Cover des Buches Der Atem der Welt (ISBN: 9783899033816)
Rezension zu Der Atem der Welt von Carol Birch

Rezension zu "Der Atem der Welt" von Carol Birch

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 11 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
„Der Atem der Welt“ habe ich als Hörbuch gehört und fand schon den ersten Satz beeindruckend schön: „Ich wurde zwei Mal geboren. Das erste Mal in einem Zimmer aus Holz, das über das schwarze Wasser der Themse ragte; das zweite Mal acht Jahre später auf dem Highway, als der Tiger mich in sein Maul nahm und eigentlich alles erst richtig begann.“ Aber es folgen noch viele weitere schöne Sätze, die auf ihre Art und Weise, Konstellation und Zusammenstellung, wie eine bunt gemischte volle und blühende Blumenwiese sind. Mich haben sie zumindest fasziniert, gefordert und den ein oder anderen empfand ich sogar etwas überladen, weil er vor lauter Wortgewalt und Vielfalt nur so überschäumte. Das mindert die Qualität von diesem Abenteuer, Freundschafts und Sehnsuchts- Seefahreroman keineswegs, denn er bedient hier mehrere Ebenen und Entwicklungsabschnitte. Alles beginnt mit der Kindheit von Jaffy der in den ärmlichen Verhältnissen der Londoner Docks groß wird und dem Leben dennoch träumerisch begegnet. Die Beschreibungen von Carol Birch, als und wie er dann dem Tiger begegnet und welches Erlebnis er dabei hat, zeigen eine sprachliche und gefühlsmäßige Leichtigkeit, Schwärmerei, die einem schon nah geht und man förmlich spürt, wie er die Nase des Tigers berührt. Man begleitet Jaffy wie er langsam ein junger Mann wird, sich verliebt, auf einem Walfang Schiff anheuert, wie wichtig ihm Freundschaft ist und bei mehreren Abenteuern die er bestehen muss, sehnsuchtsvoll an seine Heimat denkt und vielen großartigen Kleinigkeiten mehr. Mir hat das Hörbuch als Roman, Geschichte sehr gut gefallen, aber man benötigt genügend Zeit und Ruhe, um sich auf alles einlassen zu können, damit es wirkt. Nur für nebenbei hören wäre es eindeutig zu schade und ich kann sehr gut nachvollziehen, das dieser Roman auf der Shortlist des Man Booker Prize 2011 stand. Erinnert gefühlt habe ich mich ein wenig an Mark Twain „Huckelberry Finn“, das Buch Moby Dick mit seiner Ich Erzählung des Matrosen Ismael und einer gelungenen, eingeflochtenen Mischung aus Zirkusluft und gefährlichen Wildtieren, verpackt in eine oft poetische Sprache. Der Sprecher Sebastian Rudolph war zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, zu leise, aber lebte mit dem Fortgang der Geschichte zunehmend auf und hat mir doch recht gut gefallen. Das Hörbuch hat für meinen Geschmack einen sehr schönen und starken Einstieg, flacht im Mittelteil etwas ab und entschädigt im letzten Drittel ähnlich einem Schiff das in den Heimathafen einläuft.
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