Rezension zu L'amica geniale (Italian Edition) von Elena Ferrante
Ein Muss für alle Italien-LiebhaberInnen
von UtaRuscher
Kurzmeinung: Das Beste, was ich in letzter Zeit las!
Rezension
UtaRuschervor 7 Jahren
Kein "Bella Italia", sondern das Gegenteil. Ich las alle vier Bände im Original - und kam nicht mehr davon los. Ferrante zeigt auf bedrückende Weise, was es für Mädchen der Unterschicht bedeutete, in den 50er Jahren in einem neapolitanischen Kiez aufzuwachsen. Die Lebenswege der beiden Freundinnen verlaufen denkbar verschieden. Die eine bleibt in Neapel, die andere studiert in Pisa, zieht nach Florenz. Verbunden sind sie durch eine Art Hassliebe, geprägt von Verrat und absoluter Treue. Nichts hat Bestand - und ist dennoch präsent. Nichts bleibt wahr - und ist dennoch wirklich. Wer ausbrechen will, müht sich vergeblich. Niemand kommt an der Gomorrah vorbei (die namentlich nie erwähnt wird, aber das Leben der Figuren prägt), alle sind einer zerstörerischen Macho-Mentalität ausgeliefert. Dennoch gibt es Lichtpunkte, eher sprühende Funken, die jedoch schnell verlöschen. Wer die italienische Mentalität verstehen will, kommt an Ferrante nicht vorbei. Ihre Sprache berauscht. Was sich zwischen den Zeilen Bahn bricht, raubt einem den Atem. Figuren und Geschichten sind kunstvoll verwoben. Sehr poetisch, aber ohne Schnörkel, schonungslos offen, das Unerzählbare beschreibend - so würde ich diese Tetralogie charakterisieren.