Cover des Buches Die Hüterin der Geschichten (ISBN: 9783868275933)
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Rezension zu Die Hüterin der Geschichten von Lisa Wingate

Jeder hütet seine Geschichten ...

von Lainybelle vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ruhige aber umso intensivere Geschichte über die Macht von Geschichten, über Glaubensfragen, Familienprobleme und Neuanfänge.

Rezension

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Lainybellevor 8 Jahren

Worum geht's?


Vielleicht ging es bei dieser Reise gar nicht darum, dass ich eine längst vergessene Geschichte ausgraben oder in Druck bringen sollte. Vielleicht ging es die ganze Zeit nur um meine Geschichte. Darum, ein neues Kapitel zu schreiben, statt herauszufinden, was vor langer Zeit geschrieben worden war. (S. 269)

Jen hat ihre Vergangenheit hinter sich gelassen. Sie ist nicht mehr Jennia Beth, das unterdrückte Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen. In New York hat sie es zu einer erfolgreichen Lektorin gebracht und gerade einen neuen Job beim renommierten Vida House angetreten.
Eines Morgens findet sie ein altes Manuskript auf ihrem Schreibtisch - ein Kollegenscherz? Ein Test, wie die Neue reagieren wird? Jen ist fest entschlossen, sich nicht reinlegen zu lassen.
Doch das Manuskript zieht sie wie magisch an, und bald schon kommt sie nicht mehr los von der komplikationsreichen Liebesgeschichte von Sarra und Rand, die im 19. Jahrhundert in den Appalachen spielt.
Als sie sich auf die Suche nach dem Autor begibt, wird es unerwartet eine Reise in ihre eigene Vergangenheit - die vielleicht doch noch nicht so weit hinter ihr liegt, wie Jen es gern hätte ...

Was mich neugierig gemacht hat:


Auch wenn ich bisher selbst noch kein Buch von Lisa Wingate gelesen hatte, war mir der Name, z.B. von ihrer Moses Lake-Reihe, ein Begriff.
Mit der "Hüterin der Geschichten" war meine Neugier nun nicht mehr zu bremsen. Eine Geschichte über Geschichten - und dann noch auf verschiedenen Zeitebenen, mit einer Protagonistin, die in einem Verlag arbeitet? Must-Read, definitiv.

Wie es mir gefallen hat:


Schon der Einstieg in die Geschichte hat mir außerordentlich gut gefallen - von der ersten Seite an war ich mittendrin in Jens Leben, selbst wenn sie dem Leser in den ersten Kapiteln nur wenige Einblicke in ihre Vergangenheit gewährt - das macht es nur noch spannender.
Bevor die Dinge richtig in Gang kommen, lässt die Protagonistin uns ein bisschen an dem Verlagsalltag in New York teilhaben, was mich persönlich sehr interessiert hat.

Mit dem geheimnisvollen Manuskript gerät dann die Haupthandlung ins Rollen.
Mitzuerleben, wie Jen in ihre alte Heimat zurückkehrt, mit ihren Kindheitserinnerungen kämpfen muss und auf ihrer Suche nach dem Autor auf ein Hindernis nach dem anderen stößt, war wunderbar. Im Hintergrund blieben immer die großen Fragen: Was hat es mit Rands und Sarras Geschichte wirklich auf sich? Und zugleich: Wie sieht Jens eigene Geschichte aus?

Das Buch ist emotional, es geht in die Tiefe, es zeigt Kluften zwischen Menschen und manchmal auch Brücken über diese Kluften. Es gibt auch Spannungsmomente und Geheimnisse, auf deren Auflösung man lange nicht kommt.

Das Einzige, was ich mir noch ein bisschen runder gewünscht hätte, ist das Ende. Die Autorin hat so viele Fäden aufgenommen und Nebenfiguren eingeführt, dass sie zum Abschluss des Buches nicht mehr allen ganz gerecht werden kann und einige Dinge, die ich gern noch erfahren hätte, einfach unter den Tisch fallen.
Dadurch, dass das Ende nur durch einen Epilog erzählt wird, hatte ich das Gefühl, es sei alles etwas zu schnell gegangen. Hier hätten es ruhig noch ein paar Seiten mehr sein dürfen.

Insgesamt ein wunderbares Buch, das ich sehr gern gelesen habe!

(Für wen) Lohnt es sich?


"Die Hüterin der Geschichten" ist eine sehr authentische und berührende Geschichte für alle, die gern realistische Familienromane mit einer kleinen historischen Schiene mögen - und natürlich für alle, die Geschichten an sich lieben.
Es gibt gute Denkanstöße zum christlichen Glauben, aber da auch die Protagonistin selbst sich durch ihre Vergangenheit sehr davon distanziert hat und nur langsam ins Grübeln gerät, ist es auf keinen Fall ein Buch, mit dem Nichtchristen nichts anfangen können.

In einem Satz:

"Die Hüterin der Geschichten" ist eine ruhige aber umso intensivere Geschichte über die Macht von Geschichten, über Glaubensfragen, die Schwere unglücklicher Umstände und die Schattenseiten von Familien, aber auch über die Chance von Neuanfängen.
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