Den Uniabschluss in der Tasche, begibt sich die 23-jährige Heather auf eine Europareise mit ihren zwei besten Freundinnen. Auf einer Zugfahrt nach Paris trifft sie auf Jack, einen 27-jährigen aus Vermont, der Stationen eines Reisetagebuches bereist, das sein Großvater einst unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg schrieb. Die beiden verlieben sich ineinander und setzen die Reise - Jacks Reise - gemeinsam fort. Als es gemeinsam zurück gehen soll nach New York, lässt Jack Heather unangekündigt und abrupt am Flughafen sitzen und vertschüsst sich ohne Erklärung. Heather fliegt alleine zurück, ist fix und fertig, funktioniert nur noch...ihr Herz ist nahezu gebrochen. Warum Jack sie verließ, erfährt sie Monate später von seinem Freund Ralf - und macht sich erneut auf nach Europa, um ihn zu suchen...
Der Klappentext verheißt mehr, als der Inhalt tatsächlich halten kann. Es klingt spannend, wenn es heißt: "Bis Jack unerwartet verschwindet. Heather ist verzweifelt und wütend, doch sie weiß: um Jacks Geheimnis u lüften, muss sie ihn finden!"
Dass dies aber erst nach mindestens zwei Dritteln des Buches passiert und es eigentlich mehrheitlich darum geht, welche schönen Orte das verliebte Duo in Europa bereist, wird verschwiegen. Da diese Reise für meine Begriffe so langweilig war, und mich Jack als Person zunehmend genervt hat (dazu später), habe ich ehrlich gesagt kaum mehr erwarten können, dass er endlich verschwindet - und sich endlich, endlich etwas tut! Allerdings - so richtig in Schwung kommt die Geschichte dann auch nicht, denn Heather ist nicht gerade sehr forsch damit, Jack ausfindig zu machen.
Zu den Personen.
Heather kommt mi teilweise sehr naiv vor. Aber okay, sie ist erst 23. Sie ist brav, tut, was ihre Eltern von ihr verlangen, ist nicht sehr kritisch - weder anderen Personen gegenüber, noch, was ihre eigene, vom Vater geplante Zukunft bei der BANK OF AMERICA betrifft. Jack warnt sie davor, was es bedeutet, täglich mehr als 10 Stunden in einem Büro gefangen zu sein - sie, die wirklich eine große Zicke ist, beginnt lieber einen Streit, als nur EINMAL kritisch nachzudenken, ob der Job wirklich das ist, was sie will. Manche Leser/ Hörer bemerkten ja bei ihr einen Wandel, ein Erwachsenwerden gegen Ende des Buches hin. Ich nicht. Das Ende war für mich sehr gruselig, weil ich mich fragte, wie man so schnell alles verzeihen kann. Auch die Dialoge, die sie mit anderen Personen führte, muteten sehr kindlich an. Dass dieses naive Mädchen meinen Fonds managt, würde mir eher schlaflose Nächte bereiten als ein gutes Gefühl.
Doch jeder Topf findet sein Deckelchen. So auch Heather, die brave Angepasste. Sie gerät an einen nach meinem Empfinden großkotzig auftretenden jungen Mann, der in sich und seine Philosophien mehr verliebt ist als in alles andere, der seine Überlegenheit und Arroganz immer wieder zum Ausdruck bringt: Jack. Es fiel mir wirklich schwer, auch nur irgendwelche Sympathien für diesen Kerl zu entwickeln oder auch nur ansatzweise zu verstehen, warum er Heather am Flughafen einfach stehen ließ und ohne Abschied abhaute. Auf der einen Seite gab er sich immer sehr überlegen, reif und erwachsen - auf der anderen Seite war sein Verhalten an Unreife oft nicht zu überbieten, besonders bei seinem Verschwinden.
Zum Stil.
Oh je. Leider nein, von meiner Seite aus. Diese betont poetische Sprache mit ihren über das Ziel hinaus schießenden Metaphern, die teilweise auch noch komplett unpassend wirkten, war für mich einfach irgendwann unerträglich. Mir zog es schon den Magen zusammen, wenn wieder ein abartig herbei geholter Vergleich heran gezogen wurde, um eine komplett schlichte Szene zu beschreiben.
Probleme, die ich mit dem Buch/ Hauptpersonen hatte - abseits vom Stil, haben vielleicht auch mit meinem Alter zu tun. In meiner Jugend war man mit 23 in der Regel nicht so abgebrüht, dass man zwar einerseits mit jemanden ins Bett ging, aber andererseits nicht wagte, irgendein tieferes Gefühl (Liebe) zu artikulieren. Mehrmals hieß es in diesem Buch "Für eine solche Aussage (Ich liebe dich) war es noch viel zu früh" oder "Ich bin mir noch nicht sicher". Für Sex hat`s gereicht - für mich nicht romantisch und auch sehr traurig, dass ein 23jähriges Mädchen schon so vorsichtig und gehemmt ist, um sich offenen Herzens zu verlieben. Dass sie ihren Freundinnen sagt "Ich habe euch soooo lieb" wirkte da auf mich schon fast verstörend. Regelrecht abstoßend fand ich Amys ständige Aussage "Du musst wieder auf`s Pferd!" - damit war gemeint, dass Heather doch bitte möglichst schnell wieder mit irgendjemanden Sex haben solle, um auf andere Gedanken zu kommen, auch, wenn ihr Herz noch bei Jack ist. Danke, so eine Freundin ist wohl eher ein Alptraum; mir fehlt da das Verständnis und ich konnte das alles gar nicht nachvollziehen, aber, wie gesagt, vielleicht liegt es am Alter.
Nervig fand ich auch diese häufigen Streitereien zwischen dem jungen Paar, bei denen Heather extrem zickig und kindisch wirkte.
Es gab auch ein paar kleine Recherche-Stolpersteine, wo ich dachte: Hopps, So stellt sich also ein US-amerikanischer Anglistik-Professor Europa vor. Im Gedächtnis geblieben sind mir die blau gekleideten Waschfrauen in Berlin und Wien, die Heather quasi als charakteristisch für die Städte sieht. Ich kenne beide Städte, aber habe dort in den letzten 20-30 Jahren keine blau gekleideten Waschfrauen gesehen....dafür aber haufenweise internationale Modeketten, die jede Innenstadt gleich machen, aber das haben Heather und Jack nie bemerkt; sie waren nur an einmaligen, romantischen Orten. Überwiegend war die Recherche des Autors sicher solide, sicher war er auch an manchen Orten persönlich, aber die Realität ist in diesem Buch eher nur vage abgebildet. Es wird alles so romantisch, idyllisch, zauberhaft beschrieben - wie eine Bilderbuch-Welt, und das selbst dann, wenn auch mal von nicht so schönen Orten die Rede ist. Die realistische Sicht auf diese Städte fehlt komplett.
Fazit: insgesamt nicht mein Fall.