Cover des Buches Jakobsblut (ISBN: 9783548608334)
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Rezension zu Jakobsblut von Barbara Pope

Rezension zu "Jakobsblut" von Barbara Pope

von Gospelsinger vor 14 Jahren

Rezension

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Gospelsingervor 14 Jahren
Um mich zwischendurch vom Durcharbeiten des Buches von Sarrazin zu erholen, habe ich Jakobsblut angefangen – und mich dort sofort wieder mit dem gleichen Thema konfrontiert gesehen. Ausländerfeindlichkeit und Judenhass sind eben nicht nur aktuelle Themen, sondern ziehen sich durch die gesamte neuere Weltgeschichte. So auch im Frankreich des 19. Jahrhunderts, als die Dreyfus-Affäre die Gemüter erregte. Ein Säugling wird aufgefunden, ermordet und ausgeweidet. Wurde er für jüdische Rituale benutzt? Dann werden noch zwei erwachsene Juden ermordet aufgefunden, beide waren Stützen der jüdischen Gemeinde. Aber wer gehört eigentlich zu dieser Gemeinde? Wer sind die Juden überhaupt? Sind alle Juden gleich? Haben die Morde etwas mit der Dreyfus-Affäre zu tun? Der Untersuchungsrichter Bernard Martin taucht in die für ihn fremde Welt ein und erkennt, dass alles nicht so einfach ist, wie es scheint. Jude ist eben nicht gleich Jude, und in der jüdischen Gemeinde gibt es Differenzen und unterschiedliche Strömungen, wenn es um die richtige Strategie für in Frankreich lebende Juden geht: Assimilierung oder Bewahrung der Tradition? Schnell stellt sich die Frage, ob der Mörder ein Antisemit ist oder aus den eigenen Reihen der Juden kommt. Dabei kann Bernard Martin sich gar nicht richtig auf den Fall konzentrieren, denn eine private Tragödie bindet seine Kraft. Barbara Pope ist Historikerin, und das merkt man dem Buch an. Sie weiß, wovon sie spricht und integriert die geschichtliche Situation im Frankreich des 19. Jahrhunderts geschickt in das Romangeschehen, ohne dass es trocken oder langweilig wird. Neben der Situation der Juden wird auch die gerade erst beginnende Emanzipation der Frauen thematisiert. Die historischen Erläuterungen am Anfang und am Ende des Buches sind fundiert und hilfreich. Das Buch ist der zweite Band einer Serie, lässt sich aber auch ohne Kenntnis des ersten Bandes gut lesen. Die Charaktere waren mir sympathisch und das Ende lässt hoffen, dass es weitere Romane um Bernard Martin geben wird.
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