Cover des Buches Gewöhnliche Sterbliche (ISBN: 9783941248847)
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Rezension zu Gewöhnliche Sterbliche von David Mack

Rezension zu "Gewöhnliche Sterbliche" von David Mack

von Ameise vor 14 Jahren

Rezension

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Ameisevor 14 Jahren
"Gewöhnliche Sterbliche" ist der zweite Teil der spektakulären Destiny-Trilogie, von der ich eigentlich annahm, sie würde sich hauptsächlich um die Borg drehen. Aber weit gefehlt, auch dieser Roman dreht sich sehr wenig um die kybernetischen Finsterlinge - was ich persönlich keineswegs als Nachteil empfinde. Die Crews der Enterprise-E und der Avantine arbeiten zusammen, um herauszufinden, welches der kürzlich im Azur-Nebel entdeckten Subraumlöcher den Borg als Abkürzung in den Alpha-Quadranten dient. Leider wäre es viel zu gefährlich, diese Kanäle einfach zu zerstören. Deshalb ordert Picard eine riesige Flotte als Unterstützung zum Azur-Nebel, um direkt ins Territorium der Borg vorzustoßen. Ein anderer Handlungsstrang berichtet von Erika Hernandez, die mit drei weiteren Mitgliedern ihrer Crew dazu verdammt ist, gemeinsam mit den Caeliar eine Reise in die Vergangenheit anzutreten. Während die Jahre verrinnen, gehen die vier Gefangenen ganz unterschiedlich mit ihrem Schicksal um. Hernandez entwickelt mehr als alle anderen eine gewisse Sympathie für die Caeliar und besonders für deren Chefwissenschaftler Inyx, was sie schließlich dazu bringt, sich auf einen verhängnisvollen Pakt einzulassen. Ungefähr 800 Jahre später trifft auch die Titan-Crew auf die Caeliar, und ein Außenteam, dem unter anderem auch die schwangere Deanna Troi angehört, findet sich genau wie einst die Besatzung der Columbia als Gefangene der mächtigen Superwesen wieder. In all den Jahrhunderten hat Erika Hernandez viele Caeliar-Fähigkeiten entwickelt, und die Mitglieder des Landetrupps können sich nicht sicher sein, auf wessen Seite sie steht. Währenddessen verschlechtert sich Trois Gesundheitszustand rapide... "Gewöhnliche Sterbliche" ist ein typischer Mittelroman, sowohl im guten als auch im schlechten Sinne. Der große Vorteil liegt darin, dass der Leser die Charaktere und Schauplätze schon aus dem ersten Teil kennt, so dass man sich eine große Einleitung sparen und die Handlung gleich Tempo aufnehmen kann. Erfreulicherweise verzichtet der Autor im Gegensatz zum Vorgänger darauf, unbedingt jede Figur in die Handlung einzubringen, und konzentriert sich statt dessen hauptsächlich auf eine Person: Erika Hernandez. Sie ist eindeutig die Hauptperson und tragische Heldin dieses Romans. Die Kapitel, die sich um sie und den kläglichen Rest ihrer einstigen Crew drehten, waren für mich die absoluten Highlights dieses Romans. Hier konnte David Mack zeigen, dass er nicht nur für Action und Spannung sorgen kann, sondern auch ein gutes Händchen für große Charaktermomente hat, die wirklich unter die Haut gehen. Solche Szenen haben mir im ersten Teil gefehlt. Vor allem die komplexe Beziehung zwischen Hernandez und Inyx ist sehr feinfühlig beschrieben, aber auch das Verhältnis der vier gefangenen Frauen untereinander. Überhaupt gefällt mir einfach alles an diesem Handlungsstrang; diese Kapitel sind ist wirklich originell, traurig, bedrückend, einfach toll. Durch die starke Konzentration auf die Hernandez-Story geraten die anderen Figuren ein wenig in den Hintergrund. Die Titan-Crew kommt vergleichweise noch sehr gut weg. Auch zwischen ihnen gibt es gute Dialoge und viele ruhige Szenen, die zum Nachdenken anregen. Ein wenig schwach kommen die Enterprise/Avantine-Szenen daher. Hier bleiben die Charaktere blass, und die Erforschung der Subraumlöcher konnte mich nicht gerade fesseln. Da die Vernachlässigung einiger Figuren aber deutlich zugunsten der wesentlich interessanteren Caeliar-Handlung ging, konnte ich dieses kleine Manko locker verschmerzen. Sehr schön fand ich auch den Auftritt einiger liebgewonnener Charaktere aus dem gelungenen Roman "Die Gesetze der Föderation" . Bis kurz vor Schluss fand ich "Gewöhnliche Sterbliche" einfach großartig und war mir fast sicher, die Höchtpunktzahl zu verteilen, aber dann kamen die letzten zwei Kapitel, durch die ich mich tatsächlich durchquälen musste. Der Nachteil von Mittelromanen in Trilogien ist nun mal, dass sie auf möglichst spektakuläre Weise enden müssen, um die Leser neugierig auf das große Finale zu machen. Hier ging diese Strategie meiner Meinung nach völlig daneben. Plötzlich tauchen alte Bekannte aus der Versenkung auf, die von mir aus gerne genau dort hätten bleiben können, und ein wahres Actionfeuerwerk wird entfesselt. Das wäre ja eigentlich gar nicht so schlimm, aber was mich richtig nervte, waren die Dialoge während der Zweikämpfe, so nach dem Motto: "Har har! Nimm das, du Bastard!" Übelster Military-Trash in meinen Augen, die völlig unpassende Komik hineinbringt! Das Ganze endet wieder mal mit einem Cliffhanger, in dem alles noch ein bisschen größer und aussichtsloser ist als vorher - war ja klar. Fazit: Ein wirklich grandioser Roman mit einem völlig verkorksten Schluss, der wohl Spannung aufbauen sollte, aber zumindest bei mir das genaue Gegenteil erzeugte. Die Caeliar-Geschichte allerdings ist Star Trek in Höchstform und macht diesen Roman absolut lesenswert.
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