Rezension zu "Souvenirs" von Katharina Koppenwallner
Die Berliner Kunsthistorikerin, Ethnologin und Stylistin Katharina Koppenwallner ist immer auf der Suche nach traditionellen Textilien, Materialien und kulturellen Gegenständen. Seit mehr als 20 Jahren reist sie durch die Welt. Sie besucht gezielt Orte, durchforstet vorher alte Bücher, Reiseberichte, Datenbanken und schaut sich in Museen und Antiquariaten um, weiß in der Regel genau, wonach sie sucht. In ihrer Reisekolumne in der Welt am Sonntag berichtet sie über ihre Touren.
Knallbunte »Staniolpapierkrippen« aus Krakau sind zu bestaunen, an denen manch einer ein ganzes Jahr arbeitet. Hier ist man der Meinung, Jesus sei nicht in einem Stall geboren, sondern in einem bunten Palast und darum entstehen wunderschöne Häuser für das Jesuskind.
»Bei diesem Wettbewerb darf jeder mitmachen, Alter und Wohnort spielen keine Rolle. Einzige Voraussetzung ist, dass die Krippe im Krakauer Stil gefertigt wurde … mittelalterliche Architektur … am besten aus Pappe und Papier bestehen.«
In Hongkong finden wir »Joss Paper«. Die Toten wollen natürlich auch im Jenseits gut versorgt sein, und darum verbrennt man für sie Papiergeld und »naturgetreue Papprepliken von Konsumgütern, schickt sie damit den Toten zu.
»Der bekannteste Platz, um Joss Paper zu kaufen, ist Honkong. … Angeblich verkaufte man hier schon Uhren von Apple, als sie noch nicht auf dem Markt gewesen sind. Der Blog Hongwrong stellt die seltsamsten Objekte vor. Dazu gehören ganze Mahlzeiten aus Papier, Massagestühle, Klimaanlagen, Hochhäuser, Gebisse und Viagra. Menschfiguren als Butler oder Pin-ups sind auch beliebt.«
Handschuhe aus Lettland, dazu einen Karakul-Hut aus Osteuropa, Avarcas-Sandalen aus Spanien, eine Vyshyvanka-Bluse mit Stickereien gegen den bösen Blick aus der Ukraine, Uigurische Seide, einen Krama (der zig Möglichkeiten des Tragens bietet) aus Kambodscha, eine Decke der Basotho aus Lesotho, um nur einige Textilien zu nennen, die in diesem Buch aufgeführt sind. Man kann interessante Dinge kennenlernen, das eine oder andere hat man bereits schon irgendwo gesehen. Aber welche Geschichte, Mythen und Herstellung dahintersteckt, das ist sicher für die meisten Leser neu. In Wales schnitzte der Mann der Frau, die er heiraten wollte, einen Lovespoon, einen Liebeslöffel: der Beweis seiner Liebe und Fürsorge. Ihr stand es frei, das Geschenk anzunehmen und ihn zu ehelichen oder auch nicht. Ein interessantes kleines Buch für Menschen mit Interesse für andere Kulturen, auch ein nettes Geschenk. Ein leichtes Geschmäckle hinterlässt der Band aber doch: Die Autorin verkauft in ihrem Laden »International Wardrobe« in Berlin diese Dinge und vieles mehr, was im Klappentext erwähnt wird. 50 Dinge, die es wohl hier gibt – nämlich in ihrem Laden in Berlin …