Cover des Buches Die Ordensburg (ISBN: 9783453523333)
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Rezension zu Die Ordensburg von Bernhard Hennen

Geschmackssache: E-Ritter sind anders als Elfen-Reihe, aber Klasse Hennens bleibt; atmossphärischer

von Conan08 vor 6 Jahren

Rezension

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Conan08vor 6 Jahren

Die zwei Hauptprotagonisten in „Elfenritter: Die Ordensburg“ sind zwei 11 jährige Kinder. Die Schilderungen über die Welt allgemein und die Gedanken der Protagonisten können den vier großen Elfen-Romanen Nicht das Wasser reichen. In den Elfen-Romanen hat es Bernhard Hennen sehr gut und einmalig verstanden seine Beschreibungen über Charaktere, Gedanken, Natur, Orte, Ereignisse so weitmaschig ineinander zu verschachteln, dass ein vollkommen neues Leseerlebnis dabei entstanden ist. Jetzt fängt der Autor an, wie fast alle anderen Autoren auch, immer nur eine Sache sehr ausführlich zu umschreiben, um sich dann der nächsten Sache zu widmen. Alles wird Punkt für Punkt abgehandelt. So liest sich das ganze Buch deutlich umschriebener in seinen Themen und deutlich linearer als alle Elfen-Romane. Desweiteren kann ich mit Kindern als Hauptfiguren nicht so viel anfangen. Die erwachsenen Schilderungen und die zeitlosen „alten“ Elfen haben mir da deutlich mehr zugesagt. Die Schilderungen lesen sich entsprechend „naiv“ und „unreif“, an die Charaktere und ihre Entwicklung angepasst.

Eins muss man Bernhard Hennen sehr zu Gute halten. Er schreibt absolut authentisch und realistisch und er entdeckt sich selbst in seinen Romanen immer wieder neu. Das mit den Kindern und deutlich ausführlicheren und lineareren Umschreibungen ist halt Geschmackssache. Auch wenn ich finde, dass er sich hier mit seinen anderen literarischen Fähigkeiten etwas „beraubt“. Das Ganze liest sich jetzt mehr wie ein Mittelalter-Roman. Bis dahin, Seite 100 ca., verdient der Roman 4 von 5 Sternen.

Stopp.

Ich habe mir noch mal die Mühe gemacht das Buch nach 100 Seiten von Vorne zu lesen. Ich habe mich in eine andere Stimmung versetzt und ein anderes Lesetempo angestimmt. Etwas schneller und emotionaler. Jetzt kann ich mich mit dem Roman gut anfreunden, ganz egal ob alles eine Spur detaillierter beschrieben wird, als in den Elfen-Romanen. Es dauert eine Weile bis man die verschiedenen neuen Charaktere in sein Herz schließt, da die sehr gut umschriebenen Charaktere auch weniger in den Vordergrund treten. Persönlichkeitsmerkmale, Eigenschaften und Erlebnisse müssen auch erst einmal stattfinden.

Insgesamt sind die Gedanken der beiden 11-jährigen Hauptdarsteller Luc und Gishild in vielen Punkten schon sehr reif, ihrem Alter entsprechend deutlich voraus, da beide schon viel erlebt haben und vor dem harten Leben kaum zurückschrecken. In dem einen Kapitel, wo Gishild nachts auf Streifzug durch den dunklen teils mondbeschienenen Wald umherstreift, entsteht eine richtig gruselige Abenteueratmosphäre. Es dauert auch nicht lange bis immer mehr Actionszenen und Kampfhandlungen in immer ausdauernder Konstellation stattfinden, ganz egal ob zu Pferd oder zu Schiff. Das Buch wird mit jeder Seite quasi besser. Die Kämpfe zwischen den „Barbaren“ und den Rittern sind ein neues kämpferisches Highlite in Bernhard Hennen’s Elfen-Universum. Er hat einige neue Kampfszenarien entstehen lassen. Und alle Kampfhandlungen werden wie alles andere länger denn je im Detail geschildert. Die Zeitsprünge und rasanten Ortswechsel, bzw. Weltenwechsel gibt es hier kaum. Die Geschichte um „die Ordensburg“ ist geordneter, linearer, überschaubarer geworden, und das bei gleichbleibender Spannung. Hat sicherlich Vor- und Nachteile. Gleichzeitig ist sie auch sehr düster, wie das Mittelalter, weil nicht nur Kriege und Intrigen herrschen, sondern auch die Pest wütet mit all ihrem Leid und Schrecken.

Für die Leser, die Vorkenntnisse aus den anderen vier großen Elfenromanen haben, werden vor allem zu Beginn des Buches auf einige Wiederholungen stoßen bezüglich der Tjured-Kirche, ihrer Entstehung und der Geschichte des Fjordlandes und dessen Götterkultur. Trotzdem lesen sich auch diese Passagen sehr erfrischend. Der Riesenvorteil dabei ist, dass Leser, die quasi keinen der Elfenromane bisher gelesen haben, oder nur den ersten Elfenroman „Die Elfen“ gelesen haben, sich sehr schnell zu Recht finden werden. Ich empfehle dennoch zumindest „Die Elfen“ vorher gelesen zu haben.

Stopp.

Jetzt wo ich den Roman zu Ende gelesen habe, komme ich zu dem Schluss wieder einen guten Roman gelesen zu haben, der aber den anderen Elfenromanen nicht das Wasser reichen, z. B. verglichen mit "Elfenkönigin" oder "Elfenwinter". So vergebe ich gute 4 Sterne von 5 Möglichen.

Ich hätte mir gewünscht, dass die Ereignisse ausführlicher beschrieben werden und auf die Charaktere noch tiefer eingegangen wird. Erst zum Ende des Buches kristallisieren sich für mich einzelne Ereignisse und Charaktere deutlich mehr in den Vordergrund. Davor war einfach zu Vieles „bunt“ zusammengewürfelt über weite Strecken. Dem hätte man entgegenwirken können, indem man das Buch 200 bis 300 Seiten länger gemacht hätte, oder einfach die Geschichte weniger komplex mit weniger Charakteren gestaltet hätte. Positiv war, dass es viele atmosphärische schöne Kapitel gegeben hatte, aber es ist zu schnell hin und her gewechselt worden, so dass sich einige Kapitel nur als bloßes Stückwerk gelesen haben, wobei in der Geschichte im Vergleich zu den Büchern der Elfenreihe nur sehr wenig passiert ist. Zudem gefallen mir die vielen Erzählperspektiven aus der Sicht von „Kindsköpfen“ bei Weitem nicht so gut wie aus der Sicht von Erwachsenen. Außerdem waren die Menschen deutlich in den Vordergrund getreten. Dabei lese ich Erzählstränge und Kapitel von und über Elfen, Trolle, Kentauren und verschiedenen Kobolden deutlich lieber.

Das geschilderte „Buhurt-Spiel“ war eine willkommene Abwechslung zu lesen. Was mit sauer aufgestoßen ist beim Lesen, dass allgemein diesmal ein verstärktes Augenmerk auf Intrigen, auf Lügen, Zweifel und Ängsten gelegt wurde. Dadurch dass ich Vorkenntnisse aus den anderen Elfen-Romanen habe, hat sich so Vieles wiederholt in den Schilderungen, dass ich als Leser nicht wirklich warm geworden bin damit. Da lese ich doch viel lieber die geschilderten Ereignisse in den Elfen-Romanen selbst nach.

Die Atmosphäre ist wie weiter oben erwähnt absolut Top in diesem Buch. Aber insgesamt fand ich das Buch mit Abstand am Orientierungslosesten was die Zielsetzung der Charaktere und der Ereignisse anbelangt. Da hatten die anderen Bücher deutlich mehr Biss und Zielstrebigkeit an den Tag gelegt. Eine klare Linie habe ich hierbei vermisst. An vielen Stellen habe ich im Buch alles doppelt und dreifach erfahren, wo es nicht nötig war, gerade was die Gedanken, Absichten und Beweggründe der mächtigen Protagonisten rund um die Tjured-Kirche anbelangt. Die Kinder wussten natürlich nicht, was hinter ihren Köpfen alles geplant und bewerkstelligt wurde. Aber diese Gesamtkonstellation hat mir eher kontraproduktiv an diesem Buch gefallen. Das hat Bernhard Hennen ganz anders in den Elfen-Romanen gelöst.

Bei all der Kritik mag ich Herr Hennens Schreibstil und Klasse in seinen Büchern sehr. Und die Bücher haben auch einen hohen Wiederlesewert. Das Hauptding an dem ich mich störe, ist mir alles aus der Sicht von „Kinderköpfen“ vorzustellen und zu lesen, wo gleichzeitig alles so manipuliert wird von allem und jedem. Das ist mir alles viel zu naiv und vorgetragen, zu engstirnig, zu sehr gezwungen. Das macht es mir so schwer, mich voll und ganz auf das Buch einzulassen, es genießen zu können. Ich fühle mich gar nicht so richtig auf einem Schiff oder an einem anderen Ort gut aufgehoben, weil aus der Sicht der Kinder alles so aufgezwungen wird. Alles ist so künstlich inszeniert, wie der Tjured-Glauben und seine Anhänger. Diese Menschen passen nur schwer ins Elfen-Universum hinein. Es sind Kinder, und alles wird so ernst behandelt. Man will den Kindern Respekt einflößen, Ängste in ihnen schüren. Das ist so grausam. Bei Erwachsenen macht mir das nichts aus, aber bei Kindern ist es echt schlimm. Ich fühle mich da total klein beim Lesen und so richtig eingesperrt. Und gleichzeitig kann ich das Ganze nicht für voll nehmen. Die Eindrücke, die die Kinder einsammeln und vermittelt bekommen sind total überzeichnet und überreizen die Sinne. Die Erwachsenen kommen einem dabei einfach nicht real bzw. realistisch vor in ihrem Dasein und Handeln. Sie sind nicht wirklich greifbar, viel weiter weg und gleichzeitig viel verletzbarer. Das wäre anders, wenn ich in die Gedankenwelt von Erwachsenen eintauche. Als Leser habe ich viel weniger die Kontrolle, wie ich fühle und in der Geschichte verweilen möchte.

Insofern hat Herr Hennen alles richtig gemacht. Er hat es geschafft, sich in die Köpfe der unterschiedlichen Altersklassen, Rassen und Arten hinein zu versetzen. Abgesehen von den Gefühlen, die das Buch mitunter verursacht, würde ich dem Buch sogar 5 Sterne verleihen, gerade was den Wiederlesewert anbelangt. Aber man kann das Buch auch an den anderen Elfenbüchern messen. Ich bin gespannt auf den zweiten Elfenritter-Roman: „Die Albenmark“. Vielleicht lese ich zuvor „Die Ordensburg“ auch ein zweites Mal. Gerne denke ich an die schön umschriebenen Orte und Szenarien. Außerdem kenne ich die Charaktere jetzt schon viel besser. Und ich bekomme nicht mehr alles „so-vorgekaut-und-weiß-trotzdem-nicht-richtig-Bescheid-was-wirklich-abgeht“. Im Nachhinein lesen sich die geschilderten wechselnden Ereignisse alle sehr schön. Nur als Leser hatten mich oft andere Dinge in der Geschichte beschäftigt, als die der Autor in wechselnden Erzählsträngen thematisiert hat. Es waren für meinen Geschmack zu viele innere Konflikte die die Charaktere mit sich ausgemacht haben und zu viel Erzählung über vergangene Zeiten, bzw. was sie früher erlebt haben. Es hätten mehr selbst erlebte aktuelle Abenteuer sein können, die in längeren Kapiteln hintereinander ausgeschmückt werden. Anders als in den anderen Elfenbüchern wurde die mit Abstand größte und spektakulärste und fast einzigste actionreiche Schlacht bereits auf den ersten 250 Seiten geschlagen. Danach mussten sich erst Ereignisse, und Charaktere weiter entwickeln. Danach wurde das Buch ein fast „klassisches“ Aufbaubuch für die nächsten zwei Elfenritter-Romane mit vielen atmosphärisch schönen kleinen Abenteuern. Das quälende an der Sache war, das man als Leser permanent nicht um die verschiedenen Schicksale um Luc und Gishild Bescheid wusste. Alles hat sich Stück für Stück dahingeschleppt, ohne das es einen großen „Wumms“ auf irgendeine Art und Weise gegeben hätte. Und im Hinterkopf ist man als Leser der Elfen-Romane so verwöhnt von der unterschiedlichen Macht der Albenkinder bzw. verschiedenen Zauberer und Kämpfer. Und diese Macht ist permanent so zum Greifen nahe, und trotzdem entfernt sie sich immer weiter weg durch die Entführung bzw. Ausbeutung“/„Versklavung“ der Hauptprotagonisten.

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