Cover des Buches Der weiße Reiter (ISBN: 9783499242830)
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Rezension zu Der weiße Reiter von Bernard Cornwell

Rezension zu "Der weiße Reiter" von Bernard Cornwell

von Schmonie vor 15 Jahren

Rezension

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Schmonievor 15 Jahren
„Der weiße Reiter“ setzt inhaltlich direkt nach den Ereignissen aus "Das letzte Königreich" an. Nach der Schlacht bei Cynuit, in der der dänische Kriegsherr Ubba seinen Tod durch Uthreds Schwert fand, hängt das Schicksal der Angelsachsen weiterhin an einem seidenen Faden. Northumbrien, Mercien, Ostanglien und damit fast ganz England ist von den Dänen besetzt, die ihren Einflussbereich nun auch auf Wales und die Küstengebiete Cornwalls ausweiten. Der zwischen den Dänen und Sachsen geschlossene Frieden ist mehr als wackelig, und nur wenige trauen den Invasoren so leichtgläubig, wie der fromme König Alfred. Auch Uthred, der mittlerweile zu einem kampferfahrenen Krieger mit strategischen Verstand und eigenem Landbesitz herangereift ist, hat seine Zweifel. Immer noch Sympathien für die Dänen hegend, bei denen er aufwuchs, sucht er eine Möglichkeit sich seinen alten Freunden anzuschließen. Doch als der erwartete Angriff kommt und Alfred in das sumpfige Marschland im Südwesten Englands flieht, sieht sich Uthred plötzlich durch einen Schwur verbunden an dessen Seite wieder. Während der König auf göttlichen Beistand setzt, sammelt Uthred eine Armee um sich, die den Feind endgültig vernichtend schlagen soll. Angesichts der Tatsache, dass das Sumpfgebiet fast völlig abgeriegelt ist, eine beinahe unlösbare Aufgabe. Bernard Cornwell hat sich mit "Der weiße Reiter" deutlich gesteigert. Zwar ist mir die Figur Uthred in ihrer Verhaltensweise größtenteils immer noch suspekt, aber zumindest die nicht nachvollziehbaren Seitenwechsel aus dem ersten Teil blieben aus. Ein sesshafter Sachse wird er wohl trotzdem im Laufe der Reihe nicht mehr werden, dafür scheint ihn das Kriegshandwerk zu sehr zu reizen. Auch hier zeigt sich: Den normalen frühmittelalterlichen Lebensalltag zu skizzieren, ist Cornwells Ding nicht. Wenn es dann aber zu Schlachtbeschreibungen kommt zeigt sich seine wahre Stärke. Die im letzten Drittel stattfindende historische Schlacht von Ethandum (heute Edington) wird erschreckend brutal geschildert. Ohne es zu wollen taucht man als Leser selbst in diesen Rausch aus Blut, Schwertern und Dreck ein, und fühlt sich unvermittelt an die heftigsten Kampfszenen aus "Braveheart" erinnert. Hier spielt Cornwell sein Können aus und verweist Genrekollegen in ihre Schranken. Auch die Verknüpfung von Historie und Fiktion gelingt ihm meisterhaft. Der Spannungsbogen zieht sich bis zum Ende durch und das Tempo bleibt erstaunlich hoch. Da stört es auch nicht, dass viele Figuren (z.B. Asser, Odda) weitestgehend blass bleiben. Ich liebe Cornwells Stil und habe mich über gut 500 Seiten klasse unterhalten gefühlt. Insgesamt ist "Der weiße Reiter" eine starke Fortsetzung, die Lust auf die gesamte Reihe macht und besonders im letzten Drittel für viel Lesespaß sorgt. Ein gelungener Ausflug in das England des 9. Jahrhunderts und klare Empfehlung für alle Fans historischer Romane.
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