Rezension zu Der grüne Heinrich von Gottfried Keller
Rezension zu "Der grüne Heinrich" von Gottfried Keller
von glowinggloom
Rezension
glowinggloomvor 15 Jahren
Der Roman liefert eine umfassende Schilderung der Verhältnisse in der deutschsprachigen Schweiz um 1850. Das hohe sprachliche Niveau, die, mittlerweile leicht antiquiert wirkende, ausgeklügelte Ausdrucksweise, erinnern an den Schreibstil von Thomas Mann. Keller schreibt hier auch eine ausführliche, wissenschaftliche Religionskritik. Sehr bewegend schildert er die Episode des "Hexenkindes" Meret, die von einem sadistischen Pfarrer zu Tode gequält wird. Hier ein Beispiel für Kellers, meiner Meinung nach, sehr schönen Sprachstil (ein kleiner Junge beim Versuch, sich eine Sammlung von Insekten anzulegen): "Die lebendigen Schmetterlinge aber, welche ich fing, wie die glänzenden Käfer, machten mir saure Mühe mit dem Töten und dem unversehrten Erhalten; denn die zarten Tiere behaupteten eine zähe Lebenskraft in meinen mörderischen Händen, und bis sie endlich leblos waren, fand sich Duft und Farbe zerstört und verloren, und es ragte auf meinen Nadeln eine zerfetzte Gesellschaft erbarmungswürdiger Märtyrer."