Cover des Buches Tod am Teufelsloch (ISBN: 9783944124858)
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Rezension zu Tod am Teufelsloch von Tanja Bruske

Kindermädchen im Hause Grimm

von mabuerele vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Exakt recherchierter historischer Krimi, der im Hause des Amtsmanns Grimm spielt. Die zukünftigen Märchensammler sind 5 und 6 Jahre alt.

Rezension

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mabuerelevor 8 Jahren

„...Räuberromantik sieht anders aus, dachte Lisa. Goethe und Schiller hätten mal besser Feldstudien betreiben sollen...“

Die 35jährige Lisa braucht nach der Trennung von Patrick eine Auszeit. Sie nimmt ein Sabbatjahr und plant eine Weltreise. Von ihren Freunden und Bekannten hat sie sich verabschiedet. Doch sie kommt nicht weit. Auf einer Brücke verunglückt sie mit dem Auto und landet im Fluss.

Als sie zu sich kommt, liegt sie auf einem Boot. Eine junge Frau beugt sich über sie. Lisa kennt das Gesicht. Es ist Ruth, eine junge jüdische Frau. Ihr Bild sah sie vor 15 Jahren, bei ihrer ersten Reise in die Vergangenheit. Auf Nachfrage erfährt Lisa, dass sie sich nun im Jahre 1791 befindet.

Die Autorin hat einen fesselnden historischen Krimi geschrieben. Es ist der zweite Teil einer Trilogie. Obwohl ich den ersten Teil bisher nicht gelesen habe, konnte ich problemlos der Handlung folgen. Alle Informationen zu Teil I, die nötig sind, finden sich in der Geschichte.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Es hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Ein Grund dafür ist in dem ungewöhnlichen Ansatz der Autorin zu sehen. Lisas zweite Reise, die 15 Jahre nach der ersten stattfindet, katapultiert sie zu einem Zeitpunkt, der circa ein Jahr vor ihrer ersten Reise liegt. Sie weiß also, dass Ruth in wenigen Monaten sterben wird. Kann sie die Vergangenheit ändern?

Das Buch zeichnet sich durch eine exakte Recherche aus. Lisa, die Geld verdienen muss, landet als Kindermädchen bei dem Amtsmann Wilhelm Grimm. Jakob ist 6 Jahre, sein Bruder Wilhelm 5 Jahre alt. Ausführlich werden die Lebensverhältnisse im Hause Grimm beschrieben. Als Lisa bei einem Spaziergang ein totes Mädchen entdeckt, ist es Aufgabe des Amtmanns, den Täter zu finden.

Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Die Autorin beherrscht den Umgang mit treffenden Metaphern. Gleichzeitig durchzieht ein feiner Humor die Geschichte, der vor allem dann zum Tragen kommt, wenn Lisa die Errungenschaften der Neuzeit vermisst oder vor Aufgaben gestellt wird, die sie vorher nie lösen musste. Auch ihre Kenntnisse als Literaturwissenschaftlerin sind humorvoll verpackt, wie obiges Zitat zeigt. Lisas Gedanken werden kursiv hervorgehoben, das gefällt mir gut. So ganz nebenbei hat die Autorin eine Menge an Informationen in der Geschichte untergebracht. Dazu gehören jüdische Traditionen, das Räuberwesen der Zeit, Schlachtfest und Johannisfeuer. Die französische Revolution hinterlässt erste Spuren. Ruth, die selbstbewusst auftritt, muss begreifen, dass sie als Jüdin und Frau eben noch nicht die Rechte hat, die sie gern hätte. Andererseits gibt es viele Situationen, wo nicht nur die Männerwelt von Lisas Handeln überrascht ist.

Im Anhang trennt die Autorin Fiktion von Realität. Zwei Karten und ein Glossar des Rotwelsch, der Sprache der Räuber, ergänzen das Buch.

Das in Rot gehaltene Cover vom Teufelsloch passt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die historische Genauigkeit, die spannende Handlung und der humorvolle Stil bilden ein gelungenes Ganzes.


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