Cover des Buches Die Allee der verbotenen Fragen (ISBN: 9783426653869)
Rezension zu Die Allee der verbotenen Fragen von Antonia Michaelis

Ein durch und durch besonderes Buch

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Akelei, eine biedere Hausfrau aus Mecklenburg-Vorpommern, führt ein eintöniges Leben, als sie plötzlich ihre Jugendliebe entdeckt. Fin, der Junge, mit dem sie eigentlich nicht sprechen durfte, aber eine tiefe innere Bindung hatte, ist vor 18 Jahren von heute auf morgen verschwunden und nun sieht sie ihn völlig unerwartet als Spiegelbild in einem Schaufenster... Akelei denkt nicht die Bohne nach und folgt ihm. Mit einem lebenden Huhn in der Tasche und ohne wirklich wahrzunehmen, dass Fin nicht annähernd älter geworden ist - im Gegensatz zu ihr. Johann ist als Kind deutscher Eltern in England aufgewachsen und nach dem Schulabschluss auf der Suche nach sich und seinen Wurzeln. Doch gleich zu Beginn seiner Reise durch Europa, die er vor dem Studium absolvieren möchte, haut es ihn fast aus den Socken: auf einem Greifswalder Friedhof entdeckt er einen Grabstein mit seinem Namen, Johann Fin Paul. Das alleine ist schon befremdlich genug, doch was ihn noch mehr verwirrt, ist die Tatsache, dass der hier Begrabene nicht einmal seinen Geburtstag überlebt hat - und zwar exakt den Geburtstag von Johann. Wie groß kann dieser Zufall sein? Doch als wäre das kein ausreichendes Rätsel, drückt der Pfarrer Johann auch noch einen Koffer in die Hand... Nun geht es auf eine Reise durch die halbe Republik: Johann kann mit dem Inhalt des Koffers nichts anfangen, aber das entmutigt ihn nicht, sich auf die Suche zu machen - unwissend immer die unscheinbare Akelei mit Huhn im Schlepptau. Ehrlicherweise kann ich das Buch nicht in ein Genre einordnen. Aber warum sollte ich überhaupt? Das Buch ist ein Faszinosum, das mich abwechselnd zum Lachen, Grinsen, aber auch zum Nachdenken gebracht hat. Antonia Michaelis erzeugt dabei eine ganz eigene Spannung, die es mir wirklich schwer gemacht hat, das Buch aus der Hand zu legen. Die Autorin hat nicht nur ein Händchen für ihre Figuren, die auf einen fremden Betrachter vermutlich langweilig wirken würden, hier aber außergewöhnlich und ganz und gar nicht öde sind, sondern auch für einen Sog, der durch enorme Fantasie und einen leichtfüssigen Stil erzeugt wird. Dazu kommt eine beinahe unordentliche Erzählweise, die es nicht immer einfach macht, zu überblicken, wie alles zusammenhängt: einmal erfahren wir aus Akeleis Kindertagen und dem Alltag in der DDR, dann wiederum müssen wir erfassen, wer hier eigentlich wen beobachtet und wie es überhaupt angehen kann, dass an Fin quasi 18 Jahre spurlos vorbeigegangen sind... Und zu guter Letzt: was wird Akelei mit dem auf der Reise Beobachteten und Gelernten machen? Wirklich ein besonderes Buch, das mich gefangen genommen hat und mir ungewöhnliche, luftig-lockere Lesestunden beschert hat! Für alle Leserinnen, die Lust auf einen etwas anderen Roman haben und dabei ihre Fantasie spielen lassen wollen.
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