Cover des Buches Das kleine Ich bin ich - viersprachig (ISBN: 9783702658304)
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Rezension zu Das kleine Ich bin ich - viersprachig von Mira Lobe

Rezension zu "Das kleine Ich bin ich - viersprachig" von Mira Lobe

von WinfriedStanzick vor 13 Jahren

Rezension

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WinfriedStanzickvor 13 Jahren
Mira Lobe wurde 1913 als Hilde Mirjam Rosenthal in Görlitz geboren. Germanistik und Kunstgeschichte wollte sie nach ihrer Schulzeit studieren, doch als Jüdin war ihr das untersagt. Sie schließt die Textil- und Modeschule in Berlin ab und wandert 1936 nach Palästina aus, als ihr der Judenhaß der Nazis zu gefährlich wurde. Ihre Mutter, Großmutter und Schwester sollten später noch rechtzeitig nachkommen. Sie heiratet 1940 den Schauspieler und Regisseur Friedrich Lobe. Als sie 1943 mit ihrer Tochter Claudia schwanger ist und die Nachrichten aus Europa und Asien immer schrecklicher werden, fängt sie mit dem Schreiben an und hört bis zu ihrem Lebensende nicht mehr damit auf. 1951 kommt sie mit ihrem Mann nach Wien, nach der Schließung des kommunistischen Theaters, das ihn engagiert hatte, leben sie für einige Monate in Ost-Berlin am Deutschen Theater der DDR, bevor sie das Heimweh kurze Zeit später wieder zurück nach Wien treibt. Ab dieser Zeit veröffentlich Mira Lobe jährlich bis zu drei Kinderbücher, insgesamt über 100. Viele davon werden mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem das 1972 zuerst erschienene Das kleine Ich-bin-Ich, das seither viele Generationen von Kindern zur Ausbildung eines gesunden Selbstbewusstseins motiviert hat. Denn um nichts anderes geht es in diesem wunderbaren Kinderbuch, mit einer in zauberhaften Reimen abgefaßten und von Susi Weigel kongenial gezeichneten Geschichte eines Wesens, das durch die Welt zieht und von allen anderen Tieren wissen will, wie es heißt: Denn ich bin, ich weiß nicht wer, dreh mich hin und dreh mich her, dreh mich her und dreh mich hin, möchte wissen, wer ich bin." Das Buch lebt vom engagierten und betonten Vorlesen. Man kann es reglerecht in Szene setzen und die Kinder fiebern bei der Suche des kleinen Wesens regelrecht mit. Ich habe aber auch schon auf Fortbildungen für Erzieherinnen, Pfarrer und andere kirchliche Mitarbeiter dieses Büchlein eingesetzt als Einstieg in Diskussionen und Gruppenarbeiten über das eigene Auftreten am Arbeitsplatz und das eigene Berufsprofil. Denn es ist nicht zu übersehen: solange das kleine Wesen, sympathisch zwar, aber doch irgendwie hilflos und selbstmitleidig durch die Lande zieht und von allen möglichen anderen Kreaturen etwas über sich selbst wissen will, wird es nicht recht ernst genommen. Erst nach seiner genialen Selbsterkenntnis Ich bin ich" verändern die Tiere ihr Verhalten. Sie wenden sich nicht schulterzuckend ab, sondern zeigen ihm, was der Laubfrosch stellvertretend für andere ausdrückt: Du bist du! Und wer das nicht weiß ist dumm. Bumm!" Für das, was in dem Buch das Thema ist, die Ausbildung einer eigenen Identität, ist die Entwicklung von Sprachkompetenz ungeheuer wichtig. Dafür ist das Vorlesen und das Miteinandersprechen die unbedingte Voraussetzung. Auch deshalb ist die nun erschienene viersprachige Ausgabe sehr zu begrüßen. Sie wird serbischen, kroatischen und türkischen Eltern helfen, ihre Kinder bei dieser Entwicklung zu unterstützen und dabei e selbst etwas von dem Reichtum der deutschen Sprache lernen.
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