Rezension zu "Mit anderen Worten" von Christopher J. Moore
Der Ritt geht durch so gut wie alle Sprachfamilien. Ein besonderer Schatz ist das Kapitel "Alte Sprachen", das von Altgriechisch bis Latein und Sanskrit viele interessante Beiträge enthält. Warum hier allerdings gerade (Schottisches) Gälisch und Jiddisch auftauchen verwundert, denn als Minderheitensprachen werden beide in verschiedenen Varietäten bis heute gesprochen. Zu "richtig" toten Sprachen wie eben Latein und Altgriechisch passt das weniger. Dafür ist die Auswahl der Begriffe umso passender, denn "in flagrante" (Latein), "Nirwana" (Sanskrit), "Chaos" (Griechisch) und "Chuzpe" (Jiddisch) verdeutlichen den anhaltenden Einfluss alter Sprachen auf unseren heutigen Wortschatz.
Eine ähnlich gelungene Idee ist der Abschnitt über indigene Sprachen, bei denen eine Einordnung in Kulturräume und Sprachfamilien, wie in den meisten anderen Kapiteln, aufgrund der weit gefächerten Auswahl wenig Sinn machen würde. Im ersten Moment klingt die Idee sehr exotisch, doch gerade Begriffe wie "Billabong" (aus der Sprache der Aborigines) oder "Ubuntu" (Bantu) haben nicht zuletzt als bekannte Markennamen überlebt. Die Erklärungen in diesem Kapitel schüren zu Recht Aufmerksamkeit für vom Aussterben bedrohte Sprachen. Nur die knappe Erklärung von "Powwow" ist misslungen, denn diese Versammlungsart indianischer Stammesangehöriger ist sehr viel mehr als "eine Versammlung gewöhnlicher Menschen" (S. 121).
Ähnlich großzügig muss man mit dem Ausspracheguide umgehen. Es ist lobenswert, hier nicht das korrektere phonetische IPA-Alphabet zu verwenden, das außer linguistisch vorbelasteten Lesern kaum jemand deuten kann. Die Übersetzung in lateinische Buchstaben ist meist annähernd gelungen. Wenn allerdings ausgerechnet der Trend-Begriff "Hygge" mit "HO-gga" (S. 82) angegeben wird, dann ist das einfach falsch. Nicht einmal ein englischsprachiger Dänisch-Kenner würde dieses Wort so aussprechen. Und warum es ausgerechnet die Sprachen des mittleren Ostens (Arabisch, Türkisch und Co.) in ein gemeinsames Kapitel mit Asiatischen Sprachen wie Mandarin und Japanisch geschafft haben bleibt ebenfalls fragwürdig.
Allgemein gilt: Es ist kein sprachwissenschaftliches Werk, sondern maximal eine unterhaltsame Einführung, so fair muss man sein. Dafür ist das Buch im Durchschnitt durchaus gelungen, die Auswahl reicht von bekannten Beispielen bis zu ausgesuchten Fundstücken, die Christopher J. Moore sachkundig einfließen lässt. Die mit eine Hauch Retro umgesetzten Illustrationen von Lan Truong veranschaulichen das Erklärte, auch wenn sie vereinzelt etwas viel Weißraum lassen, der mit weiteren interessanten Begriffen hätte gefüllt werden können.
Originaltitel: "In other Words"