Cover des Buches Streichquartett (ISBN: 9783630874678)
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Rezension zu Streichquartett von Anna Enquist

Streichquartett

von Sikal vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Eine tiefsinnige Geschichte rund um Freundschaft und Musik.

Rezension

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Sikalvor 8 Jahren

In dem Buch von Anna Enquist geht es um vier Freunde, die auf einem Hausboot musizieren und deren Beziehung zueinander. Alle haben ihr Päckchen im Alltag zu tragen und jeder für sich hat durch die Musik einen Weg gefunden damit umzugehen.

Die erste Geige spielt Hugo in diesem Quartett, der nach einer Trennung sich liebevoll um seine kleine Tochter kümmert und berufliche Probleme bekommt als der Kulturetat wieder mal gekürzt wird.

Die zweite Geige, Heleen, ist etwas naiv, versucht für alle das Beste und geht für ihre Familie auf. In ihrer Freizeit schreibt sie Briefe an Gefängnisinsassen. Immer glaubt sie an das Gute im Menschen und wird dann doch eines Besseren belehrt.

Carolien und Jochem spielen Cello und Bratsche. Die beiden haben an einem schweren Verlust zu tragen. Jeder versucht auf seine Art damit umzugehen und irgendwie weiterzuleben. Während sich Carolien immer weiter zurückzieht, verstummt und von Träumen geplagt wird, vergräbt sich Jochem in seine Arbeit. Sie funktionieren im Alltag, von einem gemeinsamen Leben kann jedoch nicht die Rede sein. Doch die Musik verbindet und hilft, wenngleich auch nur für Momente.

Des Weiteren spielt der ehemalige Musikprofessor Reinier eine große Rolle, der durch sein Alter in einer Angst gefangen ist – die Angst, dass die Behörden ihn aufgrund seiner Hilflosigkeit in einer Betreuungseinrichtung unterbringen könnten. Er hat irgendwie eine Verbindung zu den vier Freunden und umschließt die Geschichte.

Die Autorin hat hier einen vielschichtigen Roman geschrieben, der tief in die jeweiligen Charaktere eindringt und dadurch deren Eigenschaften hervorkehrt. Durch ihre Ausbildung ist sie es gewohnt zu beobachten und empathisch auf Menschen einzugehen, was in diesem Beziehungsgeflecht großartig hervortritt. Ebenso wirkt ihr persönlicher Lebensweg stark in den Roman hinein – die Autorin meinte in einem Interview, dass sie trotz dem Tod ihrer Tochter Klavierspielen konnte und die Musik für sie eine große Hilfe war.

Der Schreibstil wechselt während der Geschichte, während der erste Teil in einem Piano verläuft, steigert sich der letzte Part mit einem gewaltigen Crescendo bis zu seinem Höhepunkt. Man möchte meinen, einem klassischen Konzert beizuwohnen.

Eine wunderbare Geschichte über Freundschaft, Trauer, Depression und großartige Musik.

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