Zum Inhalt:

Es sind immer nur wenige Momente. Und doch reichen sie aus, ein Kind verschwinden zu lassen. Dabei hat seine Mutter auf dem Flohmarkt den Jungen nur kurz aus den Augen gelassen. Die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner machen sich auf die Suche nach dem fünfjährigen Jannis. Zeugen erinnern sich, dass ein Mann mit einem Teddybär das Kind angesprochen hat. Schnell wird Ben und Christian klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Und nicht nur das: es scheint einen direkten Zusammenhang mit der nie aufgeklärten Entführung eines weiteren Kindes in Österreich zu geben. Die beiden Polizisten stoßen auf finstere Abgründe.

Schon von Anfang an ist bekannt, wer der Täter ist. Auch die Gefühls- und Gedankenwelten der Ermittler werden offengelegt. Die kurzen, jedoch sehr aussagekräftigen Kapitel, lassen tiefe Einblicke zu. Mich hat erschreckt, wie die klare Trennung zwischen Gut und Böse nicht mehr deutlich zu erkennen ist und die Gefahr in der Normalität lauert. Verbrechen sind niemals normal. Es ist normal, dass Polizisten "die Guten" sind. Doch genau diese Abgrenzung verschwimmt.

Der Ermittler Ben muss auf der Suche nach Jannis mit eigenen Dämonen fertig werden. Christian muss sich ein traumatisches Erlebnis aus seiner Teenagerzeit von der Seele reden. Der Zufall führt Nadine und Christian zusammen und beide können sich gegenseitig helfen. Auch der Ausgang der Geschichte wird von diesem Zusammentreffen bestimmt. Mein Lieblingscharakter ist Lederer, ein Ruhepol in der Geschichte.

Trotz der beklemmenden Thematik des Romans fand ich den sprachlichen Ausdruck sehr poetisch. (S. 77) Hinter dem Fenster ergießt sich wie auf einer Postkarte das Bergmassiv in die Silhouette der Stadt. (S. 231) An dem Tag, an dem Barbara gelernt hat zu lächeln, hat er gelernt zu weinen.

Mein Fazit:

Aktuell und spannend. Hat das Prädikat „literarischer Kriminalroman“ verdient. Ich möchte gerne mehr von dem neuen Ermittlerteam von Jan Costin Wagner lesen.