Cover des Buches The Rest is Noise (ISBN: 9783492053013)
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Rezension zu The Rest is Noise von Alex Ross

Rezension zu "The Rest is Noise" von Alex Ross

von M.Lehmann-Pape vor 11 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 11 Jahren
Ein profunder Einblick in eine doch ganz eigene Welt Vorweg gesagt, ein „einfaches“ Buch liegt hier wahrlich nicht vor, was nicht zu letzt auch dem gewählten Thema an sich geschuldet ist. Eng gedruckt führt Alex Cross den Leser ausführlich durch die eher „E“ Musik des 20. Jahrhunderts (auch wenn Cross selbst die leidige Unterscheidung zwischen „E“ und „U“ Musik relativiert und auch „Grenzgänger“ in seine Darstellung mit einbezieht, auf Jazz und Rock´n Roll mitverweist). Von Strauß und Mahler in der „neuen Welt“ über Sibelius, von Ravel über Strawinsky und der sowjetischen Musik der stalinistischen Ära, von Copland über Cage, Schostakowitsch bis zur Avantgarde der 60er und 70er Jahre, vielfachen Spuren geht Cross nachher und ordnet diese in seine chronologische Abfolge ein. Von 1900 bis 1933 (das goldene Zeitalter, Falk, Jazz, Berlin in den Zwanzigern u.a.), von 1933 bis 9145 (Radiomusik Amerikas, Hollywood, ebenso der Blick auf Russland mit u.a. Prokofjew) und die Zeitspanne von 1945 – 2000 sind die drei großen Epochen, die Cross zugrunde legt. Künstler und konkrete Werke sind es dabei, die Cross nicht nur im Buch „zum klingen“ bringt, sondern, dankenswerter Weise, auch als Hörerlebnisse auf einer Internet Page dem Buch entsprechend zur Verfügung stellt. Eine große Hilfestellung, keine Frage, alleine schon, wenn man sich die intensive Auseinadersetzung mit „Daphne“ aus dem Spätwerk Richard Strauss zu Gemüte führt. Da ist es hier und da fast zwingend notwendig, die interpretatorischen Ausführungen im Buch zugleich nachhören zu können. So erschließt sich Seite für Seite an der kundigen Hand des Autors die vielschichtige und umfassende Entwicklung, die „Welt der Musik“ des 20. Jahrhunderts. Wobei nicht nur für das Thema und die vorliegende Breite eine hohe Komplexität vorliegt, sondern auch in Stil und Sprache ein sehr konzentriertes Lesen erforderlich ist. Cross schreibt nicht locker und populär vor sich hin, sondern teilt tatsächlich sein profundes Wissen auch auf hohem sprachlichen Niveau mit. Selbst da, wo die Beatles in den Fokus rücken und von Cross durchaus mit dem „Darmstadt-Sound“ und den progressiven Experimenten der Darmstädter Komponisten jener Zeit in Verbindung gesetzt werden, muss man schon genau und konzentriert lesen, um die Zusammenhänge dann im Gesamten zu erfassen. Eine im Übrigen an sich spannende Phase im Buch, die zeigt, wie musikalische Avantgarde und neues erproben von Komponisten hier und da in der Populärmusik Widerhall und Weiterentwicklung fand (Riley, Rech und Glass mit ihrem Minimalismus der klaren Tonalität später dann bei Velvet Underground und anderen). Alex Cross legt eine umfassende Betrachtung der jüngeren Musikgeschichte auf hohem Niveau vor, in der er dem interessierten Leser Musiker, Komponisten, Zeitströmungen, Werkgeschichte, gegenseitige Beeinflussungen, aber auch Abkoppelungen von allgemeinen musikalischen Entwicklungen durch ein ganze Jahrhundert lang fundiert und profund vorlegt. Thema und Darreichungsform erfordern allerdings ein konzentriertes Lesen und die Bereitschaft, Cross tatsächlich tief in die Materie hinein zu folgen.
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