Auf dem Land leben? Für jede kleinste Besorgung den Wagen starten, rundherum nur alte Leute, die nichts besseres zu tun haben, als sich das Maul über dich zu zerreißen, und überall lautes, stinkendes Viehzeug? - Nein, danke. So denkt auch Anna, die Protagonistin und überzeugte Großstädterin in Sarah Heumanns Roman "High Heels im Hühnerstall". Doch dann treiben eine gescheiterte Beziehung bzw. der damit verbundene Verrat ihrer besten Freundin die Ärztin wider Erwarten an einen Ort, der genau diese Annehmlichkeiten verspricht.

Von dem Besuch bei ihrer Tante auf dem Land erhofft sich Anna vorallem eines: Abstand zu ihrem Privatleben und ein wenig mütterlichen Zuspruch. Dies scheint zunächst auch (nicht zuletzt durch den Kulturshock, den zu verdauen Annas volle Aufmerksamkeit fordert) zu funktionieren, doch dann kommt alles etwas anders als gedacht...

Mit viel Witz und Liebe zum Detail karrikiert Sarah Heumann das Landleben aus Sicht einer typischen urbanen Karrierefrau. Der kritische Leser mag die geringe Mehrdimensionalität der Protagonistin bemängeln, dafür sind aber die Nebencharaktere (insbesondere die Dorfbewohner) liebevoll ausgestaltet. Zwar mögen diese ebenso wie manche Handlungsdetails zunächst etwas übertrieben wirken, genau das aber lässt den Leser immer wieder schmunzeln und manchmal auch laut loslachen. Insgesamt zeichnet das Buch besonders der erfrischende sowie unterhaltsame Sprachstil der Autorin aus.

Genau wie Anna muss man als Leser das Landleben und die Bewohner des kleinen Dörfchens einfach ins Herz schließen. Jedem, der sich gerne von locker-leichten Liebesschmökern unterhalten lässt, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Wer sich hingegen tiefe Gefühle und Landromantik erhofft, sollte eher zu einem anderen Buch greifen.