Cover des Buches Das Einstein-Mädchen (ISBN: 9783423213998)
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Rezension zu Das Einstein-Mädchen von Philip Sington

Ein eher unaufdringlicher Roman

von rumble-bee vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Mir hat vor allem das Zeitkolorit der 30er Jahre und die unaufdringliche Wissensvermittlung gefallen. Alles andere ist Spekulation.

Rezension

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rumble-beevor 10 Jahren
Ich hätte dem Buch gerne volle 5 Sterne gegeben, aber das fällt mir schwer. Für die volle Punktzahl ist es mir letztlich ein wenig zu sprunghaft, und zu schwer einzuordnen. Auch ist zu viel Spekulation dabei. Insgesamt allerdings besticht es durch die ruhige Erzählweise, die schöne Sprache, und gründliche Recherche.

Ich war vor langer Zeit schon auf dieses Buch aufmerksam geworden, weil es allenthalben als Krimi oder Thriller in historischem Gewand beworben wird. Thriller oder Krimi ist es aber für mich überhaupt nicht. Der historische Anteil überwiegt doch bei weitem. Der Autor hat sich einfach einigen Spekulationen über das Privatleben von Albert Einstein hingegeben, die auf gewissen, belegten Fakten beruhen. So soll Einstein tatsächlich in erster Ehe eine Tochter gehabt haben, deren Schicksal jedoch bis heute unklar ist. Um diese gewagte Theorie herum hat der Autor einen ansprechenden, ruhigen und gut recherchierten Roman geschrieben, der den Leser in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts entführt.

Verwirrt hat mich zum einen auch, dass der Roman keine einheitliche Erzählperspektive hat. Das Buch beginnt mit Alma, der Verlobten des Psychiaters Martin Kirsch. Im späteren Verlauf wechselt es immer mal wieder zwischen Martin Kirsch und seiner Patientin Maria. Es gibt Bücher, bei denen wechselnde Perspektiven unbedingt zum Erfolgsrezept dazugehören. Hier jedoch war ich manchmal kurz davor, den Faden zu verlieren.

Sehr begeistert hat mich aber das authentische "Feeling", die Zeitgeschichte, die 30er Jahre in Berlin kurz vor der Machtergreifung Hitlers. Großartig recherchiert sind weiterhin die Hintergründe zur Psychiatrie, zu damaligen Behandlungsmethoden, und zur gängigen Meinung über die Relativitätstheorie. Manche Abschnitte habe ich sogar meinem Mann vorgelesen, so prägnant waren sie.

Der Schluss macht das Ganze ebenfalls für mich ein wenig "unrund". Das Buch ist kurz davor, als Agententhriller zu verunglücken. Das tragische Element um Martin Kirsch hätte für mich überhaupt nicht sein müssen. Und auch die Art und Weise, wie Marias Amnesie sich löste, kam ein wenig plötzlich.

Insgesamt habe ich die Lektüre allerdings doch genossen. Als leisen, gut erzählten Roman, der mit viel Hintegrund aufwartet. Dem jedoch die Anbiederung an diverse Genres nicht immer gut getan hat.
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