Rezension zu Die Straße von Cormac McCarthy
Rezension zu "Die Straße" von Cormac McCarthy
von Chaosmädchen
Rezension
Chaosmädchenvor 14 Jahren
Die das Feuer tragen Nacht und Nichts. Farblose Landschaften, zerstört, entvölkert, ruinös, von grauer Asche bedeckt. Die Sonne fahl scheinend, erreicht die Erde nicht mehr. Keine Pflanzen, keine Tiere. Zwei Menschen auf einer Straße. Vater und Sohn, letzte Zeugen einer sterbenden Welt. Was man sagen will hierzu braucht zu viel Worte, was man gerne mitteilen will, ist pures Gefühl und eine innere Stille. Das eigene Ich wird karger und wüster, leerer, je länger man liest. Und in sich der Funke, der das Feuer trägt, verblassend, mit jeder Seite trostloser. Es kommt einem beinahe wahnwitzig vor, dass McCarthy geschafft hat etwas so unvorstellbares, ein Szenario so abseits vom jetzigen Zustand zu schreiben. Das Nichts in Worte zu packen. Mit einer Sprache gewaltig und dennoch karg, die besser und eindringlicher beschreibt, was Bilder vielleicht vermögen. Aristoteles sagte einst, der Dichter habe Vorrang vor dem Geschichtsschreiber, weil er schreibe, nicht was ist, sondern was sein könnte. Seinem Werk wohne allein die Erkenntnis der Wahrheit inne. McCarthys konkrete, auf logischen Überlegungen zur menschlichen Natur basierende Version einer Welt post Klimakatastrophen, post Atomkrieg, post Meteoriteneinschlag, was auch immer wir uns Apokalyptisches vorstellen wollen, hat eine immense Realität und dadurch einen unglaublichen Schrecken, den man zu benennen sich nicht traut, weil er jegliche Hoffnung rauben würde und je länger man liest, desto klarer wird: So weit weg, so unwahrscheinlich ist das alles gar nicht, es ist nur eine andere Wirklichkeit, die hinter unserer eigenen lauert.