Ray-Güde Mertin

Autor*in von Tigerin und Leopard.

Lebenslauf

Ray-Güde Mertin arbeitete acht Jahre als Lektorin in Brasilien. Sie ist Professorin für brasilianische Literatur an der Universität Frankfurt am Main und seit 1982 Agentin für portugiesisch- und spanischsprachige Literatur.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Nahe dem wilden Herzen (ISBN: 9783328111412)

Nahe dem wilden Herzen

 (10)
Erscheint am 10.07.2024 als Taschenbuch bei Penguin.

Alle Bücher von Ray-Güde Mertin

Cover des Buches Tigerin und Leopard (ISBN: 9783293202733)

Tigerin und Leopard

 (0)
Erschienen am 22.08.2003

Neue Rezensionen zu Ray-Güde Mertin

Cover des Buches Die Stadt der Blinden (ISBN: 9783442745296)
Fee04s avatar

Rezension zu "Die Stadt der Blinden" von José Saramago

Ein Meisterwerk
Fee04vor 2 Jahren

Ein Mann steht an einer Ampel. Von einer Sekunde auf die nächste, ohne erklärbaren Grund, erblindet er. Wie ihm ergeht es immer mehr Menschen in seiner Heimatstadt. Wie eine Seuche greift die Blindheit um sich. Die Regierenden wissen sich nicht anders zu helfen, als die Betroffenen in einer verlassenen Irrenanstalt einzuquartieren – unter der Bewachung von Soldaten, die auf jeden schießen, der fliehen will. Je mehr Blinde dort zusammengepfercht werden, desto schlimmer, desto unmenschlicher wird die Situation. Inmitten dieses grausamen Chaos befindet sich ein Augenarzt mit seiner Frau – die als Einzige noch sehen kann …


Ein unglaublich erschreckendes  Buch; eine Epidemie schlimmer als jede bisher da gewesene Epidemie oder Pandemie. 


Der ungewöhnliche Schreibstil ist anfangs schwer zu lesen, jedoch gewöhnt man sich schnell daran. Der fesselnde Roman ist flüssig und anspruchsvoll geschrieben. Der Autor hat mit diesem Werk ein sehr erschreckendes und düsteres Szenario dargestellt. 


Außergewöhnlich ist in dem Buch, dass die Protagonisten nicht mit Namen genannt, dafür mit Eigenschaften beschrieben werden. 


Sehr detailreich, emotional und erschreckend wird ausgeführt, wie es den Blinden in einer abgeriegelten Irrenanstalt ergeht! Die erblindeten Menschen werden komplett von der Außenwelt isoliert. Sie sind alleine, verängstigt und hilflos, angewiesen auf gestellte Nahrung durch die Sehenden. 

Wie jedoch immer wieder die Gier und Macht selbst  in größter Not bei  einigen Menschen durchschlägt ist verabscheuungswürdig. In der Anstalt kommt es zu Übergriffen, Missbrauch und Erpressung. 

Eine schier unbeschreibliche Epidemie in der Stadt lässt den Ausnahmezustand, das Chaos, die Verwüstung erahnen. Es wird ein authentisches Szenario beschrieben, in welchem die Welt nur noch aus Sodom und Gomorra bestehen würde. 


Ein literarisches Meisterwerk, welches inhaltlich so außergewöhnlich und tiefgründig ist und in seiner -  teilweise philosophischen - Sprache begeistert. Sehr empfehlenswert!

Cover des Buches Die Stadt der Blinden (ISBN: 9783442745296)
sabatayn76s avatar

Rezension zu "Die Stadt der Blinden" von José Saramago

‚Es gibt viele Arten, zum Tier zu werden, dachte er. Das ist nur der Anfang.‘
sabatayn76vor 4 Jahren

Ein Mann wartet mit seinem Auto an einer roten Ampel. Als die Ampel auf grün umschaltet, fährt er nicht los: Er ist plötzlich erblindet.

Er wird von einem Mann nach Hause gebracht, der sich erst freundlich zeigt, doch dann sein Auto stiehlt, und die Frau des Blinden begleitet ihn in eine Augenarztpraxis, um dieser sonderbaren Blindheit auf die Schliche zu kommen.

Innerhalb weniger Stunden erblinden nicht nur der Autodieb und die Frau des ersten Blinden, sondern auch der Augenarzt und seine Patienten. Nur die Frau des Augenarztes bleibt verschont.

Alle Blinden werden in eine leerstehende Irrenanstalt gebracht, wo sie (und die nachfolgenden Blinden) vom Rest der Menschheit isoliert werden. Um bei ihrem Mann zu bleiben, gibt sich die Frau des Augenarztes als Blinde aus, und schafft es so, den Isolierten beizustehen und ihnen Unterstützung zu bieten.

Ich habe ‚Die Stadt der Blinden‘ vor vielen Jahren zum ersten Mal gelesen und war damals sehr begeistert von dem Roman. Er ist trotzdem der einzige Roman geblieben, den ich von José Saramago gelesen habe, und nun habe ich zur Auffrischung des Hörbuch gehört.

Im Roman werden weder Personen noch Orte benannt, und auch wann die Geschichte spielt, erfährt der Leser nicht. Stattdessen werden die Personen nach bestimmten Eigenschaften unterschieden, z.B. ‚die Frau mit der dunklen Brille‘ oder ‚der erste Blinde‘, was nicht nur zur Anonymität der Personen führt, sondern auch zu einer gewissen Universalität und Austauschbarkeit beiträgt.

Saramagos Roman ist anspruchsvoll und von Anfang bis Ende fesselnd, ohne dass der Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 1998 ausschweifend, kompliziert oder blumig schreibt. Die Stimmung im Buch ist dabei unheilvoll und düster, wobei der Roman im Verlauf immer gespenstischer und bedrückender wird.

Saramagos Beschreibungen von Unterdrückung, Entrechtung, Entmenschlichung und Kompromisslosigkeit liegen bisweilen schwer im Magen, was auch daran liegt, dass die Schilderungen durchweg authentisch wirken und man sich gut vorstellen kann, dass eine solche Ausnahmesituation auf die von Saramago wiedergegebene Weise entgleist.

Ich kann den Roman voll und ganz empfehlen und lese irgendwann sicherlich weitere Romane des Autors, z.B. ‚Die Stadt der Sehenden‘.

Cover des Buches Die Stadt der Blinden (ISBN: 9783442745296)
Mira123s avatar

Rezension zu "Die Stadt der Blinden" von José Saramago

Die Stadt der Blinden
Mira123vor 4 Jahren

Dieses Buch war das erste, das ich mir nach dem Lockdown von der Buchhandlung meines Vertrauens bestellte. Wozu ist man denn in einer Pandemie, wenn man dann keine Seuchenliteratur liest? Das bleibt hoffentlich meine einzige Pandemie, das muss ich doch ausnutzen! Nicht? Ich weiß, dass meine Meinung zum Thema Seuchenliteratur nicht alle teilen. Eine Freundin, die auch am Post "Lesen in der Pandemie" teilgenommen hat, hat mir gleich nachdem der Post online ging, eine Nachricht geschrieben hab, ob ich denn wirklich SOWAS lesen will, wenn die Realität schon so schrecklich ist. Ja. Will ich. Denn wenn ich schrecklich gruselige Seuchenliteratur lese, wie eben "Die Stadt der Blinden", dann erscheint die Realität ein Stückchen weniger schlimm und ich fühle mich ein bisschen weniger überfordert.

"Die Stadt der Blinden" ist eine extrem schräge Geschichte. Also, so eine wirklich, wirklich seltsame Geschichte. Plötzlich erblindet ein Mann. Und kurz darauf der Mann, der sein Auto gestohlen hat. Und dann der Augenarzt, wo der erste Blinde hingegangen ist. Also eine hochinfektiöse Krankheit. Um die Ausbreitung einzudämmen, setzt der Staat auf Quarantäne. Allerdings auf eine andere Art, als wir sie im Moment kennenlernen. In diesem Roman werden die Kranken nämlich in eine alte Irrenanstalt eingesperrt, ohne irgendeine ärztliche Unterstützung. Und es werden immer mehr Kranke! Kein Wunder, dass da irgendwann die totale Anarchie losbricht... Die Geschichte fand ich total spannend und gleichzeitig extrem verstörend. Einige der verstörenden Stellen waren sogar so schlimm, dass ich das Buch weglegen musste und eine Pause brauchte. Andere der Situationen erinnerten mich unangenehm an meine momentane Lebensrealität. Als ich das Buch las, war ich ja selbst gerade in Quarantäne, durfte das Haus gar nicht verlassen und bekam täglichen Besuch von der Polizei. War zwar immer noch nicht mal halb so schlimm wie die Situation im Buch, aber trotzdem...

Eine Besonderheit des Buches ist, dass die Figuren keine Namen haben. Es ist immer nur die Rede vom Arzt, der Frau des Arztes, der erste Blinde, der Dieb, die Frau des ersten Blinden, das Mädchen mit der dunklen Brille, der kleine Junge und so weiter. Es gibt einfach keine Namen. Das war zu Beginn irritierend und anstrengend. Später habe ich mich daran gewöhnt, ich möchte aber trotzdem nicht unbedingt, dass das jetzt plötzlich alle Autoren in ihren Büchern machen.

Auch mit dem Schreibstil hatte ich vor allem zu Beginn meine Probleme. Der Autor ist ein totaler Fan von ewig langen Schachtelsätzen mit zweihundert Beistrichen. Zwischendurch habe ich sogar mit einer Studienkollegin diskutiert, ob der nicht einfach auf der Tastatur keinen Punkt hatte. Kann doch sein, nicht? Eine kaputte Tastatur und man redet einfach allen ein, dass das Absicht war. Dann wird das halt einfach als Eigenheit des Stils gefeiert und alle findens toll. Wie gesagt, ich hatte meine Probleme damit. Auch daran habe ich mich gewöhnt, auch wenn mir diese Gewöhnung schwerer fiel, als die an die fehlenden Namen.

Mein Fazit? Ein sehr spannendes Buch, gerade für die momentane Situation. Wenn ihr Seuchenliteratur mögt, dann kann ich euch diesen Roman echt empfehlen, denn er konnte mich total fesseln. Allerdings hat dieses Buch einige stilistische Besonderheiten, die mir die Lektüre erschwert haben.

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