Die Freundinnen Taylor und Sierra chatten nichtsahnend im sogenannten Mystery-Chat, in dem Sie Jacob kennenlernen. Da Sierra Internetverbot hat, sendet sie ihm die E-Mail Adresse von Taylor unter der er dann später Taylor kontaktiert. Jacob scheint ein sehr netter Kerl zu sein. Die Gespräche mit ihm scheinen so einfach. Bevor Taylor allerdings ihrer besten Freundin Sierra erzählen kann, dass sie sich ein bisschen in Jacob verliebt hat, fängt diese schon strahlend an zu erzählen, dass sie den Computer ihrer Schwester benutzt hat, um mit ihm zu chatten. Sie wollen sich in den nächsten Tagen treffen. Das trifft Taylor hart. Wie konnte sie auch annehmen, dass sich mal jemand für sie und nicht für Sierra interessiert. Doch, wie sich das alles entwickeln soll, können die beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen.
Mehr möchte ich euch vom Inhalt gar nicht erzählen. Ihr solltet so unvoreingenommen wie möglich in die Geschichte eintauchen. Dann trifft sie euch ganz unerwartet und tief. Die Thematik ist nämlich keine leichte Kost - seid darauf gefasst. Am Anfang zieht die Handlung sehr schnell an. Die Geschehnisse scheinen sich zu überschlagen, während wir noch dabei sind Taylor und Sierra, sowie ihre Freundschaft näher kennenzulernen. Diese Art und Weise, die Geschichte einzuleiten, spiegelt perfekt die Schnelligkeit wieder, in der man sich in genau der gleichen Situation wiederfinden könnte, wie Taylor und Sierra.
Die Charaktere werden Stück für Stück vorgestellt. Dabei wollte die Autorin allerdings scheinbar zu deutliche Abgrenzungen unter den Personen schaffen, was dazu geführt hat, dass die Figuren sehr sprunghaft wirken. Es fügt sich nicht passend zusammen. Auf der anderen Seite muss man jedoch berücksichtigen, dass es sich um Jugendliche handelt, die sich selbst einfach noch nicht gefunden haben. Dementsprechend ist es durchaus authentisch, dass ihre Gedanken und Taten so widersprüchlich an einigen Stellen sind.
Sierra kommt bei dem Ganzen leider so gar nicht gut weg. Sie wird als ein sehr anstrengender Charakter beschrieben, der gerne im Mittelpunkt steht und des Öfteren auch mal über die Stränge schlägt. Dadurch baut der Leser absolut keine Sympathie zu ihr auf. In Taylor konnte ich mich dagegen enorm gut hineinversetzen. Alles, was sie tut oder eben nicht, kann ich ganz genau nachvollziehen. Ich denke, so hätten unter diesen Umständen viele gehandelt. Ständig schwirrte mir die Frage im Kopf, was ich getan hätte. Das nimmt einen als Leser schon ziemlich mit.
Die Dinge, die in dem Buch geschehen, sind schockierend und jeder könnte jederzeit in so einer Situation landen. Eine grausame Vorstellung. Gerade zu Zeiten, wo jeder fast permanent online ist. Keiner ist grundsätzlich davor geschützt und eben diese Tatsache macht die Handlung so angsteinflößend, sowie verstörend. Die Thematik wird so realistisch dargestellt, dass sich die Emotionen direkt auf mich übertragen haben. Das war ziemlich beeindruckend. Obwohl der Schreibstil, durch die vielen kurzen Sätze, relativ abgehackt ist, passt es perfekt zum Szenario. Die Spannung ging anfangs auch nicht verloren.
Das hat sich im Verlauf leider immer mehr geändert. Was mich schon zum einzigen, allerdings großen, Kritikpunkt bringt. Die erste Hälfte des Buches ist so furchtbar spannend. Die zweite Hälfte dagegen total langweilig. Die Handlung schlägt plötzlich eine sehr merkwürdige Richtung ein, die nicht richtig zum Vorherigen passen möchte. Die Authentizität ist auf einmal wie weggeblasen. Sehr merkwürdig, was die Charaktere machen. Bis zu diesem Punkt hätte ich das Buch gerne als Schullektüre empfohlen. Das Ende war dafür allerdings viel zu zwanghaft, unpassend, unrealistisch. All das, was das Buch vorher ausgezeichnet hat. Damit konnte ich dann leider nichts mehr anfangen.
Mich konnte die zweite Hälfte von "Im Zweifel tue nichts" leider nicht zusagen. Der Anfang ist nervenaufreibend und treibt einen als Leser ständig dazu, sich zu fragen, was man dagegen tun kann. Das Ende war dann jedoch viel zu konstruiert und würde im echten Leben höchstwahrscheinlich niemals so passieren.
Nichtsdestotrotz möchte ich euch das Buch ans Herz legen, weil es einem die Augen für gewissen Gefahren im Internet öffnet, die klar sein sollten, es aber leider nicht immer sind. Aufklärung alleine bietet die Geschichte nicht, dafür ist es nicht tiefgründig genug. Aber es greift eine wichtige Thematik auf und schafft ein Bewusstsein dafür