Cover des Buches Sturm über Branitz (ISBN: 9783839212189)
Huebners avatar
Rezension zu Sturm über Branitz von Franziska Steinhauer

Rezension zu "Sturm über Branitz" von Franziska Steinhauer

von Huebner vor 12 Jahren

Rezension

Huebners avatar
Huebnervor 12 Jahren
Ein Schmuckstück für Krimi-Muffel und Liebhaber der historischen Kulisse. Franziska Steinhauer gelingt es, einen dubiosen Mordfall in die Lausitz des 19.jahrhunderts zu erfinden und Spannung von der ersten bis zuir 450. Seite aufrechtzuerhalten. Zugegeben scheinen die Wirrnisse um einen Leichenfund im Schlosspark Branitz des Gartenfürsten Pückler-Muskau etwas unglaubwürdig, aber es geht bei dem historischen Kriminalroman ja nicht um Authentizität, sondern um die Aufklärung eines fiktiven Mordfalls. Die Leiche eines Jungen, übel zugerichtet, augenscheinlich missbraucht, wird unter einer Baumwurzel gefunden, die durch einen heftigen Sturm freigelegt wurde. Schon beginnt die Gerüchteküche um Branitz zu brodeln und die Ortspolizei rätselt. Stilistisch sehr gekonnt, aber eben auch dies nur für Liebhaber der wechselnden Erzählperspektive, schlüpft der Leser wechselweise in die vielen Charaktere des Geschehens. Ob Weisenjunge, Priester, Eremit, Kräuterhexe, bürgerliche Städter oder dörfliche Handwerker - jeder kommt zu Wort und auch aus dem umfangreichen überlieferten Briefmaterial des Fürsten selbst hat die Autorin schöpfen können, um die Atmosphäre um 1860 gefühlsstark wiederzugeben, wobei die Zweckdienlichkeit der zitierten Briefpassagen nicht immer einleuchten, nicht immer mit der Kriminalgeschichte in Verbindung gebracht werden können. Der Jungenleichnam führt den Dorfpolizisten Hausmann und Dr. Priest sowie Hinnerk Renck auf verschiedene Pfade. Aber erst Frieder Prohaska, der junge Dorfschullehrer, wird auf die richtige Spur zu einem nahe gelegenen Kloster geführt, in dem die Weisenkinder nicht immer nach allen Regeln pädagogischen Geschicks behandelt zu werden. Entgegen den Regeln der Textsorte "Rezension" möchte ich nicht verraten, wer der Täter ist, sondern den Leser anregen, sich selbst auf die Spur zu begeben. Das Glossar am Ende des Romans ist gut gemeint, aber nicht notwendig für den Krimileser. Alles in allem fesselnde Lektüre vor allem für stürmische Herbstabende.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks