Cover des Buches Die Menschheit schafft sich ab (ISBN: 9783426789407)
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Rezension zu Die Menschheit schafft sich ab von Harald Lesch

Eine Bestandsaufnahme

von KainAutor vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Eine ebenso eindringlicher wie beeindruckender Appell.

Rezension

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KainAutorvor 6 Jahren
Als Rezensent kann und sollte man ein Werk (egal in welcher Form) als das beurteilen, was es sein will - und nicht als das was man selbst gerne gehabt hätte. Denn Erwartungen sind subjektiv. Schauen wir uns einmal das Cover des Buches an, entdecken wir dort direkt unter den Namen der Autoren die Wort "Zum Stand der Dinge". Genau als das sollte man dieses Buch betrachten: Eine Bestandsaufnahme der menschlichen Entwicklung und ihren Einfluss auf die Umwelt. Und genau diese Bestandsaufnahme ist den Autoren meiner Ansicht nach gelungen.

Inhalt:
Lesch kommt zu Beginn des Buches nicht umhin, selbstironisch zu bemerken, dass er anscheinend "... immer mit dem Urknall anfangen muss". Und ebenso ist auch dieses Buch aufgebaut: Über die erste Hälfte wird ein kurzer Überblick über die Entstehungszeiträume des Universums, der Erde, des Lebens und schließlich der Geschichte der Menschheit gegeben. Diese Darstellung verkommt keineswegs zum Selbstzweck, sondern eignet sich dazu sowohl tiefe Ehrfurcht vor der Natur und dem Leben zu wecken als auch zu verstehen wie gewisse Prozesse zusammenhängen und weshalb die Menschen heute so handeln wie sie es tun.
Die zweite Hälfte kommt etwas trockener daher und liest sich eindeutig zäher, ist aber inhaltlich mindestens ebenso wertvoll. Die schlichte Bestandsaufnahme unseres heutigen Handelns und seiner Auswirkungen ist ausgesprochen unreflektiert - und das ist gut so! Hier liegt ein Sachbuch vor, das schlicht und ergreifend Informationen zusammenträgt und präsentiert. Für die Reflektion dieser Themen ist genügend Raum in privaten und wissenschaftlichen Debatten - in einem solchen Buch würde sie schlicht den Rahmen sprengen.
Und ich sage das obwohl ich in einigen Punkten definitiv eine andere Ansicht vertrete als die Autoren! Gentechnik ist in meinen Augen zwar nicht unproblematisch aber auch nicht so rundherum abzulehnen, wie die Autoren es scheinbar tun. Dafür sehe ich die erneuerbaren Energien in vielerlei Hinsicht nicht weniger problematisch als die fossilen Brennstoffe und die Kernenergie und glaube (und da bin ich mit den Autoren wieder im Konsens), dass wir echte Nachhaltigkeit nur durch Mäßigung unserer Bedürfnisse erreichen können. (Was aber wiederum im Widerspruch zu unserer vergangenen und vielleicht auch zukünftigen evolutionären Entwicklung steht, da Mäßigung die Gefahr der Stagnation in sich birgt.)

Form:
Besonders die erste Hälfte präsentiert sich in Harald Leschs gewohnt jovialen Umgangston, der einem gefallen kann oder eben nicht. Dennoch steht außer Frage, dass der Mann die beneidenswerte und unheimlich wichtige Fähigkeit hat, komplexe Sachverhalte einfach zu erklären und damit der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Er gehört damit zu den wenigen Referenten, die Wissenschaft "ins Volk tragen" und damit zu ihrer Akzeptanz beitragen.

Fachliche Qualität:
Mit der Vereinfachung seiner Themen setzt Lesch sich natürlich fachlicher Kritik aus, denn (und das ist ein Grundprinzip der Informationsweitergabe) ein Sachverhalt kann eben nur korrekt ODER einfach beschrieben werden. Mit jeder Vereinfachung und Verallgemeinerung leidet die Korrektheit der Aussage, was natürlich ein gefundenes Fressen für jeden Besserwisser ist, von denen das Internet ja zur Genüge zu bieten hat. Gerade Wissenschaftler die Herrn Lesch vielleicht für seine Vereinfachungen belächeln, sollten sich an dieser Stelle vielleicht mal an die eigene Nase fassen und sich daran erinnern, dass ein normaler Bürger ihren Ausführungen nur in den seltensten Fällen folgen kann. Das kann nicht in ihrem Interesse sein, da es schließlich eben diese Bürger sind, die ihre Forschungen als Steuerzahler überhaupt erst ermöglichen!

Fazit:
Das Buch will eine klare Botschaft senden, das zeigt sich bereits an seinem reißerischen Titel, den die Autoren sicherlich bewusst so gewählt haben. Die Botschaft lautet: "Es kann so nicht weitergehen" und auch wenn man über einzelne Inhalte des Werkes gerne diskutieren kann (und sollte!), so lässt diese Botschaft sich per se nicht in Frage stellen. Mich jedenfalls hat das Buch zum Nachdenken angeregt: Darüber, was sich ändern muss, was wir alle zusammen tun müssen und was ich vielleicht selbst alleine tun kann.
Und damit ist das Buch genau das, was es sein will.
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