Cover des Buches Fürchtet euch (ISBN: 9783596194438)
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Rezension zu Fürchtet euch von Wiley Cash

Stimmungsvoll und unglaublich packend

von zenia_xanadu vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein Buch, das mich so schnell nicht wieder loslassen wird.

Rezension

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zenia_xanaduvor 9 Jahren
Ein geistig behinderter Junge, der während eines Gottesdienstes „geheilt“ werden soll und stattdessen getötet wird. Eine Mutter, die es zulässt. Und ein kleiner Bruder, der heimlich beobachtet: „A Land More Kind Than Home“ ist eine schlimme Geschichte. Aber so großartig geschrieben, dass man den Roman unbedingt lesen muss.

Streng genommen ist „A Land More Kind Than Home“ ein Krimi. Ein Junge stirbt, eine Kirchengemeinde schweigt und ein Sheriff versucht, den Todesfall aufzuklären. Als Leser sind wir dem Sheriff aber von Anfang an einen Schritt voraus. Denn wir wissen, was passiert ist. Nicht das klassische „Whodunnit“ ist es, was diesen Roman so spannend macht. Sondern ganz andere Fragen: Wie entsteht religiöser Fanatismus? Wie kann eine Mutter tatenlos zusehen, während ihr Sohn umgebracht wird? Was wird aus dem kleinen Bruder Jess, der die Vorfälle in der Kirche beobachtet und von Schuldgefühlen zerfressen ist? Und hatte der charismatische Pastor Chambliss nicht noch ganz andere Motive, den 13-jährigen, geistig zurückgebliebenen Christopher aus dem Weg zu schaffen?

Wiley Cash entfaltet die Hintergründe meisterhaft, indem er die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven erzählen lässt. Da ist zum einen die alte Hebamme Adelaide Lyle, die aus der Kirchengemeinde ausgetreten ist und die sich um die Kinder im Dorf kümmert – um sie so lange wie möglich vom Einfluss des Pastors fernzuhalten. Adelaide hat schon lange keinen Fuß mehr in die Kirche gesetzt, war aber vor vielen Jahren Zeugin eines ähnlichen Todesfalles.

Dann gibt es Jess, den jüngeren Bruder des Opfers, der sich zu einer Mutprobe herausfordern lässt und auch endlich wissen möchte, was die Erwachsenen in der Kirche tun. Der außerdem mitbekommt, dass der Pastor seine Mutter besucht, wenn der Vater nicht da ist, und dass da irgendetwas nicht stimmt. Ohne es zu wollen, treibt Jess die tragischen Ereignisse mit voran. Und schließlich folgen wir Sheriff Clam Barefield bei seinen Ermittlungen nach Christophers Tod. Wir verzweifeln mit ihm an der Verbortheit der Zeugen und sehen hilflos zu, wie die Ereignisse auf eine letzte Tragödie zusteuern.

Jedem der Erzähler verleiht Wiley Cash eine authentische Stimme, die mit ihrer Persönlichkeit, ihren Wünschen, Bedürfnissen und Ängsten zur Geschichte beiträgt. Jeder der drei ist in seiner eigenen begrenzten Wahrnehmung gefangen und bringt seine eigene Vergangenheit mit in die Handlung ein. Nur für uns Leser fügen sich die subjektiven, lückenhaften Erzählungen wie Puzzleteile zu einem großen Gesamtbild zusammen. Das ist stimmungsvoll und bisweilen grausam, beklemmend und dabei unglaublich packend. Ein Buch, das mich so schnell nicht wieder loslassen wird.


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