Cover des Buches Mr Penumbra's 24-hour Bookstore (ISBN: B00GQ1GDJ4)
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Rezension zu Mr Penumbra's 24-hour Bookstore von Robin Sloan

Google almighty – oder doch nicht?

von bookscout vor 9 Jahren

Rezension

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bookscoutvor 9 Jahren
Eine Rezension zu "Mr. Penumbra's 24-Hour Bookstore" zu verfassen ist kein leichtes Unterfangen. Das liegt nicht nur am komplexen Plot – Robin Sloan hat mich mit seiner Geschichte außerdem auf eine wilde emotionale Achtbahnfahrt geschickt.

Bereits im Vorfeld der Lektüre hatte sich bei mir eine gewisse Erwartungshaltung eingestellt, mit der ich sicherlich nicht alleine war: Ich hoffte auf die ultimative Liebeserklärung an die Welt der Bücher.

Allerdings - und hier wurde ich das Gefühl nicht los, Sloan lache sich schelmisch ins Fäustchen – tritt schon nach wenigen Seiten der Internet-Gigant Google auf, der als wundersamer deus ex machina all das bestehende Wissen der Menschheit aus Büchern heraussaugen und verarbeiten soll, um uns schließlich zu einem vermeintlich besseren und vor allem längeren Leben zu verhelfen.

Warum? Nun, kurz nachdem Protagonist Clay die Nachtschicht in Mr. Penumbras seltsamer 24-Stunden-Buchhandlung übernommen hat, findet er heraus, dass die codierten Wälzer auf den immens hohen Regalen des Geschäftes und die befremdlichen Menschen, die sie ab und zu entlehnen, samt und sonders einer Geheimorganisation namens "Festina Lente" angehören. Gegründet wurde die Bruderschaft einst von Aldus Manutius, einem der ersten Buchdrucker, dessen chiffrierte Lebensbeichte - der Codex Vitae – so munkelt man, den Schlüssel zu ewigem Leben enthält.

Um Mr. Penumbra zu helfen, sollen Clay, seine Freundin Kat, die bei Google arbeitet, und sein Schulfreund Neel, der eine erfolgreiche Animationsfirma gegründet hat, nun schaffen, was in den vergangenen 500 Jahren nicht gelingen wollte: Sie müssen das Rätsel rund um Aldus Manutius lösen und den geheimen Code mit allen Hilfsmitteln moderner Technik knacken.

Bald stellt sich jedoch heraus, dass auch Google nicht allmächtig ist – das war der Moment, als ICH mir ins Fäustchen gelacht habe ;-) – und Clay stattdessen auf seine Kreativität und seine Freunde bauen muss.

Kurz: Man braucht zweifelsohne eine Weile, um in das Buch hineinzufinden, dann wird es jedoch Seite für Seite immer spannender, man möchte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Robin Sloan ist ein begabter Autor, der es wunderbar versteht, die abstrusesten Enden zu verknüpfen, um den Leser zu überraschen.

Sloan besticht zudem durch sein Spiel mit Wahrheit und Illusion, indem er wahre historische Begebenheiten kunstvoll mit erdachten Details verwebt, sodass man immer tiefer und tiefer nachrecherchiert – ja, auch mithilfe von Google ;-)

Ein Beispiel: Griffo Gerritszoon, der im Buch eine wichtige Rolle spielt, hat in der Tat gelebt und auch mit Aldus Manutius zusammengearbeitet, allerdings lautet sein "echter" Name Francesco Griffo. Die von Griffo entwickelte Schriftart, die bis heute auf jedem Computer vorinstalliert ist, nennt Sloan "Gerritszoon" – und stachelt damit seine Leser dazu an, sich selbst auf Spurensuche zu begeben und herauszufinden, wofür dieser erfundene Name steht, welche Schrift gemeint ist.

Gespannt bin ich jetzt noch auf die 80-seitige "Vorgeschichte", die zeitglich mit dem Buch, allerdings rein als e-Book erschienen ist:
http://www.amazon.de/Die-unglaubliche-Entdeckung-Mr-Penumbra-ebook/dp/B00I9Y7O5S/
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