Cover des Buches Zeit der Zauberer (ISBN: 9783608947632)
StephanieSchusters avatar
Rezension zu Zeit der Zauberer von Wolfram Eilenberger

Sehr inspirierend und motivierende Philosophiegeschichte vor hundert Jahren

von StephanieSchuster vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Philosophie von vier großen Denkern als Lesevergnügen präsentiert, sehr inspirierend und motivierend.

Rezension

StephanieSchusters avatar
StephanieSchustervor 6 Jahren
Ein besonderes Jahrzehnt der Denker, der großen Aufbrüche soll es gewesen sein, das Jahrzehnt vor genau hundert Jahren. Der Autor Wolfram Eilenberger vergleicht die Lebensgeschichten und Erkenntnisse von vier Philosophen miteinander. Ludwig Wittgenstein, Martin Heidegger, Walter Benjamin und Ernst Cassirer. Auch wenn sich diese Herren nur am Rande wirklich zu Lebzeiten begegneten, so teilen sie doch die Denkweise. Heidegger und Wittgenstein zogen sich in einsamen Hütten von der Welt zurück, Benjamin suchte dagegen wie Cassirer die pulsierende Großstadt, um Klarheit zu fassen. In kurzen Kapiteln skizziert Eilenberger vier Lebensentwürfe, die voller Inspiration und Motivation stecken.
Es gibt keinen Zweifel, schrieb Wittgenstein in seinem „Tractatus“: „Denn Zweifel kann nur bestehen, wo eine Frage besteht; eine Frage nur, wo eine Antwort besteht, und diese nur, wo etwas gesagt werden kann.“
Oder: „Alles, was dem Leben und der Welt, in der wir leben, im eigentlichen Sinne Sinn verleiht, befindet sich jenseits der Grenzen des direkt Sagbaren.“ Das ermöglicht Kunst und Philosophie, die das umkreisen, das nährt die Kraft der Fantasie.
Wir erfahren aber auch viel Menschliches, Schrullen und Eigenheiten. Sympathisch, dass Walter Benjamin, ein Vermögen für seine Sammlung alter Kinderbücher ausgab. Oder Ernst Cassirer sind von den anderen Denkern unterschied, indem er als einziger, im Vergleich mit den anderen drei, keine große Sache aus seiner Schöpferkraft machte, er tat es einfach.
Zeit der Sinnsucher, Zeit der Zauberer. Auch wenn Eilenberger weder zeigefingerhaft in die Gegenwart verweist noch ausdrücklich Bezug nimmt, so liegt es nahe, die Welt von damals mit heute zu vergleichen. Die Suche nach Glück, Sinnerfüllung, der Rückzug in die Askese, Minimalismus, der aufkeimende Antisemitismus.
Der Autor schafft es, schwierige philosophische Ansätze leicht verständlich und anregend aufzubrechen, ohne die gehaltvollen Aussagen der Philosophen zu verwässern. Das ist ein großes Lesevergnügen, kurzweilig und spannend.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks