Cover des Buches Die Modernisierung meiner Mutter (ISBN: 9783351050337)
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Rezension zu Die Modernisierung meiner Mutter von Bov Bjerg

Humor ist, wenn man am Ende trotzdem lacht

von Antek vor 8 Jahren

Rezension

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Antekvor 8 Jahren

„Auch ziemlich merkwürdig von der Natur. Man geht in sie hinein, spaziert etc., und irgendwann stellt man fest, dass dort alles immer noch so ist wie vor dem Internet.“ S. 142

Als Leser bekommt man in die „Modernisierung meiner Mutter“ auf guten 150 Seiten 22 Storys geboten und zusätzlich noch einige dazwischengeschobene Minimeldungen, ähnlich dem vorangestellten Zitat. Ich bin eigentlich nicht der typische Leser von Kurzgeschichten, aber die Beschreibung und ein Blick ins Buch haben mich magisch angezogen. Ich konnte nicht mit allen Geschichten etwas anfangen, aber dennoch habe ich mich mit vielen wirklich gut unterhalten gefühlt und ich konnte auch einige Highlights ausmachen.

Wirklich sehr gut hat mir „Beschissene Jobs, Folge 24: Gott“ gefallen, in der Horoskope einmal aus der anderen Perspektive betrachtet werden, hier konnte ich unheimlich viel schmunzeln. „Kasperle und Polizist“ zeigt nur zu gut, dass leider oft nur Teuer geschätzt wird und zählt für mich auch zu den wirklich gelungenen Storys. Auch bei „Paternoster“ habe ich mich prächtig unterhalten gefühlt, wollte ich doch auch schon immer einmal wissen, ob die Weiterfahrt durch Boden und Keller wirklich ungefährlich ist. Richtig schmunzeln und sogar noch etwas lernen konnte ich bei „Fragmente einer Geschichte Evolution I“, klärt sie doch über das Phänomen Schnarchen auf. Bei vielen Geschichten lebten auch Kindheitserinnerungen auf, z.B. an Tante Emma Läden oder Musikkassetten, was mich gefreut hat.

In einer Geschichte heißt es, für eine Lesung wählt er „Geschichten, die die Grenze vom geselligen Witz zum einsamen Wahnsinn gerade noch nicht überschritten hatten“ aus und ich habe den Eindruck, diese Auswahl gilt auch für dieses Buch an sich.

Der Autor spielt mit Sprache, so darf sich manchmal Englisch unter den deutschen Text mischen, wie z.B. “I´m thinking of Schinkennudeln. Big ans fettig und gebraten in the pan.“ in der ersten Geschichte „Schinkennudeln“, bei der leider genau solche nicht serviert werden, dafür gibt es ganz besondere Wortkreationen wie „Muskatnussjoghurtsoßenkonvertiertenschinkennudeln“. Bov Berg bedient sich auch pointierter, treffender und origineller Sprachbilder wie z.B. in „Zuchtbulle Beppo“ in der „700kg Käfer gegen etwas die gleiche Masse vom wiederholten Geschlechtsakt erschöpften Lebendwurst rempeln“. Der Sprachstil des Autors liest sich sehr angenehm und bietet viel Abwechslung, langweilig wird es also mit seinen Geschichten mit Sicherheit nicht.

Wer jetzt wissen will, wie man mit Kasperletheater wirklich Geld macht, warum man in einer Einkaufspassage schon mal auf den Gedanken an eine Revolution kommen kann, für was man am Fließband bezahlt wird, was sich hinter einem ersten Eindruck verbergen kann oder was es mit der Kunst am Kreisel auf sich hat, der muss selbst zum Buch greifen.

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