Cover des Buches Gullivers Reisen in verschiedene Länder der Welt (ISBN: 9783538076143)
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Rezension zu Gullivers Reisen in verschiedene Länder der Welt von Jonathan Swift

Rezension zu "Gullivers Reisen in verschiedene Länder der Welt" von Jonathan Swift

von sabisteb vor 13 Jahren

Rezension

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sabistebvor 13 Jahren
Gullivers Reisen (Gulliver’s Travels) ist wohl das bekannteste Werk des irischen Schriftstellers Jonathan Swift, nicht zuletzt wegen der vielen Verfilmungen, die dieses Buch, besonders die erste Reise, erfahren hat. Meist jedoch beziehen sich diese Umsetzungen auf die zweiteilige (zu recht DEUTICH zensierte) Kinderbuchausgabe und stellen die Geschichte als Kinderbuch dar. Dem ist jedoch mitnichten so und ich kann nur davor warnen Kindern eine unzensierte Ausgabe in die Hände zu geben. Gullivers Reisen sind alle vier gefrustete Abrechnungen des Autors mit seinem Heimatland England und der Menschheit und den Frauen im Besonderen aus der Irischen Verbannung heraus (zumindest hat der Autor es wohl als Verbannung empfunden). Teilweise ist das Buch durchaus innovativ. Swift entwirft noch vor Tolkien und Star Trek in der ersten Reise eine erste Kunstsprache und hat laut Scott nur wenig Inspiration von anderen Büchern für sein Werk herangezogen. Dennoch hatte nicht er die Idee zu diesem Buch sondern sie wurde von seinem literarischen Zirkel um Pope und Arbuthnot in der Gestalt des Martinus Scriblerus entworfen. Zu Popes Ärger klaut Swift den Stoff und verarbeitet ihn zu seinem Reisen des Gulliver mit der Hauptabsicht seinen Leser „nicht zu unterhalten, sondern die Welt zu quälen“ und das gelingt ihm bravourös. Das Buch hat aus heutiger Sicht deutliche Mängel. Zum einen ist Swift sehr darauf fixiert seinen Helden seine Notdurft verrichten zu lassen. Einmal ist lustig, zweimal OK, viermal wirkt schon ein wenig fixiert und erinnert an moderne Autorinnen mit dem gleichen Problem was Körperflüssigkeiten und Körpersäfte angeht. Die Reisen erinnern an Radiocomics, die jeden Tag nach dem gleichen bekannten Schema ablaufen und nur leicht variiert werden. Gulliver geht auf Reisen, geht verloren, landet in unbekanntem Land, wird als Wundertier bestaunt, erklärt dem lokalen Monarchen sein wunderbares England und rechnet bei der Gelegenheit mit allem ab, was ihm gerade unliebsam ist. In Band 1 mit persönlichen Konkurrenten, in Band 2 mit der Justiz im 3. Mit der Wissenschaft und im 4. Band mit der ganzen Menschheit vor allem auch mit den Frauen, die er wohl sehr gehasst haben muss. Der misanthropische Autor geht einem bald gehörig auf die Nerven. Er verspritzt Gift und Galle, ist bösartig und verbreitet Gedankengut, dass Hitler erfreut haben würde (besonders in der vierten Reise). Die Kritik der Bücher im einzelnen: 1. Reise nach Lilliput Lemuel Gulliver tritt einen Posten als Wundarzt auf einem Schiff, welches nach einem Sturm untergeht. Schiffbrüchig langet Gulliver auf der Insel Liliput. Als er nach langer Bewusstlosigkeit wieder zu sich kommt, stellt er fest, dass Sechs Zoll kleine Menschlein (Liliputs) ihn mit Seilen und Stricken gefesselt haben, er ist nun ein Gefangener des Kaisers von Liliput, der ihn zur Unterhaltung und als Geheimwaffe einsetzen will. Gullivers Reisen (Gulliver’s Travels) ist wohl das bekannteste Werk des irischen Schriftstellers Jonathan Swift, nicht zuletzt wegen der vielen Verfilmungen, die dieses Buch, besonders die erste Reise, erfahren hat. Meist jedoch beziehen sich diese Umsetzungen auf die zweiteilige (deutlich zensierte) Kinderbuchausgabe und stellen die Geschichte als Kinderbuch dar. Dem ist jedoch mitnichten so. Gullivers Reisen sind alle vier gefrustete Abrechnungen des Autors mit seinem Heimatland England aus der Irischen Verbannung heraus (zumindest hat der Autor es wohl als Verbannung empfunden). Diese erste Reise wird von einem Vorwort von Sir Walter Scott eingeleitet, in welchem er eine Kurzbiografie des Autors zusammenstellt, damit der Leser die Geschichte besser versteht und auch warum der Verleger von Swifts Werken damals mehrfach Verklagt wurde. Einerseits ist diese Geschichte durchaus innovativ. Swift entwirft noch vor Tolkien und Star Trek eine erste Kunstsprache und hat laut Scott nur wenig Inspiration von anderen Büchern für sein Werk herangezogen. Jedoch hat das Buch aus heutiger Sicht auch einige deutliche Mängel. Zum einen ist Swift sehr darauf fixiert seinen Helden seine Notdurft verrichten zu lassen, und beschreibt das in wenigen Seiten gleich drei Mal sehr ausführlich: Dies tat ich in vollem Maße, zum Großen Erstaunen der Leutchen, die aus meinen Bewegungen auf mein Vorhaben schlossen und sogleich rechts und links eine Gasse öffneten, den Strom zu vermeiden, der mit solchen Getöse und solcher Heftigkeit aus mir hervorbrauste (1. Kapitel). Danach noch mal im 2. Kapitel „Schon seit einigen Stunden wurde ich von Naturbedürfnissen heftig gedrängt, und die war kein Wunder, denn schon seit zwei Tagen ahtte ich mich nicht entledigt... Von dieser Zeit an war es stets meine Gewohnheit, sobald ich aufstand, dies Geschäft in der freien Luft so weit weg, als es meine Ketten gestatteten abzutun; und jeden Morgen ward auch gehörig Sorge getragen, daß der anstößige Stoff, ehe Gesellschaft anlangte, von zwei dazu abgestellten Dienern auf Karren fortgebracht.“ Und als wenn das nicht reichen würde, gleich noch mal im Sowdown als das Schloss brennt und Gulliver dieses Feuer einfach auspinkelt. Einmal ist lustig, zweimal OK, dreimal wirkt schon ein wenig fixiert und erinnert an moderne Autorinnen mit dem gleichen Problem was Körperflüssigkeiten und Körpersäfte angeht. Diese erste Reise ist eine persönliche Abrechnung Swifts mit all den Politikern und einflussreichen Menschen der damaligen Zeit, von denen er sich persönlich beleidigt fühlte. Leider ist das ohne die Fußnoten für den modernen Leser kaum noch nachvollziehbar, zumal man die meisten nicht mehr kennt. Indem Gulliver dem Kaiser sein Heimatland England erklärt, rechnet er auch damit ab. In dier ersten Reise noch zum großen Teil im übertragenen Sinne, was ohne Kenntnis der politischen Hintergründe einfach nur peinlich albern wirkt. So stehen die hohe und niedere Absätze für die Hochkirch und Niederkirche deren Streitigkeiten bis ins einzelne lächerlich gemacht werden. Der hinkende Gang macht den Der Prinz von Wales (spätere König George I) lächerlich, von dem man nie wußte, welcher Partei seine Gunst gehörte und das Öffnen der Eier steht für die Streitigkeiten zwischen römischer und anglikanischer Kirche um die Sakramente. Das Auspinkeln des Schlossbrandes und der Kaiserin Schauder hingegen ist eine Anspielung auf die Ungnade, in die Swift bei Königin Anna fiel wegen seines Märchens von der Tonne. Fazit: Die Satire hat im Laufe der Jahrhunderte deutlich an Brisanz, Biss und Spitzen verloren, vor allem weil die politischen Verhältnisse von damals, vor allem für nicht Briten, unbekannt sind. Einiges ist auch heute noch treffend anderes wirkt eher infantil und platt. Heutzutage doch eher ein nettes Kindergeschichtchen, mit Fäkaldetails à la Charlotte Roche. *** 2. Teil: Reise nach Brobdingnag Schon zwei Monate nach seiner Rückkehr hällt nichts mehr Gulliver in seiner Heimat England (kein Wunder, so wie er im ersten Teil über sein wunderbares Heimatland hergezogen ist, scheint es so wunderbar doch nicht zu sein). Erneut fährt er als Arzt zur See und strandet in einem ungenannten Land. Diesmal, weil seine Kammeraden rechtzeitig abhauen, als sie die Riesen sehen und Gulliver einfach zu weit weggewandert ist und das letzte Boot verpasst. Ein Riese findet Gulliver und nimmt ihn als Wundertier mit nach Hause und wittert schon bald das große Geschäft. Der Riesenbauer geht auf Reisen und führt Gulliver vor und macht damit so richtig Kasse, bis die Königin ihm Gulliver abkauft. Die neunjährige Tochter des Riesen namens Glumdalclitch, mit der Gulliver sich angefreundet hat, darf als seine Pflegerin am Hofe bleiben. Die zweite Reise ist eine minimale Abwandlung der ersten Reise. Gulliver landet in einem unbekannten Land, diesmal ist er der Liliputaner aber erneut ein Wundertierchen. Er lernt die Sprache, wird vorgeführt und erklärt den Landesherrschern sein wunderbares England. Bei dieser Gelegenheit rechnet er mit dem englischen Rechtssystem ab indem er den König dieses hinterfragen lässt. Neben der bereits im ersten Band beobachteten Fixierung auf Toilettengänge, hat der Autor anscheinend auch ein Problem mit großen Frauen und vor allem deren Brüsten, die ihn anekeln. „Ich gestehe, nie hat mir ein Gegenstand solchen Eckel erregt wie der Anblick ihrer ungeheuren Brust, die ich mit nichts vergleichen kann, um dem neugierigen Leser einen Begriff von ihrer Größe, Form und Farbe zu geben. Die Warze war halb so dick wie mein Kopf, und die Farbe derselben sowie auch die der Brust so sehr mit Flecken, Finnen und Sommersprossen besät, dass kein Gegenstand ekelhafter in die Augen fallen kann“ (Kapitel 1). „Sie entkleideten mich oft von Kopf bis Fuß und legten mich mit voller Länge an ihren Busen, was mir den höchsten Widerwillen erregte, weil ein sehr fataler Geruch aus ihrer Haut hervordrang. [...] Sie pflegten sich nackt auszuziehen, ihre Hemden anzulegen, während ich auf ihrem Putztisch gerade vor ihren entblößten Gliedern stand, ein Anblick, der keineswegs verführerisch auf mich wirkte, sondern bei mir allein Schauder und Widerwillen erregte [...] mit Haare versehen, welche so dick wie Bindfäden herabhingen, um die übrige Beschreibung ihres Körpers zu übergehen.“ Kapitel 5 Besonders auffällig, wenn man Swifts Biografie bedenkt. Zwei Frauen standen auf ihn und rivalisierten. Keine wollte er haben. Stella heiratete er dann, aber nur unter der Bedingung, dass es geheim bliebe und sie lebten wie gute Freunde nicht beisammen. Verheiratet gerade mal auf dem Papier. Der Kerl stand auf Sauberkeit (erwähnt Swift) auch. Das scheint mir einen extrem neurotischen Mann ohne wirklichen Bezug zum Weiblichen Geschlecht zu charakterisieren. Zudem scheint der Autor große Angst vor großen, starken Frauen zu haben. Die erste Hälfte der Reise ist zäh und langweilig. Ein neuer Aufguss der Liliput Reise. Sprache lernen, vorgeführt werden, sich bis in höchste Kreise hocharbeiten und dann geballt über das eigenen Vaterland herziehen, natürlich nicht direkt, sondern indem der Monarch mal ein wenig nachhackt. Diesmal bekommt das englische Justizsystem sein Fett weg und der faule, träge Adel. Swifts Urteil über seins Landsleute ist vernichtend: „..., daß die Masse Ihrer Eingeborenen [Enländer], das verderblichste Geschlecht von kleinem Gewürme bildet, dem die Natur jemals erlaubt hat, auf der Oberfläche der Erde umherzukriechen." Fazit der zweiten Reise: Das Schema erinnert an Radiocomics, die jeden Tag nach dem gleichen bekannten Schema ablaufen und nur leicht variiert werden. Gulliver geht auf Reisen, geht verloren, landet in unbekanntem Land, wird als Wundertier bestaunt, erklärt dem lokalen Monarchen sein wunderbares England und rechnet bei der Gelegenheit mit allem ab, was ihm gerade unliebsam ist. In Band 1 mit persönlichen Konkurrenten, in Band 2 mit der Justiz. Erst Liliputaner, dann als Umkehrung riesen als Hintergrund, nicht sonderlich innovativ, so sehr Scott ihn auch Rühmen mag. Bissig ist die Satire nach heutigen Maßstäben auch nicht wirklich, denn die Kritikpunkte werden ziemlich direkt und haufenweise aufgelistet, was in dieser Häufung deutlich an Witz einbüßt. Die erste Hälfte der Reise ist in ihrer Vorhersehbarkeit dabei auch noch extrem langweilig und vorhersehbar, was die Geschichte nicht wirklich besser macht. ** 3 Teil: Reise nach Laputa, Balnibarbi, Luggnagg, Glubbdubdrib und Japan 10 Tage daheim und Gulliver reist schon wieder ab. Er lernt es einfach nicht. zwei Mal ist er schon fast draufgegangen, nein, aller Guter Dinge sind drei. Manche Leute sind wirklich selbstmörderisch veranlagt. Langsam wird der unglaubwürdig. Wie es schon vorhersehbar war, wieder geht was schief, diesmal kann Gulliver die Klappe nicht halten und verärgert einen holländischen Piraten, der ihn gleich mal in einem kleinen Boot aussetzen lässt. Dennoch hat er Lemuel Gulliver ein drittes Mal mehr Glück als Verstand und wird von den Bewohnern einer schwebenden Insel namens Laputa gerettet. Endlich mal ein wenig Abwechslung im Radiocomicartigen Einerlei der Gulliverreisen, die sonst ja alle nach dem gleichen Schema ablaufen wie ein Radiocomic. Die schwebenden Inseln sind ja letztendlich sogar in die normale Fantasy Folklore übernommen worden, obwohl wohl kaum einer weiß, woher sie ursprünglich stammen. Die Laputier sind verschrobene Wissenschaftler, die nach Newton modelliert wurden, der sich Swifts Ärger zugezogen hatte. Aus eigener Erfahrung: in den letzten Jahrhunderten hat sich da nicht viel geändert, viele Wissenschaftler sind immer noch weltfremd und verschroben und hätten Klatscher wirklich nötig. Soweit zur ersten Hälfte der dritten Reise. Diese erste Hälfte ist zeitlos und mit Abstand der Beste Teil aller Gulliver Abenteuer, auch wenn Swift sich als wissenschaftlicher Ignorant outet und sich nur an seinem Feind Newton rächen will sind einige seiner Kritikpunkte sind bis heute einfach zeitlos. Dann jedoch schweift der Autor leider wieder auf seine ausgelutschten Lieblingsthemen ab: Frauenhass; gebt den Parlamentarien Abführmittel, damit Sitzungen nicht so lange dauern; der moderne Senat ist nur eine Versammlung von Krämern, Taschendieben, Räubern und Renomisten… Ja, langsam haben wir es kapiert, kein Grund alles dreimal zu sagen. Ja, moderne Politik war immer besch. und ist besch..... Einziger Lichtblick der zweiten Hälfte der dritten Reise: Swifts Prinzip der Unsterblichkeit, sehr innovativ und bisher scheint es auch noch nicht kopiert worden zu sein, vielleicht weil es nicht romantisch, sondern zynisch ist. Fazit der dritten Reise: Der erste Teil ist eine zeitlose Wissenschaftssatire, die bei vielen Wissenschaftlern so noch immer zutrifft, bzw. die entsprechenden Vorurteile existieren bis heute. Der zweite Teil jedoch driftet wieder in das schon aus den ersten beiden Reisen bekannte satirische Gejammer über korrupte Politiker ab und bezieht sich auf Ereignisse, die heute kaum einer mehr kennt. Endlich auch eine kleine Abweichung vom Plot. Gulliver landet zwar wieder in einem unbekannten Land, lernt schnell mal eine neue Sprache und wird als seltsam angesehen, aber diesmal ist er kein Wundertierchen und reist ein wenig herum und lernt auch andere Gegenden selbstständig kennen *** 4.Teil: Reise in das Land der Houyhnhnms Nachdem Gulliver seine Frau schnell mal geschwängert hat, verlässt er nach fünf Monaten England erneut. Dieser Mann ist einfach nicht lernfähig. Natürlich kommt es, wie es kommen muss, das erste Mal Kapitän baut er gleich Mist und heuer Piraten als Crew an. Verdienter Weise setzen diese ihn auf einer unbewohnten Insel aus und es kommt wie es kommen muss: Gulliver ist erneut ein Wundertierchen, denn hier sind die Pferde die vernunftbegabten Wesen, die sich Houyhnhnms nennen und die Menschen, die hier Yahoos genannt werden und nichts mit der gleichnamigen Suchmaschine gemeinsam haben, sind die Tiere. Natürlich ist Gulliver anders, er ist besser als ein normaler Yahoo, wie könnte es anders sein. Er wird beim Herrscher in die Familie aufgenommen, lernt die Sprache und erklärt denen seine Heimat (irgendwoher kennen wird das schon... Ach ja, Reise 1 und 2). Es wird langsam langweilig. Ein Schema dreimal zu wiederholen macht es nicht besser zumal sich der Autor in dieser vierten Reise selber wiederholt und recycelt. Seit den ersten drei Reisen muss der Autor wohl noch einmal deutlich verbitterter geworden sein, den mittlerweile hasst er die Menschen und die Frauen im Besonderen. Die Menschen, die er hier als Yahoos bezeichnet sind scheußlich. Sie ernähren sich von Hunden und Eseln und krepierten Kühen. Halten ihr Essen in den Vorderpfoten und zerreißen dieses mit den Zähnen. Es scheint, mit den englischen Tischsitten war es damals nicht weit her oder war Swift ein Vegetarier oder womöglich Veganer? Der Autor propagiert in diesem Band Gedankengut, das einfach Menschenverachtend ist und an eine Rassenlehre erinnert, die vor allem wird Deutsche in schlechter Erinnerung haben: "Dieser Verschiedenheiten von unserer Gesichtsbildung sind aber allen wilden Nationen gemein, deren Gesichtszüge verdorben werden, weil sie ihre Kinder auf dem Boden herumkriechen lassen oder sie auf dem Rücken tragen, so dass die Kinder mit dem Gesicht über der Schulter ihrer Mutter gesäugt werden." Zudem zeigt sich erneut, wie schon in der dritten Reise seine mangelnde naturwissenschaftliche Bildung, denn er behauptet doch tatsächlich "Wir bemerken ja, daß kein Geschöpf außer dem Menschen das Salz liebt" DAS jedoch war sicherlich damals schon Allgemeinwissen. Dem Vieh gibt man Lecksteine! Für Swift sind die Menschen/Yahooos sind die gelehrigsten aller Tiere und Menschen sind listig, verräterisch, boshaft, niederträchtig und grausam (Das ewig gleiche Gejammer seit der Antike). Und erneut wird deutlich, dass der Autor Frauen hasst: Ja, Frauen vererben Krankheiten, die Männer und Söhne krank machen. Frauen als das Übel der Welt, blablabla, der spricht der Kleriker. Der Kerl ist unglaublich frustriert und lässt im Buch seine aufgestauten Frustrationen ab. Das zeigt sich auch darin, dass ihm Tiere mittlerweile lieber als Menschen sind, dabei hätte er menschliche Gesellschaft nötig, vor allem die weiblichen, damit er endlich seinen Samenstau loswird, der steigt ihm langsam zu Kopfe. Ach ja, das Klischee fehlte noch, Frauen sind Hypochonder und leiden von Natur aus an Liederlichkeit, Koketterie, Tadelsucht und Klatscherei. Eine wirklich schreckliche Erfahrung die Gulliver dann auch noch machen muss: Ein Weib umarmt ihn in der ekelhaftesten Weise.... Obwohl ihr Gesicht war gar nicht so scheußlich wie bei den übrigen, so dass er glaubt, sie wäre gerade 11. - Wenn man bedenkt, dass Swift sich in Vanessa verguckte als sie um die 16 war und sie dann älter doch abservierte, wirft das doch ein eher scheles Licht darauf, dass er Angst vor Frauen hat, aber kleine Mädchen OK findet. Zwischendurch das Üblich, was man aus den ersten drei Reisen kennt: Premierminister bashing und wo wir gerade dabei sind, "junge Lords werden von Kindheit an in Faulheit und Üppigkeit aufgezogen; sobald es ihr Alter erlaube, verbrauchten sie ihre Kraft und erhielten schmähliche Krankheiten von liederlichen Weibern; sobald ihr Vermögen ruiniert sei, heirateten sie eine Frau, und zwar nur des Geldes wegen, aus niederem Stande, hässlich und ungesund, die sie alsdann hassten und verachteten. Die Sprösslinge solcher Ehen seinen rhachitische, skrofulöse und entstellte Kinder." Erneut bekommt das Rechtswesen sein Fett weg, das hatten wir schon in den ersten drei reisen. Der Gute fängt an, sich zu wiederholen. Er setzt die juristische Amtsspreche mit dem Rotwelchen gleich und stellt Richter und Betrügern auf eine Stufe. Nebenbei wirf er ihnen vor genau wie die in der dritten Reise erwähnten Wissenschaftler Fachidioten zu sein. Auf jeden Fall kann sich Swift mit Tucholsky einreihen, denn er sagt auch dass Menschen/Yahoos, vor allem Soldaten, Mörder sind, nur nicht explizit. Da rühmt sich der Autor einer klaren Sprache und gerade, wenn es darauf ankommt fängt er an aufzuzählen und zu schwafeln. Auch an andren Stellen wie "Verschiedenheit der Meinungen haben mehrere Millionen Leben gekostet" - Auf allem hackt Swift rum, ist aber letztendlich zu feige zu schreiben, dass selbst die Pest weniger Leben gekostet hat als Religionskriege. Erst im letzten Kapitel wird endlich auch der Kolonialismus mit direkten Worten getadelt, das hätte er mal im Text machen sollen das wäre ein deutlich besseres Thema gewesen als Rassenhygiene. 'Die Masse unseres Volkes werde zu einem elenden Leben gezwungen und müsse jeden Tag um geringen Lohn arbeiten, damit wenige im Überfluss leben könnten' Da fragt man sich schon, hat Marx bei Swift geklaut? Swifts Universalkur für alle Yahoo/Menschenkrankheiten - Lass sie ihre Exkremente fressen trifft wohl einen Großteil der tatsächlichen Rezepturen der damaligen Zeit. Fazit: Der Autor geht mir langsam auf die Nerven. Er verspritzt Gift und Galle, ist bösartig und verbreitet Gedankengut, dass Hitler erfreut haben würde. Die Ehepraktiken der Pferde erinnern stark an Nazi Rassenideologie übelster Art. Gulliver macht sich Kleidung aus Menschenfell und ein Kanu aus Menschenhäuten und dichtet dieses mit Menschenfett ab... - Ohne Worte, besser mir fehlen fast die Worte. Das erinnert an Auschwitz, nur waren es Lampen und Seife. War das vielleicht Pflichtlektüre im dritten Reich? Jaaaaa, Pferde (Tiere) allgemein sind ja soooooooooo tugendhaft und würden nie Artgenossen töten. Erzähl das einem Löwen, der die Kinder seines Konkurrenten tötet, damit sein Harem sofort wieder rollig wird. Erzähl das Affen, die Jagd auf andere Affenarten machen, um sich Fleisch zu besorgen... Wieder mal ein eklatanter Mangel an biologischer Vorbildung bei Herr Swift. Der Autor will belehren aber nicht unterhalten. Oh, mein Gott, besonders bei der vierten Reise habe ich da schwerste Bedenken. Er ist angeblich auch nicht Böswillig und wird von keinen Vorurteilen geleitet (das sehe ich anders). Nationalsozialistisches Gedankengut in Reinkultur. Übel, Menschenverachtend und Frauenfeindlich verspritzt der Autor Gift und Galle und lamentiert über Dinge, die schon Antike Schriftsteller bejammerten. *
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