Cover des Buches Die zweite Haut (ISBN: 9783453437548)
Rezension zu Die zweite Haut von Ryan David Jahn

Die zweite Haut - Ryan David Jahn

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein spannender Thriller mit einem fesselnden Plot. Doch hätte diese Geschichte in meinen Augen ein besseres, glaubwürdig Ende verdient.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren
Inhalt

Simon hat einen Menschen getötet. In Notwehr hat er den Mann erschlagen, der nachts die Tür zu seiner Bude aufgebrochen und ihn brutal attackiert hat. Jetzt steht er atemlos über der Leiche und überlegt, was er tun soll. Er zweifelt an seinem Verstand. Denn der Tote wirkt seltsam vertraut. Und Simon weiß auch, warum: Sein Angreifer ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.

Wer war der mysteriöse Doppelgänger und was wollte er? Auf der Suche nach Antworten gerät Simon in einen Strudel der Ereignisse, der ihn unaufhaltsam in den Abgrund reißt.

Meine Meinung

Heyne Hardcore hat dieses Buch in ihrem Adventkalender verlost und ich habe es gewonnen! Vielen Dank Heyne Verlag!

Simon lebt in Los Angeles und führt ein ziemlich armseliges Leben. Er schläft auf einer schäbigen Matratze direkt auf einem Hartholzboden. Sein blasses Gesicht ist von Aknenarben übersät. Er muss rezeptpflichtige Pillen nehmen. Er ist erst 34 Jahre alt, aber sein Haar ist vorzeitig ergraut, dünn und spröde wie das eines 80-Jährigen. Es ist Spätsommer, doch ein genaues Datum kann er nicht nennen. Die Tage gleichen sich so sehr, dass Wochentage oder Daten bedeutungslos scheinen. Er trägt eine Brille mit dicken Gläsern wegen seiner Kurzsichtigkeit. Er arbeitet in einem Lohnverrechnungsbüro von Montag bis Samstag und wünscht sich, dass er auch sonntags arbeiten könnte. Nicht weil ihm seine Arbeit so begeistert, sondern weil er sonst nichts hat oder mit seiner Zeit anzufangen weiß. Er ist ein ziemlich einsamer Mensch.

Dieser Thriller fängt schon sehr mysteriös an. Eines Nachts bricht jemand in Simons Wohnung ein und versucht ihn zu erwürgen. Simon gelingt es, den Einbrecher mit einer Taschenlampe abzuwehren. Nur leider hat er ihn damit erschlagen. Obwohl es Notwehr war und er deutliche Würgemale am Hals vorweisen kann, ruft er nicht die Polizei, wie es jeder vernünftige Mensch machen würde. Der Mann schaut aus wie er, nur jünger. Warum sollte jemand diesen farblosen Mann töten wollen? Er führt ein so unscheinbares Leben, dass es niemanden auch nur auffällt, dass es ihn gibt. Doch Simon handelt jetzt fast gleichgültig, kaltblütig, gefühllos. Er versucht herauszufinden, warum dieser Mann ihn töten wollte.

Die Charakterisierung von Simon ist wirklich hervorragend gelungen. Er ist aber auch der Einzige in diesem Thriller. Alle anderen Charaktere sind ziemlich blass und konturlos. Trotzdem blieb ich neutral und empfand weder Sympathie noch Antipathie für Simon. Er handelt nicht immer logisch oder verständlich. Seine Verwirrung und sein Zorn sind nachvollziehbar, aber seine Reaktionen sind es nicht immer.

Was diesem Thriller wirklich ausmacht, neben den Protagonisten, ist natürlich der Plot. Je weiter man in die Geschichte reinkommt, umso mysteriöser wird sie. Der Leser stellt schon alle möglichen Thesen auf, was sich hier wirklich abspielt, eines wilder als der andere. Nach Beenden des Buches würde ich es allerdings weniger als Thriller bezeichnen und mehr als Mystery-Drama. Es ist auch schwer über den Plot etwas zu schreiben, ohne zu viel zu verraten. Sowohl die Auflösung selbst als auch das Ende im Epilog fand ich etwas enttäuschend, aber das liegt vielleicht daran, dass meine Mutmaßungen wesentlich komplizierter waren. Ab der Mitte des Buches erkennt der Leser immer wieder bestimmte Begebenheiten und fragt sich, wieso Simon so blind ist. Doch ist es auch logisch, dass der Mensch manches einfach nicht sieht, weil er es nicht sehen will. Der psychologische Aspekt des Plots ist ein wesentlicherer Teil, als man anfangs denkt.

Der Schreibstil von Ryan David Jahn ist einfach und prägnant. Er kommt in kurzen Sätzen direkt auf den Punkt. Eben durch diesen Stil fesselt er den Leser und lässt keinen Raum für Langeweile. Ich kann nicht behaupten, dass der Spannungsbogen so extrem wäre, aber die gnadenlose fast emotionslose Erzählweise hält die Spannung auf einem konstanten Level.

Ein spannender Thriller mit einem fesselnden Plot. Doch hätte diese wirklich originelle Geschichte in meinen Augen ein besseres, glaubwürdigeres Ende verdient. Für mich ist es zu unrealistisch und abwegig. Darum gibt es nur 4 von 5 Sterne.

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