLK bringt Richard nicht die erhoffte Befriedigung. Jenseits dieser reichen Welt gibt es jedoch auch noch eine andere im Schatten der Tafelberge. Eine Welt voll Gewalt, Korruption und Hass. Ein täglich Kampf ums nackte Überleben. In dieser Welt lebt Abayomi mit ihrem Mann Ifasen und ihrem gemeinsamen Sohn Khalifah. Sie sind Immigranten aus Nigeria und als solche ist es für sie nicht einfach eine Arbeit zu finden, obwohl beide hochgebildet sind. So bleibt nichts anderes als Einkunftsquelle übrig, als dass Abayomi Tag für Tag ihren Körper als Edelprostituierte verkauft, während ihr Mann auf der Straße Plastikmobilees feilbietet. Diese beiden Welten prallen jäh aufeinander, als Richard den Fall eines zwielichten russischen Geschäftsmannes übernimmt, der unter dem Verdacht steht, eine Fahrerflucht mit Todesfolge begangen zu haben. Durch ihn lernt Richard Abayomi kennen und sein bisheriges Leben gerät völlig aus den Fugen. Es ist für ihn ein Schritt in eine neue Welt, die er bis dato so nicht kannte. Vielleicht ein Schritt zuviel? So nimmt ein gefährliches Spiel seinen Lauf, ein Spiel in dem die Grenzen zwischen Recht und Unrecht verschwimmen, ein Spiel um das nackte Überleben in einer Welt voll Fremdenhass und Korruption. In seinem neuen Roman beschäftigt sich Andrew Brown mit der Flüchtlingsproblematik in Südafrika. Es geht um Gerechtigkeit, die nicht für jeden gilt und schon gar nicht für Immigranten. Es geht um Wahrheit und Lüge und die feine Grenze dazwischen. Und zu guter letzt geht es auch um die Würde eines jeden Menschen. Die Würde, die Abayomi und Ifasen trotz ihrer aussichtslosen Lage verzweifelt zu bewaren versuchen und die Würde, die Richard dabei ist zu verlieren. Der Roman kommt sehr leise und unspektakulär daher. Die Handlung kommt dabei nur sehr langsam in Schwung. Bei den Schilderungen der einzelnen Gerichtsszenen merkt man zwar, dass Brown selbst Anwalt ist und weis von was er spricht, aber eine gewisse Detailverliebtheit hemmt dabei doch erheblich den Spannungsaufbau. Auch die sehr ausführlich geratenen Schilderungen des von Bürgerkrieg geschüttelten Nigerias sind dabei nicht sehr förderlich. Doch Durchhalten zahlt sich am Ende aus, wartet der Roman doch mit einem überraschenden und durchaus temporeichen Schluß auf. Fazit: Man erfährt in diesem Roman sehr viel über die herrschende politische Lage in Südafrika und Nigeria. Zudem erhält man, sozusagen aus erster Hand, Einblicke in die südafrikanische Gerichtsbarkeit und die Zustände in den Gefängnissen. Leider bleibt jedoch dabei die Spannung etwas auf der Strecke.
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