Rezension zu Die blutbefleckte Puppe von Gaston Leroux
Rezension zu "Die blutbefleckte Puppe" von Gaston Leroux
von Ferrante
Rezension
Ferrantevor 13 Jahren
Nachdem ich diesen Roman ausgelesen hatte, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Einen Schauerroman ebenbürtig dem Klassiker "Das Phantom der Oper" (vom selben Autor) versprach mir vollmundig der Klappentext. Ebenbürtig? Nein, sicherlich nicht, denn "Das Phantom der Oper" war ein ausgereifter Roman. Bei diesem hier hatte man das Gefühl, der Autor konnte sich nicht entscheiden, was er schreiben will. Alles beginnt sehr gut mit dem hässlichen Benedikt Masson, der in Christine, die Tochter des Mannes gegenüber, verliebt ist. Wie in "Das Fenster zum Hof" beobachtet Benedikt die merkwürdigen Ereignisse im Hinterhof seiner Nachbarn. Ein unbekannter schöner Mann taucht auf, verschwindet geheimnisvoll wieder - alles sehr spannend. Das Ganze wird in Tagebucheinträgen Benedikts erzählt, die spannend und atmosphärisch sehr dicht sind. Benedikt wird von Christine in den Palast eines Grafen mitgenommen, dort soll er als Buchbinder in der Bibliothek arbeiten. Er versucht hinter das Geheimnis um den schönen Mann zu kommen, während die Gräfin den beiden immer wieder erzählt, ihr Mann sei ein Vampir. Dieser Erzählstrang wird nach dem Ende von Benedikts Tagebuch weiter aufgenommen, und die Vorwürfe der Gräfin bewahrheiten sich schließlich. Das wird aber wenig spannend erzählt, und Gabriel, den schönen geheimnisvollen Mann bei Christines Familie, scheint der Autor vergessen zu haben. Stattdessen wird Benedikt völlig unmotiviert und uncharakteristisch zum brutalen Mörder und wird am Ende des Romans hingerichtet. Das Ganze wirkt schließlich etwas wirr und halbgar. Insgesamt kann man sich traurigerweise dieses Buch eines großen Autors wohl eher sparen.