Außen hui, innen fade
von lefra
Kurzmeinung: Außen hui, innen doch eher fade. Leblose Figuren und Handlung. Schade.
Rezension
Künstlerin. Forscherin. Reisende. Feministin.
Ruth Kornberger verspricht in ihrem Roman „Frau Merian und die Wunder der Welt“ eine imposante Reise an der Seite einer historischen Figur, die all diese Eigenschaften in sich zu vereinen suchte.
Niederlande, Ende des 17. Jahrhunderts: Um der Enge ihrer unglücklichen Ehe zu entfliehen, versucht die Malerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian in Amsterdam den Neuanfang. Ihr großer Traum ist es, von dort eine Überfahrt ins ferne Surinam zu ergattern, um im tropischen Regenwald die faszinierende Vielfalt der Schmetterlinge zu studieren. Der Start in der großen Stadt allerdings ist holprig. Die erwarteten Malschülerinnen bleiben aus, und Financiers für eine Forschungsreise nach Übersee finden sich auch keine. Aber Maria gibt nicht auf. Hartnäckig rennt sie Türen ein, knüpft Kontakte und bringt ihre ältere Tochter unter die Haube. Doch als es endlich so weit ist, zögert sie – denn mit dem geheimnisvollen Jan de Jong, der immer wieder ihren Weg kreuzt, gibt es nun jemanden, der sie in der Heimat hält …Atmosphärisch und sinnlich, mit viel Gespür für Details, zeichnet Ruth Kornberger ein Portrait der Künstlerin und Forscherin Maria Sibylla Merian – einer faszinierenden Frau, deren Wagemut keine Grenzen kannte und die ihrer Zeit weit voraus war.Das Buch wird klimaneutral produziert.
Leider versprach der Roman mehr als er letztendlich liefern konnte.
1) Maria Merian und die Figuren der Handlung
Als Hauptprotagonistin wird Maria eindeutig allen anderen Figuren vorangestellt, wodurch der Leser zwar ihren Standpunkt vermittelt bekommt, die Geschichte insgesamt jedoch leidet, da alle anderen Figuren in der Farb- und Bedeutungslosigkeit ihrer Randerscheinung ertrinken.
2) Liebesgeschichte
Die Romanze zwischen der gebildeten Feministin und ihrem geheimnisvollen Verehrer zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman. Durch viele Zeitsprünge und das Auslassen sämtlicher Informationen über Herrn de Jong kann auch dieser keine Verbindung zum Leser erzeugen. Ich bin ein großer Fan einer guten Liebesgeschichte, gerade wenn die Frauen darin nicht als naive, kleine Dummchen dargestellt werden, allerdings ist diese hier einfach nicht ausreichend aufgebaut um überhaupt als solche zählen zu können. Zeitverschwendung auf zu vielen Seiten.
3) Emanzipation
Grundsätzlich ist es interessant zu lesen, wie Maria Merian für sich selbst ein selbstständiges Leben abseits des Ehemarktes und der Männerwelt schafft, schade ist allerdings, dass diese Eigenschaften von ihr nicht weitergegeben werden. In der Hoffnung zu lesen, wie sie ihr Erbe weiterträgt und auch ihren Töchtern entsprechende Werte beibringt finden diese sich schließlich in klassischen Rollenmustern der Ehe oder als beständiges Schoßhündchen der Mutter. Keine der Frauen des Romans kann hier so ganz überzeugen.
4) Reise
Bis es überhaupt zum eigentlichen Punkt der Reise kommt ist der Roman bereits halb zu Ende. Zugunsten seitenweisen Geplänkels, das doch einen sehr faden Beigeschmack hinterlässt.
5) Die Kunst
Vermutlich das Thema, auf das ich mich am meisten gefreut habe als Gleichgesinnte. Die Leidenschaft, die Maria Merian zu ihrer Kunst hegt und mit welcher Inbrunst sie ihr Schaffen verteidigt sind beeindruckend. Insgesamt reicht dies jedoch leider nicht für einen gelungenen Roman.
Zusammenfassend war das wunderschön anzusehende Buch am Ende leider nicht mehr als das. Ein Buch, das schön aussieht und daher im Bücherregal bleiben darf. Lesen muss man es jedoch nicht. Ich habe mich sehr lange nicht derart durch Seiten quälen müssen und das bei einem Roman, der 100 Prozent meine Interessen abbildet. Alles in allem nur ein Wort:
Schade.