Rezension zu "Warum ich Buddhist bin und weshalb Sex, Steaks und Whisky dazugehören" von Stephen T. Asma
Eine Bemerkung vorweg. Mir geht es in dieser Rezension um das Buch als Produkt, in keinster Weise um Herrn Asmas persönliche Überzeugungen und/oder deren Tauglichkeit. Und das „Buch als Produkt“ kann ich eben nur anhand dessen beurteilen, was es über sich selbst aussagt - und über Vergleiche mit ähnlichen Büchern.
Es gibt in letzter Zeit zwei bemerkenswerte Strömungen bei Sachbüchern über Buddhismus, die sich teilweise überschneiden. Die eine möchte ich einmal die „Frechdachs“-Strömung nennen. Mit reißerischen Titeln, betont moderner Sprache und saloppen Vergleichen sollen hier altbekannte Weisheiten neu vermittelt werden. Die zweite nenne ich den „Atheistischen Buddhismus“. Moderne westliche Buddhisten erklären hier, warum sie gewisse Aspekte wie Karma und Reinkarnation aussparen, warum sie rundheraus auf etliche transzendente und mythologische Anteile verzichten. Kurz, hier wird „Buddhismus light“ propagiert.
Stephen T. Asma scheint in seinem Buch beides vereinen zu wollen. Der Titel ist unbestreitbar reißerisch, was vom Cover (einem zwinkernden Buddha im Strahlenkranz) noch unterstrichen wird. (Mich würde interessieren, inwiefern der Autor am Cover beteiligt war!) Die Sprache ist durchgehend salopp, und er verwendet eingängige und teils witzige Beispiele aus dem Alltag. Und auch er zählt zum „atheistischen Buddhismus“. Er betrachtet viele Aspekte der Tradition, Mythologie und des Rituals als altmodischen Ballast, ohne den man auch sehr gut Buddhist sein könne. Und genau dies will er dem Leser, laut eigener Aussage, vermitteln - jeder könne Buddhist sein.
Ich finde, dass ihm das nur teilweise gelingt. Der reißerische Titel beispielsweise ist eben nur das – ein Titel. Es geht im weiteren Inhalt weder besonders um Sex, noch um Steaks oder Whisky. Alles das taucht nur am Rande auf. Auch der Effekt der saloppen Sprache hatte sich für mich nach spätestens drei Kapiteln totgelaufen. Da gibt es Autoren, die das besser können - zuvorderst sicher Brad Warner und Chögyam Trungpa.
Was den „atheistischen Buddhismus“ angeht, sorry, auch hier habe ich schon Überzeugenderes gelesen. Das Buch von Asma ist mir zu persönlich, thematisch zu willkürlich herausgegriffen. Zwei Drittel des Buches finde ich brauchbar - nämlich die ersten Kapitel zu Liebe, Elternschaft und die Beschreibung seiner Sinnsuche im Teenageralter. Doch dann wird es „schwafelig“ und wenig greifbar. Die letzten Kapitel, besonders zu Kunst und Arbeitsleben, habe ich als bloße Aneinanderreihung persönlicher Vorlieben und inhaltsloser Plattitüden empfunden. Auch die Quellenangaben und der Bezug zur ursprünglichen Lehre nehmen deutlich ab. Als Buch einfach nicht gut gemacht. Wer wirklich etwas über skeptischen bzw „atheistischen Buddhismus“ wissen will, dem empfehle ich Robert Thurman (übrigens der Vater der Schauspielerin Uma Thurman ).
Ferner habe ich den Argumentationsgang und die sachliche Fundierung des Buches etwas zu bemängeln. In Teilen ist das Buch eine nur schlecht verbrämte und kaschierte Teenager -Autobiographie. Zwar sind die angebrachten Zitate alle richtig, der Autor stellt sachlich -soweit ich es beurteilen kann - nichts „falsch“ dar, aber eben unglaublich verkürzt. Eben weil der Buddhismus historisch gewachsen ist, und jahrhundertelang nichts Schriftliches existierte, kann man meiner Ansicht nach nicht einfach die Tradition und Geschichte über Bord werfen. Da schüttet man das Kind mit dem Bade aus. Auch hätte ich mir einen kurzen Überblick über das Schrifttum des Buddhismus (woher die Zitate ja letztlich stammen) und ein Literaturverzeichnis gewünscht. Beides fehlt hier.
Einsteigern in den Buddhismus kann ich das Buch wirklich nur bedingt empfehlen. Oder zumindest nur mit dem Hinweis auf ergänzende Lektüre. Schade, hier sollte offenbar ein unwissendes Publikum mit einem verlockenden Etikett angezogen werden.