Cover des Buches Tödlicher Auftrag (ISBN: 9783939212454)
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Rezension zu Tödlicher Auftrag von Joe Haldeman

Von furiosen Hetzjagden und Schrödingers Katze

von Cutterina vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Furiose Hetzjagd, Paranoia inklusive!

Rezension

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Cutterinavor 10 Jahren
Mit einer mickrigen Invalidenrente bestreitet Jack Delay, ein ehemaliger Scharfschütze der US Armee seinn Unterhalt und schreibt noch dazu um sein Gehalt aufzustocken. Sein erstes Buch wurde, wie bei jedem Erstautor, vom Verwandtenkreis und Freunden wohlwollend aufgenommen, von der Times jedoch zerrissen. Doch dann kommt für Jack der Anruf seiner Agentin gerade recht. Die offeriert ihm ein lukratives Angebot. Jack soll für Ron Duquest einen Rohentwurf für einen Horrorfilm schreiben. Es geht um nichts weniger als 50.000 Dollar. Jack sagt spontan zu, schließlich ist es das beste Angebot, was ihm jemals offeriert wurde, und fängt an seine Story zu entwerfen. Ab diesem Punkt begleitet den Leser die Schreibarbeit von Jack und der Leser erhält Kapitelweise Einblick in die entstehende Horrorgeschichte sowie anschließende Diskussionen mit seiner Lebensgefährtin Kit über das was Jack geschrieben hat – eigentlich also ein ganz intimer Einblick den Joe Haldemann einen in das Leben eines Schriftstellers gewährt. Der Leser erlebt mit, wie die Romanrohfassung sich mit Jacks Gedanken und Erlebnisse verknüpft und beide Geschichten bis zu einem gewissen Grad eine werden.
Doch dann wird Jack ein Scharfschützengewehr, welches Jacks altem Gewehr seiner Zeit als Soldat gleicht, samt Munition und einer Anzahlung. Jack ringt damit den Anrufer der Polizei zu melden, doch noch kennt er das vermeidliche Opfer dieses Attentatsvertrags nicht und so beschließt er erst einmal mitzuspielen, bis ihm die Sache zu heiß wird und er sich an die Behörden wendet, doch der Beamte mit dem er gesprochen hat, soll mit dem Jacks Gewehr, dass er schnellstmöglich loswerden wollte, erschossen worden sein und so flieht Jack als über Kopf mit Kit und versucht seine Spuren in einem Land zu verwischen, wo man nahezu jede Bewegung nach dem 11. September nachverfolgen kann. Doch Jacks Feinde scheinen immer zu Wissen wo Jack und Kit sich aufhalten und so wird Jack von dem Gewehr bzw. der Mordwaffe verfolgt.
Joe Haldemans Geschichte ist um sie mit einem Wort zu beschreiben fesselnd und man Haldeman versteht es seine Figuren realistisch wirken zu lassen, sodass die Geschichte eben nicht in eine 007 Nummer abschwenkt sondern Jacks Aktionen für den Leeser sehr naheliegend bleiben. Das gesamte Buch hindurch versteht Haldeman es einen Spannungsbogen aufzubauen und diesen dann auf einem gewissen Level zu halten – die Frage immer wieder im Hintergrund, wer dahinter steckt und wie zum Teufel man ihn orten kann auch wenn er sein Handy längst entsorgt hat. Diese Paranoia als ständige Präsenz beschreibt die heutigen Verhältnisse in den USA sehr gut.
Und auch wenn in anderen Rezensionen das Ende als zu abrupt angeprangert wurde und dass es zu viele Fragen offen lassen würde, muss ich dagegen halten, dass genau so ein Ende doch zu einem Buch, das voller Paranoia steckt passt, dass viele offene Fragen dem Leser überlassen werden und so zu einem wieder lesen einladen um vielleicht noch ein paar Hinweise zu finden, die zur Beantwortung dieser Fragen einladen…und um es mit den Worten von Jack zu beschreiben: Die Geschichte ist wie Schrödingers Katze. Der Deckel wird nur nie geöffnet und somit kann man nicht mit Gewissheit sagen, ob die Katze überlebt oder stirbt. Insofern für mich ein passendes und in dieser Analogie ein sehr gutes Ende.
Nun zur deutschen Übersetzung: Da kann ich mich den Vorrednern nur anschließen und sage einfach, dass der Verlag sich für das nächste Buch einen anderen Lektor besorgen sollte. Es sind einfach zu viele Fehler übrig geblieben, die man leicht hätte aufdecken können, Las Vagas, I-Pak sind da nur einige Fehler. Allerdings wurde die Ebooksversion noch einmal nachträglich nachlektoriert, sodass diese besser zu lesen ist, bis der erste Nachdruck des Buches in den Handel kommt. Insofern schade, dass der Lektor gepatzt hat aber gut, dass der Verlag nachdem er dies bemerkt hat, nochmal versucht den Schaden zu begrenzen.
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