Cover des Buches Die kleinen Momente des Glücks (ISBN: 9783958247987)
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Rezension zu Die kleinen Momente des Glücks von Patrick Hinz

Herr S. sucht kein Glück, oder doch?

von AnneMayaJannika vor 7 Jahren

Rezension

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AnneMayaJannikavor 7 Jahren
Cover:
Hunde, denen ein Ventilator Gegenwind entgegen pustet.
Hat aber meiner Meinung nach nicht mit dem Titel oder Inhalt zu tun.
Nach dem ich das Buch gelesen habe, bin ih am überlegen, ob ein Naturbild nicht besser geeignet wäre.

Zum Buch:
Herr Zimmermann hat von seinen Freunden den Namen Herr S. bekommen. Dieser ist sein Schutzschild, sein Kokon. Herr S. weiß auch von sich selbst, das er im Grunde kein Gutmensch ist, er will auch keiner sein. Er beoachtet die Menschen und fantasiert dann gerne ein wenig rum, oder legt sie in Schubladen. Sobald ihm jemand zu nahe kommt, verschließt er sich.
An einem unbedeutenden Tag steht sein Cousin Pascal vor der Tür und bittet um eine Bleibe. Herr S. ist überrascht, das ausgerechnet sein Cousin zu ihm kommt und auch behauptet sonst niemanden zu haben, denn er ist selbst der Ansicht das er selbst der letzte Mensch sei, zu dem man freiwillig geht.
Al er ihn nach Wochen wieder los ist und meint endlich wieder frei zu sein, steht seine Mutter vor der Tür, mit der er seit 20 Jahren nicht mehr geredet hat. Herr S. ist geschockt und wie es in Schocksituationen oft vorkommt, entschließt sich Herr S. seine kranke Mutter bei sich aufzunehmen.

Meine Meinung:
Ich mochte Patrick Hinz Erstling "Ich bin Paul". Die charmante und gehemmte Persönlichkeit, war mir ans Herz gewachsen. So hoffte ich dann auch auf Herrn S.
Aber Herr S. ist ein Arsch. Die erste Hälfte des Buches wird einem das sehr deutlich gezeigt und gesagt, auch von ihm selbst. Das Problem ist, das man zwischen Herrn S. und Stephan Zimmermann unterscheiden muss. Denn sein Spitzname hilft ihm dabei, alles nüchtern zu betrachten. Aber ist die Welt immer nüchtern? Ist sie nur schwarz und weiß, ist kalt oder warm?

Der Sarkasmus, den Pascal sich in seinen erwachsenen Jahren angeeignet hatte, und er stand ihm. Anscheinend hatte er vom Leben bereits mehrere Ohrfeigen erhalten, die seinen Heiligenschein mit Patina und Haarrissen überzogen und seine unerträglich uneingeschränkt positive Lebenseinstellung eingetrübt hatten. Er war nun sogar in der Lage, mal ehrlich zu sein und sich über Dinge zu echauffieren. Wie ein Mensch eben.
Nachdem Cousin Pascal ein und ausgezogen ist, kommt gleich die nächste Katastrophe - seine Mutter.
Ich konnte mir richtig seine Wut vorstellen, das die Frau, die er abgöttisch geliebt hat (als kleiner Junge) und die immer für ihn da war (bis zum Tag des Verlustest) nun da steht, nicht wirklich mit der Sprache rausrückt und einfach wieder geht. Deshalb kann ich auch die Kurzschlusshandlung "Mutter zeiht ein" sehr gut verstehen, aber Herr S. der alles unter Kontrolle hat, entglitt zu diesem Zeitpunkt die Situation. Trotzdem ist er dabei geblieben, denn schließlich hat man ja nur eine Mutter, auch wenn er sie immer nur Marie genannt hat. Und so beginnt die Suche nach dem Ich, nach dem Glück und nach der eigenen Bestimmung.
Meine Familie in der ersten Reihe sitzen zu sehen, gab mir Kraft. Wobei ich den Begriff Familie für mich neu definiert hatte. Familie sind Menschen, die mich begleiten und die ich begleiten darf. Die mich bereichern und deren Leben zu bereichern ich das Privileg habe. Dabei war es unerheblich, ob man blutsverwandt war oder nicht. Ich konzentrierte mich nur auf sie.

Fazit:
Nicht brüllend komisch, aber defintiv eine lesenswerte Verhaltensstudie. Udn wir alle wissen, man kann sich immer ändern, man muss es nur wollen.

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