Cover des Buches Drei Meter über dem Himmel (ISBN: 9783548264356)
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Rezension zu Drei Meter über dem Himmel von Federico Moccia

Rezension zu "Drei Meter über dem Himmel" von Federico Moccia

von Livi vor 12 Jahren

Rezension

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Livivor 12 Jahren
"Etwas Schlimmes hat sich bei ihm eingenistet. Eine Bestie, ein Monster hat sich eine Höhle hinter seinem Herzen gebaut, stets bereit aufzuspringen und zuzuschlagen, voll blinder Wut, ein Kind des Leids und einer enttäuschten Sohnesliebe." ("Drei Meter über dem Himmel", Seite 253) ******* Beim Aufschlagen der ersten Seiten von "Drei Meter über dem Himmel" wird man sofort von einem außergewöhnlichem und zugegebenermaßen eigenartigem Stil begrüßt, der einem zunächst etwas skurril erscheinen und aufgrund seiner Besonderheit etwas abschrecken mag. So beispielsweise bezeichnet Federico Moccia auf den ersten Seiten seine Charaktere ganz untypisch und zunächst noch etwas distanziert als "das Mädchen" oder aber "ein Junge", sodass man sich als Leser unweigerlich als eine Art abgesonderter Zuschauer fühlt, der als Beobachter einen zufälligen Einblick in die Gassen Roms erhascht von diesem Zeitpunkt an jene Charaktere weiterhin mit einem beobachtendem Auge auf ihrer Reise durch einen Abschnitt ihres Lebens begleitet. * Diese genannten Bezeichnungen für die Charaktere treten jedoch glücklicherweise lediglich zu Beginn auf, da Moccia allmählich und nachdem sich der Leser in die Geschichte eingefunden und die Hauptprotagonisten erkannt hat diese wieder ablegt und in die Rolle eines beinahe normalen, gewöhnlichen personalen Erzählers schlüpft. Die Betonung liegt auf "beinahe", denn Federico Moccia überrascht dennoch durch seinen Schreibstil und seine Erzählart mit einigen ungewohnten Absonderlichkeiten, die vor allem zu Anfang zu meiner Verwirrung sorgten. Nicht nur die leichten, unangekündigten Perspektivwechsel, die aufgrund der durchweg vorherrschenden personalen Erzählweise ganz überraschend auftreten, sondern auch die plötzlich und unvorbereitet ab und an eingefügten Zeitsprünge bzw. Rückblicke ließen mich immer wieder verwirrt, stutzend und stirnrunzelnd die vorherigen Sätze erneut lesen oder ein paar Seiten zurückblättern. Oft benötigte es daher seine Zeit, bis ich als Leserin überhaupt bemerkte, dass es sich bei einer Stelle mal wieder um einen Rückblick, eine Erinnerung oder einer Szene aus der Vorgeschichte eines Charakters handelte, was unwillkürlich den Lesefluss ungemein behinderte. Erst nach und nach schlichen sich aus diesem Grund kleine Aha-Effekte in meinem Bewusstsein ein, nachdem verschiedenste, zunächst verwirrende Szenen für ein Chaos gesorgt hatten, doch sich schließlich und letztendlich am Ende eines Kapitels zu einem logischen Gesamtbild verbanden. Nach einer gewissen Zeit und gelesenen Seitenanzahl jedoch hatte ich mich glücklicherweise an diesen außergewöhnlichen und ziemlich untypischen Stil gewöhnt, sodass es das weitere Lesevergnügen (fast) nicht mehr beeinträchtigte. * Auch die Charaktere oder vielmehr dessen ebenso ausgefallene Namen wie Moccias Stil selbst legen einem zu Beginn kleine Stolpersteinchen in den Weg. Denn eigentümliche, kuriose und zumeinst italienische Namen wie Babi, Pollo, Pallina, Lucone und viele mehr werden dem Leser entgegengeworfen. Noch dazu schein Federico Moccia seinen Lesern ein verlässliches Gedächtnis zuzutrauen, denn bereits die ersten zehn Seiten tauchen diese Namen zusammen mit den Charakteren als Namensträger in großer Anzahl auf, sodass ich anfangs tatsächlich ab und an gezwungen war, mein Gedächtnis angestrengt auszuwringen, um mir * in Erinnerung zurückzurufen, welche Person mit welcher Geschichte sich doch gleich hinter diesem Namen verbirgt. Dieses Problem war jedoch ebenso schnell wie es aufgetaucht war, wieder verschwunden und schon bald fand ich meine absoluten Lieblinge unter dieser Vielzahl an vielfältigen Charakteren. Neben den Hauptprotagonisten gönnt Federico Moccia beinahe jedem einzelnen auftretenden Charakter seine ganz eigene Geschichte und interne, wichtige Rolle im gesamten Geschehen, was vor allem durch die geschickt gelösten Perspektivwechsel erreicht wird. Dadurch werden auch die kleinsten Nebencharaktere sehr greifbar und glaubwürdig, sodass selbst zunächst durch die Augen der Protagonisten betrachtete scheinbar unsympathische Nebencharaktere bei einem späteren Perspektivwechsel in ein ganz anderes Licht gerückt und ihre Beweggründe für den Leser zunehmend nachvollziehbar werden. * Aus diesem Grund war es mir kinderleicht möglich, ebenso unwichtige Personen lieb zu gewinnen, vor allem Pallina oder Dani, die sich mit ihren ganz einzigartigen und charakteristischen Macken in mein Sympathiespektrum einschlichen. Aber allen voran stehen natürlich Babi und Step, aus deren Augen der Leser die meiste Zeit das Geschehen miterlebt. Zusammen mit ihnen verfolgt man unter abwechselnden Perspektiven einen Teil ihrer Lebensgeschichte, beobachtet spannend ihr erstes Aufeinandertreffen und fiebert spätestens von diesem Zeitpunkt an unaufhörlich einem gemeinsamen Happy-End für die beiden entgegen. Beide, sowohl Babi als auch Step, zeichnen sich durch ihre wundersame Einzigartigkeit und Grundverschiedenheit auf, die nicht zu überspitzt sondern natürlich und glaubhaft wirkt. Mitgerissen erlebt man als Leser ihre Annäherungen, Meinungsverschiedenheiten und Gespräche, die oft nur so vor Wortwitz und Humor strotzen, jedoch an anderen Stellen von Szenen voller reiner Ernsthaftigkeit und Tiefgründigkeit abgelöst werden, die einem das Herz erwärmen und es schließlich schmelzen lassen. Spätestens nach der Hälfte dieser Geschichte und dutzenden Vespafahrten durch die Nacht Roms, Verfolgungsjagden und Strandspaziergängen war es um mich geschehen - Sowohl Babi, die mir mit ihrer treuen Trotzigkeit unheimlich sympathisch wurde, als auch (natürlich) Step, den ich zugegebenermaßen zusammen mit Babi aufgrund seiner Handlungen so manches Mal verfluchen hätte können, dafür aber nicht nur Babis, sondern auch mein Herz ebenso in Sturmeseile wiedergewann. Ein authentisches, gelungenes Ende lässt einen immer noch mit den Gedanken irgendwo in Rom bei Step und Babi verbleibend zurück und weckt den dringenden Wunsch, den zweiten Band schnellstmöglich in die Finger zu bekommen. ******* "Dann macht sie die Augen auf. Tränen schimmern darin, Tränen der Liebe, wunderschön. Er schaut sie an. 'Was hast du?' 'Ich habe Angst.' 'Wovor?' 'Dass ich nie mehr so glücklich sein werde wie gerade eben.' " ("Drei Meter über dem Himmel", Seite 361) * FAZIT Zusammen mit Babi und Step begibt man sich an die unterschiedlichsten Schauplätze Italiens und Roms, fährt auf Vespas und Motorrädern durch nächtliche Gassen, durchlebt die nervenaufreibendsten Verfolgungsjagden, spaziert an mondbeschienen Stränden entlang und lauscht ihren wortwitzigen und dennoch ab und an tiefsinnigen Gesprächen. Trotz eines ungewöhnlichen Erzählstils hat Federico Moccia eine zutiefst romantische und gefühlvolle Geschichte geschaffen, die einen als Leser mit klopfendem Herzen zurücklässt.
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