Cover des Buches Die Sichel des Todes (ISBN: 9783839219119)
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Rezension zu Die Sichel des Todes von Maria Rhein

Jagd nach dem Urevangelium

von BuchNotizen vor 8 Jahren

Rezension

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BuchNotizenvor 8 Jahren

„Die Sichel des Todes“ ist ein Kriminalroman mit historischem Hintergrund. Der Prolog berichtet über das Ende der Wiedertäufer in Münster anno 1835. Der Versuch in Münster das „Neue Jerusalem“ zu erschaffen ist gescheitert. Die Täufer glaubten, dass die Heilige Schrift unvollständig ist und das ein Urevangelium existiert. Das würde die Macht der Kirche, in der jetzigen Form, zerstören.

Der Kriminalroman ist von Anfang an spannend, wartet mit überraschenden Wendungen auf und überrascht zum Schluss. Ein Krimi zum Miträtseln wer „Die Sichel“ ist. Das Herz eines Krimifans schlägt höher, wenn er die Machtspielchen und Intrigen der preußischen Geheimpolizei und der kirchlichen Mächte verfolgt, die sich im familiären Umfeld von John Rodman fortsetzen.

Die Charaktere sind gut gezeichnet und authentisch, zeigen ihre Stärken und Schwächen. Kriminalkommissar Heinrich Maler ist eine sympathische Figur mit menschlichen Schwächen. Er ist jähzornig und impulsiv und geht gerne ins Wirtshaus, wo er mehr trinkt, als ihm gut tut. Maler, der früher bei der preußischen Geheimpolizei in Berlin war, fühlt sich wohl in Münster. Einziger Wermutstropfen ist sein inkompetenter Vorgesetzter, mit dem er prompt Probleme bekommt. Maler tut sich schwer sich den Launen anderer unterzuordnen und verabscheut belangloses Plaudern, weil es ihn vom Nachdenken abhält.

Jolmes Winterbach, sein Assitent, ist ein junger Mann mit ungestümen Temperament, der urprünglich Malers Kutscher war.

John Rodman, ein Millionär aus Chicago, kehrt in seine Heimat zurück. Er sucht nach Informationen über die Wiedertäufer in Münster. Er besitzt bereits ein altes Dokument aus dieser Zeit, das auf weitere brisante Schriftstücke hinweist. Er hat sogar versucht sich Zugang zum Vatikanischen Archiv zu beschaffen.

Bei den Rodmans geht es recht turbulent zu. Sohn Ben ist homosexuell, Tochter Jenny ist vorlaut und aufsässig und seine zweite Frau Mary hat eine Affäre mit dem Anwalt ihres Mannes. Beide Kinder können ihre Stiefmutter nicht ausstehen, was auf Gegenseitigkeit beruht.

Eine liebenswerte Figur ist Professor Landois, der sich bestens mit der Geschichte der Wiedertäufer auskennt und Maler als Berater zur Seite steht. Er liebt es lange Vorträge zu halten und den ungeduldigen Maler damit auf die Palme zu bringen. Professor Landois basiert auf einer historischen Figur, er entwickelte tatsächlich die heute noch gebräuchliche Affenklappe.

„Die Sichel des Todes“ ist nicht nur ein fesselnder Kriminalroman mit mehreren Toten, sondern auch eine Geschichtstunde über Münster, in einem lockeren, gut lesbaren Schreibstil geschrieben. Ich habe Neues und Erstaunliches über die Geschichte der Wiedertäufer in Münster erfahren.

Es ist bereits der zweite Fall für Kriminalkommissar Heinrich Maler und seinen Assistenten Jolmes. Ich kenne die Vorgängergeschichte nicht, was kein Problem darstellt. Die für die Handlung wichtigen Fakten werden erklärt. So können die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden.

„Die Sichel des Todes“ ist ein historischer Kriminalroman, der sich mit der kirchlichen und weltlichen Gier nach Macht auseinandersetzt. Kurzweilig und spannend zu lesen. Ganz nebenbei erhält der Leser eine anschauliche Geschichtsstunde über die Wiedertäufer in Münster.

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