Rezension zu Die gute Stadt Paris von Robert Merle
Rezension zu "Der Tag bricht an" von Robert Merle
von taciturus
Rezension
taciturusvor 15 Jahren
In seinem nunmehr sechsten Band der fiktiven Romanmemoiren von Pierre de Siorac, nähert sich der Bürgerkrieg in Frankreich sowie auch das 16. Jahrhundert langsam seinem Ende zu. Nachdem wir am Beginn der Reihe den Aufbau der väterlichen Baronie Mechpech, danach das Studium Pierres und schließlich die in einen Bürgerkrieg ausgreifenden Religionsstreitigkeiten zwischen Katholiken und Hugenotten - mit dem grausamen Höhepunkt der Gewalt in der Batholomäusnacht - verfolgt haben, erreicht hier die Reihe, an der Stelle, an der Pierre seine Memoiren abschließen wird, auch einen zwischenzeitlichen Höhepunkt. Pierre de Siorac ist in der Gunst des französischen Königs Heinrich IV. hoch geachtet und wird mit einer Vielzahl an wichtigen politischen Aufträgen betraut. Merle schreibt mit einem altertümlich anmutenden Stil. Lange - teilweise verschachtelte Sätze, gehören dazu, stören aber den Lesefluß keineswegs. Vielmehr erzeilt es ein hohes Ausmaß an Authentizität und zugleich verhilft die Sprachbegabung Merles sowie die großartige Übersetzung einen Lesesog und einen melodischen Lesefluß, der für mich zur Spitze des Genres gehört. Zudem entdeckt Merle auch immer mehr die Möglichkeiten des Konzepts der Memoiren und experimentiert damit immer mehr, was eine große Freude zu beobachten ist. Zugleich wird der Roman von der Vielzahl an Personen getragen. Sowohl die fiktiven als auch die historischen Figuren tragen zum Gelingen dieser einzigartigen Reihe bei. Gerade auch die Figur Pierre de Sioracs, der der Schalk stets im Nacken sitzt. Für mich eine der besten Reihe historischer Romane. Welch Glück, dass es der sechste Teil einer dreizehnbändigen Reihe ist und somit das Ende zur Zeit noch in weiter Ferne.