Cover des Buches Henning flieht vor dem Vergessen (ISBN: 9783938295748)
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Rezension zu Henning flieht vor dem Vergessen von Hilda Röder

Aktueller denn je

von RebekkaT vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ich hoffe, dass dieses Buch viele zum Nachdenken bringt und sich allgemein in der Politik und der Sterbehilfe etwas ändert!

Rezension

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RebekkaTvor 9 Jahren
Schwere Kost, weil wir uns mit unserem Ende einfach nicht auseinander setzen. Jeder will selbstbestimmt und in Würde sterben, nur klappt das immer? Dieses Buch/Ratgeber/Roman erzählt vom Leben des Henning Landes, eines 68-jährigen Niederländers, der gerade mit seiner Nationalität "Glück" hatte, denn in den Niederlanden ist die Sterbehilfe unter bestimmten Bedingungen erlaubt.

Henning lebt mit seiner zweiten Frau Luise in Amsterdam. Er hat 3 Kinder und 2 Enkel, wir lesen von einer schönen Familie - aber in der Rückschau auch von vielen Todesfällen, wie es eben in unser aller Leben so ist. Henning fällt seine Vergesslickeit auf, er geht zum Arzt und erfährt, dass er, wie sein Opa, an Alzheimer erkrankt ist. Er will daraufhin sein Ende selber in die Hand nehmen, nur muss er sich beeilen: denn um dann zu sterben, wenn er das will, muss er bei klarem Verstand sein. Hennings Gefühle, die liebevolle Familie, die Gedanken, die sich jeder macht, machen das Buch quasi unverzichtbar! Die Geschichte schafft hat einen perfekten Ausgleich zwischen dem Schönem und der Trauer und macht es somit auch als Roman lesenswert.

"Wie würdest Du entscheiden?" Er hat den Bescheid in der Hand, er darf den begleitenden Freitod wählen, wird er das tun? "Würdest Du es machen? Und wenn ja, wann ist dann der "richtige" Zeitpunkt?" - das ging mir die ganze Zeit durch den Kopf!

Hilde Röder hat ein Buch zum Nachdenken geschrieben, ohne dabei in eine Richtung zu lenken. Nach Lektüre des Romans sitze ich hier und frage mich, was ich machen würde. Was würde meine Familie wollen, darf ich sie mit meiner Pfege belasten? Darf ich bestimmen, dass ich sie "alleine" lasse?

Ich bin Organspender und mein Mann und ich haben in der letzten Zeit viel über Patientenverfügungen, und wie wir uns das Sterben "wünschen", geredet, nur weiß ich auch, dass wir mit Mitte 30 eine Seltenheit sind. Alles wird geplant und organisiert, nur der Tod, das Sterben, das wird ausgeblendet, dafür ist am Ende ja noch Zeit - nur, was passiert bei einem Unfall? Schlaganfall? Koma?
Ich hoffe, dass dieses Buch viele zum Nachdenken bringt und sich allgemein in der Politik und der Sterbehilfe etwas ändert! Jeder hat ein Recht, zu Leben und jeder muss das Recht bekommen, in Würde dann zu sterben, wenn es abzusehen ist, dass diese Würde wegfällt, wenn ich zum Leben gezwungen werde!
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