Cover des Buches Das deutsche Spiel (ISBN: 9783845922003)
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Rezension zu Das deutsche Spiel von Ira Habermeyer

Ein Thriller, der keiner ist. Schade

von EisAmazone vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Zäh wie Kaugummi, aber ich habe es geschafft!

Rezension

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EisAmazonevor 7 Jahren

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gewonnen und daher letztlich ausgelesen. Andernfalls hätte ich wohl nach den ersten zwei, vielleicht drei Kapiteln aufgegeben.


Ira Ebner verspricht einen Politthriller. Leider hält das Buch in meinen Augen wenig von dem, was sie verspricht.
"Aktueller jedenfalls kann derzeit kein Roman sein"* ist so ziemlich das einzige, wo ich direkt drunter schreiben kann: Ja, stimmt! Denn aktuell ist er in jedem Falle. Es geht im Grunde (fiktiv) um die letzte Bundestagswahl und die damit verbundene Kandidatenkampagne des 'Herausforderers' der SPD Kanzlerkandidat Arne Steenborg. Ihn und seine Frau begleiten wir, neben immer wieder eingestreuten kurzen Sequenzen anderer Teilnehmer, die meiste Zeit. Wir tauchen auch immer wieder kurz in die Welt der Gegnerin, Kanzlerin Andrea Menzel ein, sein Antagonist sind aber eigentlich die Medienriege und ein Korrupter Banker, Albert Morsbach, nicht direkt Frau Menzel.




"„Das deutsche Spiel“ ist mehr als ein Politthriller, du kannst der Kanzlerin in ihrem Büro über dem Tiergarten so nahekommen wie nie zu vor und den Kandidaten auf seiner Deutschlandreise begleiten. Für schwache Nerven ist dieser Roman allerdings nichts. Wenn du aber stark genug bist, heiße ich dich herzlich willkommen bei der Leserunde und freue mich, dich kennenzulernen!"*


Also für mich war das Buch einfach nur Zäh und ließ an Spannung wirklich zu Wünschen übrig. Weder braucht man starke Nerven noch ein gefestigtes Selbstbewusstsein. Die Auseinandersetzung mit Moral, Psychischer und Seelischer Belastung, ist zwar irgendwie schon gegeben, aber so platt wieder gegeben, dass es fast nicht erwähnenswert ist: Wir reden hier über Wahlkampf und Medienkorruption, klar ist das Moralisch und für den Kandidaten sicher seelisch, problematisch und belastend. Aber da hätte man, mit der eigenen Anforderung einen Thriller zu schreiben, mehr draus machen können und müssen.


---[!Anm.: ich merke gerade, der nächste Teil spoilert ziemlich... . sorry! Es folgt aber noch allgemeine Kritik]---
Obgleich man eigentlich meinen müsste, Steenborg gewinnt am Ende (So vermittelt es ja die Literaturtheorie, die den Sieg des Protagonisten trotz aller moralischen, psychischen, seelischen Belastungen vorhersagt), weiß man ziemlich am Anfang bereits "Er wird verlieren". Zum einen, weil ziemlich schnell deutlich wird, wie nah Ira Ebner sich an das jüngste politische Geschehen hält (obschon natürlich alle Personen Fiktiv sind) und wir alle wissen, dass bei der letzten Wahl die Kanzlerin erneut gewonnen hat gegen den Hanseatischen Herausforderer ;-) und weil das Buch eigentlich keine andere Wendung zu lässt, bereits zu Beginn nicht.
Insofern hat es für mich bereits jegliche Spannung eingebüßt und ich wäre doch sehr überrascht gewesen, hätte sich die Autorin doch noch an die Literaturtheoretische Definition gehalten.
---[!Spoiler Ende!]---


Ira Ebner rechtfertigt sich in der Leserunde, ihr gutes Recht, für unsere Kritik. Das finde ich völlig okay, leider muss ich sagen, da lese ich noch mehr von dem, was mich zu der Ansicht bringt: Da hätte man sich halt einfach eingestehen müssen: Ich habe wohl doch keinen klassischen Politthriller geschrieben. Sondern -weiß ich nicht- einen Roman (nein eigentlich auch nicht), eine Dokumentation, zu der die Entscheidung für eine "dokumentarische Erzählweise"* dann eben auch passt, vielleicht.
"Eine emotionale Erzählweise würde mir andererseits den Vorwurf einbringen, ich sei möglicherweise nicht neutral genug."*
So ganz neutral musst du, liebe Ira Ebner, ja auch gar nicht sein, denn es ist eine Geschichte, Fiktion, wie du immer wieder betonst. Dann darfst du das in meinen Augen auch so schreiben, als sei es eine, wenn dir das ermöglicht hätte, einen Thriller zu schreiben, der auch einer ist. Denn der Plot würde das Zweifelsohne hergeben, den finde ich klasse gewählt und die Figuren auch erstmal grundsätzlich ganz gut ausgearbeitet.
So gibt es von mir aber leider nur 2 Sterne, weil ich, wie gesagt, den Plot eigentlich ganz gut finde und den Verlauf der Geschichte auch, nur leider mit dem Stil nichts anfangen kann, weil es irgendwie auch nicht dem Genre entspricht, das man erwartet.


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*Ira Ebner
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