Cover des Buches Plötzlich Pakistan (ISBN: 9783423260770)
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Rezension zu Plötzlich Pakistan von Hasnain Kazim

Pakistan, das gefährlichste Land der Welt?

von Bellis-Perennis vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Eine Reise in eine völlig andere Welt - packend erzählt

Rezension

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Bellis-Perennisvor 7 Jahren
Hasnain Kazim, der 1974 in Deutschland geborene Sohn eines indisch-pakistanischen Ehepaars, kehrt als Auslandskorrespondent des Magazins „Spiegel“ nach Pakistan zurück. Ursprünglich will er ja nach Indien, erhält aber dort wegen seines pakistanischen Namens keine Aufenthaltserlaubnis.
Gemeinsam mit seiner deutschen Frau lebt er vier Jahre in Islamabad. Sie erleben den täglichen kleinen Terror, nicht aus dem Haus gehen dürfen, Bedienstete haben zu müssen, Stromausfälle und die Gluthitze. Auch vor dem großen Terror, wie Attentate, Bombenexplosionen usw. bleiben sie nicht verschont.

Der Reporter begegnet aber auch Menschen, die sich von den Machthabern nicht unterkriegen lassen, die Gastfreundschaft weiterhin hochhalten und voll des Mitgefühls sind.

Für uns Europäer ist diese Weltgegend nicht wirklich fassbar. Sie steht für Extremismus von allen Seiten, für Kampf, Atommacht, War-Lords, erbitterte Feindschaft zu Nachbarn wie Indien oder Bangladesch und stete Unterdrückung demokratischer Pflänzchen.

Einfühlsam und mit ein wenig Unglauben sowie einer Prise Humor erzählt der Autor von seinen Begegnungen mit Menschen unterschiedlicher Art. Er trifft hochrangige Politiker, die wenig später einem Attentat zum Opfer fallen, Journalistenkollegen, die ihres Lebens nicht sicher sein können und (Neu)Reiche, die für tausende Dollars Feste feiern und sich außerhalb des von ihnen streng propagierten Islams stellen. Er wird in ärmste Familien eingeladen, die das wenige, das sie haben, mit ihm teilen.

Das Interview mit dem 15-jährigen, der drauf wartet, sein Leben als Selbstmordattentäter zu opfern, finde ich extrem. Es zeigt, dass durch jahrelange Gehirnwäsche und Aussichtslosigkeit besonders Kinder und Jugendliche zu Fanatikern herangezüchtet werden.

Doch der Autor versucht, auch die positiven Aspekte des Landes seiner Vorväter zu entdecken. Er beschreibt die unterschiedlichen Kulturen, die Freundlichkeit der Menschen, wenn er sie abseits des Terrors trifft.

Nach vier Jahren in Islamabad kehrt Hasnain Kazim mit seiner Frau wieder nach Deutschland zurück. In seinem Mobiltelefon trägt er die Telefonnummern aller jener Freunde, Bekannten oder Kollegen, die in Pakistan getötet wurden, bei sich.

Fazit:

Ein sehr persönlicher Einblick in eine Welt, die von Armut, Fanatismus und Terror geprägt ist. Kazims Schreibstil kommt ohne die journalistische Effekthascherei aus.
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