Cover des Buches Still - Chronik eines Mörders (ISBN: 9783426305119)
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Rezension zu Still - Chronik eines Mörders von Thomas Raab

Eine seltsame Mischung

von VeroG vor 8 Jahren

Rezension

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VeroGvor 8 Jahren
Man nehme: Ein bisschen „Schlafes Bruder“, ein Quäntchen aus dem „Parfüm“, ein klein wenig „Kaspar Hauser“ und eine Prise Hermann Hesse, rühre gut durch und stülpe darüber eine altmodische, etwas langatmige Sprache. Das ergibt „Still“. Ist das große Literatur? Möglich.

Was es auch ist: eine Aufzählung der Gedanken des Autors zu Liebe, Glaube, Hoffnung, Tod. Normalerweise erzählt ein Buch eine Geschichte. Diese hier will sich mir nicht erschließen. Noch auf Seite 300 hoffe ich darauf, dass die Handlung endlich Fahrt aufnimmt. Vergeblich. Liegt es an mir, dass mich die langatmigen Schilderungen nicht abgeholt haben? Dass außer dem aus Liebe mordenden Kind die Figuren blass und eindimensional rüberkommen? Dass viele Taten der handelnden Personen ohne erkennbare Motive geschehen? Vielleicht.

Selten hat mich ein Buch so zwiespältig zurückgelassen. „Ein berauschendes Leseerlebnis“, wie in den Pressestimmen angeführt, ist es für mich nicht. Eines ist allerdings sicher: Dieses Buch ist anders als alles, das ich in den letzten Jahren gelesen habe. Lange Zeit dachte ich, die Geschichte spielt in einer weit zurückliegenden Zeit. Ohne Internet und Handys. Das hätte auch die Sprache erklärt. Doch das relativiert sich bald, da es einen Bezug zur Sonnenfinsternis 1999 gibt.

Kann ich das Buch weiterempfehlen? Jein. Nur für die LeserInnen, die sich durch langatmige Beschreibungen lustvoll durchbeißen. Die sich an einem antiquierten Stil nicht stoßen. Die sich nicht dadurch abschrecken lassen, dass ein Kind sinnlos mordet. Dessen Eltern kläglich in der Erziehung versagt haben. Insofern doch ein modernes Thema. Die Kinder heute morden halt eher bei IS. Oder prügeln wehrlose Mädchen und alte Männer zu Tode.
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