Cover des Buches Der Totenleser (ISBN: 9783352008412)
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Rezension zu Der Totenleser von Antonio Garrido

Rezension zu "Der Totenleser" von Antonio Manuel Garrido

von Gospelsinger vor 11 Jahren

Rezension

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Gospelsingervor 11 Jahren
Song Ci hat immer wieder Pech. Immer wieder wird es ihm schwer gemacht, seine Talente einzusetzen und das zu tun, was er am liebsten macht: Lernen und das Gelernte anwenden. Das liegt aber auch an den seltsamen Riten, die es zu seiner Zeit, um das Jahr 1200, während der Song-Dynastie, in China gab. Cis Vater muss seine Stelle als Beamter in der Provinzhauptstadt aufgeben, weil die Riten es verlangen, dass er sich nach dem Tod seines Vaters jahrelang aus dem öffentlichen Leben zurückzieht. Ci ist nun den Launen seines älteren Bruders Lu, der den Hof übernommen hat, ausgeliefert und muss den Großteil der Feldarbeit allein verrichten. Dabei wird er immer wieder bis aufs Blut schikaniert. Seine einzige Hoffnung ist Richter Feng, der ihn in die Grundbegriffe der Medizin und der Untersuchung von Toten eingeführt hat und der es ihn ermöglichen könnte, in die Hauptstadt zurückzukehren, zu studieren und die Aufnahmeprüfung für den Öffentlichen Dienst abzulegen. Aber plötzlich benimmt Cis Vater sich seltsam und verbietet eine Rückkehr in die Stadt. Plötzlich häufen sich die unglückseligen Ereignisse. Lu wird des Mordes angeklagt und verurteilt, ein Blitzschlag vernichtet den Hof und tötet Cis Eltern, das Geld, das Ci zur Rettung seines Bruders aufgetrieben hat, wird ihm abgenommen, seine kleine Schwester Mei Mei ist todkrank und benötigt teure Medikamente. Ci geht mit seiner Schwester in die Hauptstadt und muss erst einmal alle möglichen Arbeiten annehmen, um sie zu ernähren und die notwendigen Medikamente zu besorgen. Selbst auf die betrügerischen Spielereien des angeblichen Wahrsagers Xu muss er sich aus purer Not einlassen, denn Cis Kenntnisse der Rechtsmedizin sind für Xus Betrügereien nützlich. Als seine kleine Schwester stirbt, schafft Ci es, auf der angesehenen Ming-Akademie angenommen zu werden. Endlich kann er studieren. Aber die Freude währt nur kurz, denn sein Mitbewohner ist ehrgeizig, neidisch und skrupellos. Als der Kaiser Ci in seinen Palast befiehlt und ihm aufträgt, eine Reihe rätselhafter Todesfälle aufzuklären, wird es für Ci richtig gefährlich. Denn hier hat er noch mehr Neider. Und als er der Aufklärung der Morde näher kommt, deckt er eine unglaubliche Intrige auf. Kein Wunder, dass man versucht, ihn aus dem Weg zu räumen. Kann er überhaupt noch jemandem vertrauen? Ich habe dieses Buch förmlich verschlungen. Es ist flüssig und spannend geschrieben, die Charaktere sind plastisch und lebendig. Besonders Ci hat es mir mit seiner Beharrlichkeit angetan. Er lässt sich nicht unterkriegen, ist intelligent und wißbegierig. Man merkt dem Roman an, dass der Autor gründlich recherchiert hat. Das Buch hat sogar einen Anhang mit historischen Informationen, einem Glossar, dem wahren Lebenslauf des Protagonisten und weiterführender Literatur. Über das Alte China weiß ich sehr wenig, deshalb hat es mir gefallen, durch dieses Buch etwas für mich Neues zu entdecken. Song Ci gab es wirklich, er wurde 1186 geboren und er war auch in der Realität der erste Gerichtsmediziner der Welt. 1247, zwei Jahre vor seinem Tod, hat er die erste forensische Abhandlung der Geschichte verfasst, das Hsi Yuan Lu Hsiang i. Dies ist ein idealer Schmöker für verregnete und kalte Tage, der sich durch sein ungewöhnliches Setting von anderen historischen Romanen abhebt.
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