Cover des Buches Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid (ISBN: 9783401067704)
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Rezension zu Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid von Gabriella Engelmann

[Rezension] Weder Tiefe noch Persönlichkeit

von Schneekatze vor 10 Jahren

Rezension

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Schneekatzevor 10 Jahren
Ein klassisches Märchen aufgreifen und modernisieren – wieso nicht? Die Idee selbst ist super. Aber in diesem Jugendbuch wirkt das Zusammenspiel von klassischen und modernen Elementen leider so gar nicht.

Diese Märchenadaption hat viele klassische Merkmale aus „Schneewittchen“ entnommen, dabei hält die Autorin sich aber ein wenig zu strikt an das Original.
Die Hauptprotagonistin, die wie Schneewittchen aussieht, trifft auf einen Jungen, der mit sechs Jungen in einer WG wohnt und die sich die Sieben Zwerge nennen. Dazu der Supervater, der aber nie da ist und vor seiner Frau flüchtet und die böse Stiefmutter. Würde man das Märchen modernisieren, könnte der Vater sich auch einfach scheiden lassen und gut ist. Es klingt alles wie zugeschnitten, ein Zufall nach dem anderen, sodass es zu vorhergeplant wirkt.
Was mich gestört hat, waren auch die ständigen Anspielungen auf Schneewittchen. Die Hauptprotagonistin Sarah wird ein paar Mal zu oft von Nebenpersonen Schneewittchen genannt. Es ist einfach too much. Ich verstehe die Intention der Autorin, dass sie das Märchen modernisieren will, aber hätte sie sich etwas freier an den Plot gehalten, wäre der Roman besser geworden.

Im klassischen Märchen spricht der Spiegel zu der Stiefmutter. Dies kam mir hier fehl am Platz vor. Das ganze Buch ist realistisch geschrieben und dann rutscht es durch den lebendigen Spiegel plötzlich in die fantastische Richtung.

Der Schreibstil ist einfach, sehr beschreibend, aber für ein Jugendbuch an die jüngeren Mädchen vollkommen okay. Was ich nicht okay fand, waren die übermittelnden Werte. Wir leben in einer Gesellschaft, in der sich sowieso schon alles um Schönheit dreht. Daher finde ich es recht zweifelhaft, wenn den jungen Mädchen in diesem Roman suggeriert wird, dass sich wirklich alles nur darum dreht, dass man hübsch aussieht.
Der Roman scheint als besonderes Merkmal aus dem Märchen das schöne Aussehen von Schneewittchen zu nehmen und verarbeitet dieses als stärkstes Argument. Sarah wird sogar von fremden Leuten angesprochen, wie schön sie doch sei. Und sobald man ein bestimmtes Alter erreicht hat, ist man weg vom Fenster (Die Stiefmutter bekommt keine Jobs mehr).
Natürlich, man kann nicht leugnen, dass da etwas wahres dran ist, aber soll ein junges Mädchen mit diesen Einstellungen aufwachsen?

Eine zweite Haupteigenschaft von Sarah erscheint, dass sie nicht gerade schlau ist. So wird es dem Leser zumindest bei einem Fotoshooting dargestellt. Kann die Aufregung sein, wird aber mit keinem Wort erwähnt, nur wie doof sie sich anstellt.
Sie verknallt sich in einen Typen nach dem anderen. Erst Paolo, dann spielt sie ein wenig mit Johnny rum und verliebt sich später in Felix. So ein Gefühlschaos ist normal, wenn man jung ist – trotzdem fehlt auch hier die Erklärung, die Gedanken, die Gefühle. Alles wird angedeutet, aber nichts ausgeführt. Sarah bleibt ein schönes Mädchen, mehr nicht. Niemand, in den man sich hineinversetzen kann.
Genauso wie die Mordanschläge der Stiefmutter: Der Neid wird so aus dem Märchen entnommen, aber nicht in Frage gestellt, überarbeitet oder mit weiteren Motiven bestückt. Es wirkt nicht realistisch.

Fazit: 1/5 Der Roman hält sich zu sehr an das klassische Märchen. Wenig Tiefe und kaum Möglichkeiten, das Handeln der Personen nachvollziehen zu können.


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