Cover des Buches Weißes Feuer (ISBN: 9783442439614)
Rezension zu Weißes Feuer von James Gr. Ballard

Rezension zu "Weißes Feuer" von James Gr. Ballard

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 13 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 13 Jahren
In Estrela Del Mar, eine Kolonie für britische Pensionäre an der spanischen Mittelmeerküste, geht Seltsames vor sich. Dass muss der Reporter Charles Prentice erkennen, der in dem Ort eintrifft, nachdem sein Bruder Frank verhaftet wurde. Er soll ein Feuer gelegt haben bei dem fünf Menschen ums Leben gekommen sind. Charles ist schockiert und erstaunt, denn normalerweise kennt er seinen Bruder als lebensfrohen und ausgeglichenen Menschen. Seltsamerweise bestreitet Frank die Vorwürfe nicht, er scheint sogar ziemlich desinteressiert an seinem eigenen Schicksal zu sein. Also beginnt Charles mit Nachforschungen und deckt hinter der glatten Fassade des Ferienortes gefährliche Spannungen auf. Ein charismatischer Rattenfänger manipuliert die kleine Gemeinschaft und stürzt sie in einen Sog aus Selbstzerstörung und Perversion. Nachdem ich immer schon vor hatte, etwas von J. G. Ballard zu lesen, wurde mir dieses Buch als guter Einstieg in sein Werk empfohlen. Im britischen Sprachraum gilt Ballard als einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, in Deutschland wurden seine Bücher aber seit einiger Zeit gar nicht mehr verlegt. Ich glaube sogar, dass Weißes Feuer das letzte seiner Werke ist, das auf Deutsch erschienen ist. Der Originaltitel, Cocaine Nights, ist übrigens viel treffender. Denn Ballard beschreibt eine vollkommen sinnentleerte Gesellschaft, die sich ganz dem Hedonismus hingibt. Leider ist das Buch nicht der Thriller, der es am Anfang zu werden verspricht. Ballard vergisst über die Gesellschaftskritik die Unterhaltung und zieht die Geschichte unnötig in die Länge. Es ist ihm auch nicht gelungen wirklich überzeugende, lebensechte Figuren zu erschaffen. Auch der Protagonist Charles Prentice, eigentlich der einzige noch unverdorbene Mensch, dem man eigentlich irgendwelche Gefühle entgegenbringen müsste, bleibt zu fern und zu künstlich. Schade, das Konzept war interessant, aber auf mich wirkte das Buch eher wie eine ideologische Parabel als ein wirklich fesselnder Roman.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks