Cover des Buches Paper Girls 1 (ISBN: 9783959811408)
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Rezension zu Paper Girls 1 von Brian K. Vaughan

Schräge Sci-Fi-/Mystery-Mischung trifft auf Zeitungsausträgerinnen mit 80er Flair

von Kopf-Kino vor 7 Jahren

Rezension

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Kopf-Kinovor 7 Jahren
Der Auftakt der Comicreihe 'Paper Girls' – geschrieben von Brian K. Vaughan ('Saga'), illustriert von Cliff Chiang ('Wonder Woman'), koloriert von Matt Wilson – katapultiert den geneigten Leser mit einer Mischung aus Sci-Fi, Mystery und Horrorelementen zurück in die 80er Jahre und begleitet vier 12-jährige und taffe Zeitungsausträgerinnen in das schrägste Abenteuer ihres Lebens.

Am frühen Morgen des 1. Novembers 1988 beginnt Erin ihre Routine, um Zeitungen auszutragen. Dabei trifft sie auf drei weitere Mädels, die ebenfalls auf Fahrrädern ihrem Zeitungsjob nachgehen. Danach überschlagen sich die Ereignisse: Leute verschwinden spurlosen und unheimliche Fremde befinden sich plötzlich in der Stadt. Gemeinsam versuchen die vier, dem Ganzem auf den Grund zu gehen.

Diejenigen, die Gefallen am Cover finden, werden auf jeden Fall ihre Freude mit dem Zeichenstil haben. Die eher gedeckte Farbgebung, die an den richtigen Stellen von einzelnen knalligen Panels durchbrochen wird, unterstreicht die Atmosphäre der Geschichte sehr gut. Das Lettering beziehungsweise die Sprechblasen sind übersichtlich und somit gut gesetzt. Des Weiteren wird mit der Spannung gekonnt gespielt: Sobald es spannend wird, ist man als Leser gezwungen, umzublättern, um eine kleine Auflösung zu bekommen.

Besonders die taffen Mädels, bei denen wohl jede ihr "Päckchen" zu tragen hat, haben es mir angetan - dass sie in einem damals überwiegend männlich dominierten Bereich arbeiten und gleichzeitig die Heldinnen in einer Sci-Fi-Comicreihe sind, die in den 80ern überwiegend von männlichen Helden besetzt war, gefällt mir. Da hat der Autor ein gutes Schnippchen geschlagen.

Grundsätzlich arbeitet der Comic mit vielen Details: sowohl zeichnerisch als auch inhaltlich. So kann der Leser viele kleine Anspielungen finden, wie beispielsweise die in den 80ern teilweise noch vorherrschende Homophobie oder auch die antisemitischen Ansichten mancher konservativen Christen im damaligen Amerika. Der Comic scheut sich somit nicht, die damalige Zeit – trotz einer Brise 80er-Nostalgie, die aufkommt, wenn Walkie Talkies, das Spiel Arkanoid, Karottenhosen und dergleichen zu sehen sind - kritisch darzustellen, was mir sehr zusagte.

Der stellenweise eingestreute Humor lockert die überwiegend schaurig-düstere Stimmung gut auf. Amüsant ist auch, dass sowohl die Protagonistinnen als auch der Leser die Sprache der Fremden nicht verstehen kann, was eine gute Nähe zu den Figuren bewirkt. Das Tempo ist oftmals rasant, was unter anderem von den Zeitsprüngen, die sich auch optisch hervorheben, ausgelöst wird. Außerdem arbeitet der Comic mit Symboliken, die gedeutet werden wollen.

Da dieser Band den Auftakt einer Reihe darstellt, endet das Ganze natürlich mit einem Clifhanger, zumal mehr Fragezeichen im Raum stehen als zu Beginn. Zum Glück erscheint Band 2 noch dieses Jahr, den ich mir nicht entgehen lassen möchte.

'Paper Girls' hat großes Potenzial, um zu meiner Lieblingscomicreihe zu werden, da der Auftakt spannend, intelligent, vielschichtig, herrlich abgefahren und somit vielversprechend beginnt. Eine klare Empfehlung für diejenigen, die gerne Comics lesen oder einen ersten Versuch wagen wollen.

Ach ja: Das Hardcover ist ein qualitativ hochwertiges Produkt, was ich sehr begrüße: stabiles Papier und eine hohe Farbauflösung. So machen Comic Spaß!

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